Tanz der Engel
ihm, davon loszukommen.«
»Ich weiß, worauf ich mich einlasse!«, warf Christopher ein.
»Gabriella glaubte das auch – und sie hatte ebenso gute Gründe wie du, kein Schattenengel zu bleiben.«
»Mit Simons Hilfe wäre es ihr gelungen, zurückzufinden.«
»Du hast keinen Simon! Das Risiko ist mir zu groß. Beim letzten Mal bist du beinahe gescheitert.« Arons Geduld war am Ende. »Außerdem gefährdest du nicht nur dich, sondern auch Lynn. Was, wenn sich ihr Dämonenanteil an deinem entzündet? Zwei Schattenengel in einem Raum?! Wie soll das gutgehen?«
»Ich werde alle Vorkehrungen treffen, um das zu verhindern.«
»Und wer soll sie zurückholen, falls du das nicht kannst?«
»Ist es nicht das, was du willst? Dass sie ihren Schatten ohnemeine Hilfe besiegt? Entscheide dich, Aron! Ich bin nicht bereit, noch länger zu warten.«
Aron zögerte. Christophers Drohung beunruhigte ihn. Er wusste, dass er den Racheengel nicht aufhalten konnte. »Nur wenn Lynn zustimmt und du dich, egal wie es ausgeht, nicht mehr ohne meine Erlaubnis einmischst.«
Christopher ließ – wo auch immer – seine Waffe verschwinden. Meine Augen waren zu langsam, um dieses Geheimnis zu lüften. Und auch Arons Schwert löste sich scheinbar in nichts auf. Ich entspannte mich ein wenig, bis ich bemerkte, wie drei Augenpaare mich anstarrten.
»Was passiert, wenn ich ablehne?«, fragte ich Christopher.
»Dann werde ich gehen.«
»Erpressung also!«
»Sagen wir: Vertrauen«, antwortete Christopher.
Super! Jetzt hatte ich die A-Karte und sollte entscheiden, ob ich Christopher traute und dabei seine Sicherheit riskierte oder mich auf Arons Seite schlug, was Christopher mir sicher mehr als übelnehmen würde. Aron war gegen Christophers Vorschlag. Christopher erwartete meine Zustimmung, und ich hatte keine Ahnung, was richtig und was falsch war.
Meine Aufmerksamkeit fiel auf Ekin. Als er meine Unsicherheit sah, griff er an sein Handgelenk, löste die Armfessel und warf sie mir zu. Anscheinend zweifelte er an Christophers Fähigkeiten weniger als ich.
War es die Furcht vor Christophers Schattenseite oder die Angst, meine Liebe aufs Spiel zu setzen, die mich zurückhielt? Beides sollte mich nicht daran hindern, ihm zu vertrauen. Christophers Engelswesen war stark. Es würde ihn nicht im Stich lassen.
Der Gedanke, dabei vielleicht selbst wieder zum Monster zu mutieren, gefiel mir zwar nicht, hielt mich aber auch nicht davon ab, Christopher mein Vertrauen zu schenken.
»Aron, du verlierst nichts, falls Christophers Versuch scheitert. Doch wenn du dich ihm entgegenstellst, riskierst du eure Freundschaft. Gib ihm deine Zustimmung, und ich schwöre dir, ein Musterschüler zu werden.«
Arons Augenbrauen wanderten zweifelnd nach oben. »Du solltest nichts versprechen, das du nicht halten kannst. Aber allein die Aussicht, dich daran erinnern zu können, ist mehr wert, als du ahnst.« Mit ernster Miene wandte er sich an Christopher. »Ich gebe dir bis zum Abend Zeit – danach gehört sie mir.«
Christopher bemerkte, wie unsicher ich mich fühlte, als er mich bat, auf einem seiner Mackintosh-Stühle sitzen zu bleiben, während er die Vorbereitungen traf. Das helle Grün in seinen Augen verriet seinen Ärger. Er bemühte sich, ihn zu verbergen, während er mich zu beruhigen versuchte, indem er sanft die Konturen meiner Wange nachzeichnete.
»Lynn, hab keine Angst. Wenn du siehst, welche Gefahr sich hinter dem dämonischen Teil verbirgt, wirst du ihm leichter widerstehen können.«
»Aber was ist mit dir?«, fragte ich besorgt.
»Ich habe das schon hundert Mal getan. Einmal mehr oder weniger macht keinen Unterschied.«
»Warum hast du dann geschworen, dich nie wieder darauf einzulassen?«
»Es war ein Versprechen, das ich Simon gab, als er sich an mich band.«
»Und weil Simon tot ist, denkst du, dein Versprechen nicht mehr halten zu …«
Christophers dröhnendes »Nein!« brachte mich zum Schweigen. Die Wärme, die seine Berührung in mir hinterlassen hatte, verschwand.
Christopher sah mein Frösteln und wandte sich ab. Er spürte meine Angst, wollte sie aber nicht wahrhaben – nicht jetzt,nachdem er sich entschieden und seinen Willen gegen Aron durchgesetzt hatte.
»Es tut mir leid, ich wollte dir nicht vorwerfen …«
»Lass es gut sein!« Wieder ließ Christopher mich nicht ausreden, und ich war froh, nur seinen Rücken sehen zu können. Seinen zornfunkelnden Augen zu begegnen konnte ebenso schmerzhaft sein, wie die
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