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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Jahrhundert. Man gedachte die Frage der Erbin unter Dach und Fach zu bringen, ehe irgend jemand Zweifel anmelden konnte und bevor zwischen irgendwelchen Parteien ein Nachfolgekrieg entbrennen konnte. Und Mona war ein Kind, ein Kind, das sie kannten und liebten und von dem sie glaubten, daß sie es letzten Endes unter Kontrolle hätten.
    Michael hatte gelächelt, als diese offene Bemerkung so naiv über Pierces Lippen gekommen war.
    »Die Familie hat Mona unter Kontrolle?« hatte er leise gefragt.
    Aber sie hatten dabei draußen vor Rowans Tür im Flur gestanden, und er hatte über all das nicht reden wollen. Er behielt Rowan im Auge. Er sah, wie sich ihre Brust beim Atmen hob und senkte. Ein Beatmungsgerät hätte diese Regelmäßigkeit nicht zustandegebracht.
    »Darauf kommt es an«, hatte Pierce gesagt. »Mona ist die richtige Person. Jeder weiß das, aus verschiedenen Gründen. Sie wird ein paar verrückte Ideen haben; das ist zwangsläufig so, aber im Grunde ist Mona sehr clever und geistig gesund.«
    Interessant, diese Worte: geistig gesund. Gab es denn viele in der Familie, die glatt verrückt waren? Wahrscheinlich.
    »Ich will, daß du eines weißt«, hatte Pierce dann gesagt. »Dies ist dein Haus, solange du lebst. Es ist Rowans Haus. Sollte noch ein Wunder geschehen – ich meine, wenn…«
    »Ich weiß…«
    »Dann fällt alles wieder an Rowan zurück, und Mona ist die designierte Erbin. Ich weiß, dir muß das alles sehr merkwürdig vorkommen…«
    »Nicht sosehr«, sagte er. »Ich will jetzt wieder hinein. Es macht mich nervös, sie allein zu lassen.«
    »Irgendwann mußt du aber schlafen.«
    »Ich schlafe, mein Junge. Ich schlafe dort im Sessel. Mir geht es gut. Ich schlafe jetzt besser als mit all den Medikamenten im Leib. Tief und natürlich. Und im Schlaf halte ich ihre Hand.«
    Und bemühe mich, nicht zu denken: Warum, zum Teufel, Rowan, hast du mich verlassen? Warum hast du mich am Weihnachtsabend hinausgejagt? Warum hast du mir nicht vertraut? Und Aaron, warum, zum Teufel, hast du die Gebote der Talamasca nicht in den Wind geschlagen und bist hergekommen? Aber das war nicht fair. Aaron selbst hatte ihm die Situation erläutert – wie sie ihm befohlen hatten, sich fernzuhalten, und wie schuldbewußt und rückgratlos er sich dabei gefühlt hatte.
    »Ich saß da in Oak Heaven und speiste Sie mit all diesen Entschuldigungen ab. Ich ließ Sie allein ins Haus zurückkehren. Ich hätte auf mein eigenes Gewissen vertrauen sollen. Lieber Gott, es ist das alte Dilemma.« Aarons ganze Loyalität gegen die Talamasca stand jetzt in Frage. Gottlob liebte er Beatrice, und sie liebte ihn. Was würde sonst aus einem Mann wie ihm werden, wenn die Talamasca ihn ausstieß? Zum Teufel, der hübsche Zigeuner mit den kohlschwarzen Augen und der goldenen Haut war noch jung.
    Er schloß die Augen.
    Er wußte, daß die Krankenschwester wieder an der Infusion herumfummelte. Er hörte sie, und er hörte das leise Piepsen der elektronischen Steuergeräte. Wie er diese Apparate haßte, Apparate, die ihn in der Herzklinik so lange umgeben hatten.
    Und jetzt lag sie hier und war ihnen ausgeliefert, sie, die sie so viele Leute durch das techno-medizinische Tal der Tränen geführt hatte.
    Was immer geschehen sein mochte, sie hatte unsäglich dafür gelitten, und er hatte ein Gelübde abgelegt. Wenn dieses Wesen gefunden wäre, würde er es töten. Niemand würde ihn daran hindern. Keine rechtliche oder religiöse Autorität würde ihn zögern lassen, weder Druck der Familie noch irgendwelche moralischen Skrupel. Er würde es töten. Das war Juliens Botschaft gewesen. Du wirst noch eine Chance bekommen.
    Und sobald er dieses Bett unbesorgt verlassen könnte, sobald er wüßte, daß Rowan wirklich stabil war, würde er selbst auf die Suche gehen.
    Es war ihm nicht gelungen, sich mit seinen Töchtern zu paaren… mit den Mayfair-Hexen. Es hatte sich diejenigen ausgesucht, die die Extra-Chromosomen besaßen. Man hatte massive Unregelmäßigkeiten festgestellt, bei Gifford und Alicia, bei Edith und den beiden Cousinen in Houston. Aber die Geburten waren fehlgegangen. Wie hatte es seine Bräute erkannt – am Geruch vielleicht, oder war da etwas Sichtbares, das andere nicht sahen?
    Und würde es sich seine nächste Partnerin willkürlich aussuchen? Wer konnte das wissen?
    Michael graute vor den Nachrichten – eine neue Woge von unerklärlichen Todesfällen. Eine unbekannte Krankheit, die jäh in den Schlagzeilen auftauchte. Frauen auf

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