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Tanz auf Glas

Tanz auf Glas

Titel: Tanz auf Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ka Hancock
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nicht, was ich sagen sollte. Wenn ich getan hätte, worauf Priss so beharrlich gedrängt hatte, gäbe es mein Baby gar nicht. Aber ich brachte es nicht fertig, sie daran zu erinnern, während sie Tränen in den Augen hatte. »Es hat mit Brinley zu tun«, sagte ich. »Du weißt, wie ich dieses Städtchen liebe, und ich will, dass sie hier aufwächst.«
    Nach ein paar Augenblicken löste sich Priss’ verletzte Anspannung, und ihre Schultern sanken herab.
    »Lily wird eine großartige Mutter sein«, gestand sie widerwillig ein.
    »Ja. Aber mir geht es noch um etwas anderes. Ich will, dass Mickey eine große Rolle im Leben meines Kindes spielt, und ihr beide würdet das nicht hinbekommen. Außerdem musst du vermitteln können, wenn sich Mickey und Lily mal nicht einig werden. Und weißt du was, Priss? So wird meine Tochter nur eine Tante haben. Ist dir klar, dass du damit die Einzige bist, die sie schamlos verwöhnen darf? Das ist eine ganz besondere Rolle, die dich da erwartet.«
    Sie nickte abwesend. »Ja, das stimmt wohl alles.« Sie starrte mich durchdringend an. »Aber ich will dich etwas fragen.«
    »Okay.«
    »Und sag mir die Wahrheit, Lucy.«
    »Ich höre.«
    »Wenn du damals gewusst hättest, wie es kommen wird, hättest du dann abgetrieben?«
    »Nein«, antwortete ich ohne Zögern. »Selbst wenn ich das getan hätte, wäre ich genau da gelandet, wo ich jetzt bin, aber ohne Mickey etwas zu hinterlassen. Das hätte ich ihm nicht antun können. Und dass ich meine Tochter jetzt nicht richtig kennenlernen werde, bedeutet ja nicht unbedingt, dass ich sie nie kennenlernen werde.«
    »Wovon sprichst du?«
    Ich begann zu husten und winkte ab. »Ich bereue es nicht«, stieß ich mühsam hervor.
    Priscilla schenkte mir ein Glas Wasser ein, und als ich zu husten aufhörte, strich sie mir über die Wange. »Ich wusste, dass du das sagen würdest. Ich wollte es nur hören, um ganz sicherzugehen.«
    »Was hören?«, fragte Mickey, der gerade hereinkam.
    »Ich glaube, ich gehe uns mal etwas zu essen machen«, sagte Priscilla und glitt eilig von der Bettkante.
    »Die Dunleavys haben einen großen Topf Suppe und frisches, heißes Brot herübergebracht«, erklärte Mickey. »Ich wollte euch gerade fragen, ob ihr Hunger habt.«
    Ich tätschelte seine Hand. »Später.«
    Mickey küsste mich auf die Stirn, aber nicht so flüchtig wie sonst, und ich spürte, wie er zu zittern begann. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass sich Priscilla die Hand vor den Mund schlug und hinausging. Ich wünschte, ich hätte irgendetwas tun können, um diese Flut turbulenter Gefühle erträglicher zu machen, aber ich war zu müde. Mickey legte sich zu mir und schmiegte das Gesicht an meinen Hals.
    »Ich liebe dich, mein Schatz«, sagte ich und streichelte sein stoppeliges Kinn.
    Als ich ein paar Stunden später wieder aufwachte, saß Priscilla im Sessel an meinem Bett und las mein Bilderbuch. Sie sagte, Mickey sei bei Gleason, was mich überraschte – ich wusste, dass er keinen Termin hatte.
    »Gut«, sagte ich. »Das muss doch ziemlich langweilig sein, mir dabei zuzusehen, wie ich … tue, was ich eben tue.«
    »Ich habe dir Apfelsaft mitgebracht«, entgegnete Priss und hielt mir das Glas an den Mund. Der Saft schmeckte köstlich, und ich trank ziemlich viel, ehe ich mich wieder aufs Kissen sinken ließ. Dann bat ich meine Schwester, mir ein Bad einzulassen. Ich wollte Mickey mit einer frisch gewaschenen Frau und frischer Bettwäsche überraschen, was so ungefähr alles war, was ich an diesem Tag noch zustande bringen würde. Mir blieben noch fast drei Stunden, bis Harry kam.
    Priss gab sich große Mühe, das Badewasser auf die genau richtige Temperatur zu bringen, und es fühlte sich an meiner traurigen Haut herrlich an. Als ich den Kopf zurücklehnte, kam es mir so vor, als sei mein ganzer Körper in einer warmen Hand voller Seifenblasen geborgen. Nachdem ich eine Weile so gelegen hatte, klopfte Priss und steckte dann den Kopf durch den Türspalt.
    »Muss ich mir Sorgen um dich machen?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Ist dein Sauerstoffgerät an?«
    »Ja.«
    »Soll ich dir den Rücken schrubben?«
    »Oh, das wäre himmlisch«, sagte ich mit einem wohligen Seufzer.
    Priscilla seifte einen Waschlappen ein und setzte sich auf den Rand der Wanne. Ich richtete mich auf und hörte ein leises Japsen, das Priscilla mit einem Hüsteln zu überdecken versuchte.
    »Entschuldige, ich hätte dich warnen sollen. Das ist kein hübscher Anblick.«
    »Lucy, wie kannst

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