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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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behelfsmäßigen Betten. Irgendwo waren Pierce und Ryan und Mandrake und Shelby. Jenn und Clancy hatten oben das vordere Schlafzimmer. Andere Mayfairs waren draußen im Gästehaus neben Deirdres Eiche.
    Sie hörten, wie ein Wagen draußen vor dem Tor anhielt.
    Niemand rührte sich. Henri öffnete die Tür und ließ eine Frau herein, die noch keiner von ihnen je gesehen hatte: Paige Mayfair, Urenkelin von Cortland Mayfair und seiner Frau Amanda Grady Mayfair, die ihn vor Jahren verlassen und in den Norden gezogen war.
    Paige war eine geschmeidige kleine Frau, Gifford und Alicia von Ansehen und Gestalt nicht unähnlich, nur vogelähnlicher, mit langen, schlanken Beinen und Handgelenken – dieser Typ Mayfair, dachte Mona. Sie hatte eine scharf konturierte Ponyfrisur, und sie trug jene riesigen, aufsehenerregenden Ohrclips, die eine Frau abnehmen muß, wenn sie telefonieren will.
    Ihr Auftritt war äußerst sachlich. Alle außer Fielding erhoben sich, um sie zu begrüßen und ihr die Küsse zu geben, die selbst Verwandten, die man noch nie im Leben gesehen hatte, üblicherweise zukamen,
    »Cousine Paige. Cousin Randall. Cousine Mona. Cousin Fielding.«
    Schließlich nahm Paige in dem goldenen französischen Sessel Platz. Ihr kurzer schwarzer Rock rutschte an den Schenkeln herauf, und man sah, daß sie fast so schlank waren wie ihre Waden. Ihre Beine wirkten schmerzhaft nackt im Vergleich zum übrigen Körper, der in Wollstoff gehüllt war; einen Cashmere-Schal wickelte sie sich erst jetzt vom Hals. Es war sehr kalt in New York.
    Sie starrte in den hohen Spiegel am anderen Ende des Zimmers. Darin spiegelte sich natürlich der Spiegel, der hinter ihr hing, so daß die Illusion einer endlosen Reihe von Räumen entstand, allesamt mit kristallenen Lüstern ausgestattet.
    »Du bist doch nicht etwa allein vom Flughafen hergekommen?« fragte Fielding; wie üblich verblüffte er die Frau mit seiner jugendlichen, kraftvollen Stimme. Mona wurde plötzlich bewußt, daß sie keine Ahnung hatte, wer von beiden eigentlich älter war, Fielding oder Lily; aber Fielding sah so alt aus mit seiner durchscheinenden gelben Haut und den fleckigen schmalen Handrücken, daß man sich fragte, was ihn eigentlich am Leben hielt.
    Lily wirkte energisch, obgleich ihr Körper unter dem strengen Seidenkostüm nur aus Bändern und Sehnen zu bestehen schien.
    »Ich hab’s dir doch gesagt, Urgroßvater«, sagte Mona. »Wir haben ihr zwei Polizisten geschickt. Sie sind draußen.«
    Paige nickte. Ihr Blick richtete sich auf Mona. »Und du bist die legendäre Mona«, sagte sie mit dem nachsichtigen Lächeln, das man hübschen Kindern entgegenbringt. »Ich habe so viel von dir gehört. Beatrice erzählt in ihren Briefen dauernd von dir. Und du bist die Erbin, wenn wir Rowan nicht zurückbringen können.«
    Schock.
    Niemand hatte so etwas je zu Mona gesagt. Von keinem hatte sie die leiseste Schwingung empfangen, weder hier noch in der City noch sonst wo. Unwillkürlich warf sie Lauren einen Blick zu.
    Lauren schaute sie nicht an.
    Soll das heißen, es ist bereits entschieden?
    Niemand wollte sie ansehen. Ihre Gedanken waren versperrt. Unvermittelt merkte sie, daß nur Fielding sie anstarrte. Und sie merkte, daß niemand außer ihr über Paiges Äußerung schockiert war. Sie hatten es entschieden, aber nicht in ihrer Gegenwart, und jetzt wollte niemand etwas erklären oder erläutern oder kommentieren. Es war ihnen im Augenblick zuviel, darüber zu diskutieren. Aber es war auch ungeheuerlich: die Empfängerin des Vermächtnisses. Und ein äußerst sarkastischer kleiner Satz kam Mona plötzlich in den Sinn: »Du meinst, die verrückte kleine Mona mit Schärpe und Haarschleife, die Tochter der versoffenen Pennerin Alicia?«
    »Laßt uns glauben, daß wir Rowan helfen können«, sagte Lauren, aber ihre Stimme klang so leise und hoffnungslos, daß sie zu ihren Worten in Widerspruch stand. »Die Frage des Vermächtnisses ist ungeheuer weitreichend. Drei Anwälte sind im Augenblick dabei, die Papiere durchzugehen. Aber Rowan lebt noch. Rowan ist oben. Sie hat die Operation überlebt. Es war das geringste ihrer Probleme. Die Ärzte haben ihr Zauberwerk getan. Jetzt sind wir an der Reihe, es zu versuchen.«
    »Du weißt, was wir tun wollen?« fragte Lily, deren Augen immer noch glasig vom Weinen waren. Lily hatte eine defensive Haltung eingenommen; ihre Arme waren vor der Brust verschränkt, und eine Hand lag unter der Kehle. Zum aller ersten Mal, fand Mona, klang

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