Tanz auf dem Regenbogen
attraktiv genug war, um McGovern zu verführen.«
»Die Antwort lautet ja«, sagte ich. »Für McGovern ist alles mit zwei Beinen und einer Vagina…«
»Friedman! Ich warne dich!«
»… eine Schönheit. Jede unter fünfzig ist jung. Jede Frau, die eine Arbeit hat, ist unabhängig und reich. Mit anderen Worten, es könnte ihn praktisch jede Wahine aufgegabelt haben.«
»Das spricht nicht gerade für McGovern.«
»Ganz im Gegenteil, das spricht für sich. Er nimmt nur Frauen mit, die freundlich, mitfühlend, höflich, intelligent, großzügig und einigermaßen gepflegt sind.«
»Warum sucht er sich dann nicht einen Pfadfinder?« fragte Stephanie.
»Die sind zu sparsam«, sagte ich.
Zumindest kamen wir ein Stück voran. Die Wendung mit der Wahine erklärte einige Dinge. Das war der Grund, warum McGovern überhaupt so leicht entführt worden war. Das war der Grund, warum man ihn so leicht von einem Ort weggelockt hatte, an dem ein Bullenbüro nur einen Steinwurf weit weg war. Das war möglicherweise auch der Grund, warum anfänglich niemand von ihm gehört hatte. Das war jedoch nicht der Grund für den beunruhigenden MIT-MIT-MIT Anruf, den ich erhalten hatte. Und es erklärte ebenfalls nicht das absolute Ausbleiben jeglicher Kommunikation seit diesem Zeitpunkt.
Als Hoover sein Gespräch mit dem alten Mann beendet hatte, waren wir alle uns darüber im Klaren, daß wir nun wenigstens eine Spur hatten. Eine Spur ist etwas, dem die Hoffnung folgen kann. Sie führt einen nicht immer dahin, wohin man möchte, aber das ist immer noch besser, als einen nackten Mann zu beobachten, der mit einer Monstererektion durch eine psychiatrische Anstalt rennt.
»Wir sind auf einer heißen Fährte«, sagte Hoover fröhlich. »Das erinnert mich an einen Limerick, den ich kenne.«
»Ach du lieber Gott«, sagte Stephanie, »kannst du ihn nicht zum Schweigen bringen, Friedman.«
»Es war einst ein Perverser namens Hoover«, begann Hoover. »Der kannte eine Sexbesessene in Vancouver.«
»Ich will es nicht hören«, sagte Stephanie.
»Sie war eine laszive junge Schlampe…«
»Er leidet am Tourette Syndrom«, sagte Stephanie.
»Und hatte ne dicke Wampe…«
»Mach’, daß er aufhört, Friedman!«
»Geht nicht.«
»Und lehrte ihn das Schleckmopsmanöver«, endete Hoover schwungvoll.
»Das war grauenhaft«, sagte Stephanie.
»Was machen wir jetzt, Sherlock?« fragte Hoover mit einem selbstvergessenen Lächeln.
»Wir schenken dir einen Maulkorb zu Weihnachten«, sagte Stephanie.
»Konnte der alte Mann die Wahine beschreiben?« fragte ich Hoover. »Besondere Merkmale, Haarfarbe, Größe? War sie vielleicht so groß wie Stephanie?«
»Niemand ist so groß wie Stephanie«, sagte Hoover.
»Das solltest du auch nicht vergessen, du kleiner Mehuna«, sagte Stephanie.
»Das heißt Menehune«, sagte Hoover. »Eine Mehuna wiederum ist eine ziemlich obskure Gerätschaft, die man einer Wahine auf den Unterleib legt…«
»Friedman! Das ist zuviel!« schrie Stephanie. »Ich gehe zurück ins Hotel und kümmere mich um les Enfants.«
Aber bevor sie ihre Drohung wahr machen konnte, sahen wir eine Gestalt, die aus der Dunkelheit auf uns zurannte. Als die Gestalt näher kam, materialisierte sie sich allmählich in John McCall. Er war in einem Zustand größter Erregung.
»Wie hast du uns gefunden?« fragte ich.
»Ich bin bis zur Statue runtergerannt und ab da dem Zigarrengestank gefolgt«, sagte John.
»Wir haben eine Spur«, sagte Hoover.
»Wir haben noch mehr«, sagte McCall.
»Was?« sagte Stephanie mit Furcht in der Stimme.
»Eine Lösegeldforderung«, sagte McCall.
Teil Vier
Am Geld
20
Der einzige Ort, an dem man in Hawaii richtig schlechten Kaffee bekommt, ist das Starbucks. Wenn man sich von dort fernhält, kann eigentlich schon fast nichts mehr schief gehen. Der Zimmerservice eines schicken Hotels oder einer Absteige, gute Restaurants oder Denny’s by the Sea, sogar das Forty-Nine Diner (so genannt, weil alle glaubten, Hawaii wäre der 49. Staat der Union und alle falsch lagen), sie alle servieren erstklassigen Kaffee, den sie mit variierenden Mengen magischen Konabohnen von Jakob und der Wunderbohne zubereiten. Ohne Zweifel ist dieser Kaffee das Getränk der ersten Wahl, wenn man darauf wartet, daß Kidnapper wegen einer Lösegeldforderung wieder Kontakt aufnehmen.
Die Lösegeldforderung an sich war eine ziemlich einfache und direkte Angelegenheit. Die Kidnapper hatten
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