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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Wunden Gottes an Händen und Füßen. Und ich begab mich hinaus unter die Pilger, um mit ihnen zu sprechen und um zu hören, was sie von der Welt zu erzählen hatten.
    Das erste Jahr, das ich als Datum kannte, war das Jahr 1536. Ich reiste oft nach Florenz, um den Armen Geschenke zu bringen, ihre Hütten zu besuchen und ihnen Brot und etwas zu trinken zu bringen. Florenz war immer noch eine Stadt der Medici. Seine große Pracht war vielleicht vergangen, wie manche seitdem gesagt haben, aber ich glaube nicht, daß damals irgend jemand so etwas behauptet hätte.
    Im Gegenteil, Florenz war ein prächtiger, blühender Ort. Gedruckte Bücher wurden zu Tausenden verkauft; die Skulpturen Michelangelos waren überall zu sehen. Die Gilden waren immer noch mächtig, obwohl ein großer Teil des Handels in die Neue Welt hinübergewechselt war, und die Stadt war ein endloses Spektakel von Prozessionen.
    Die Bank der Medici war damals die größte Bank der Welt.
    Männer und Frauen überall in Florenz waren gebildet, nachdenklich und gesprächig; es war die Stadt, die den Dichter Dante und das politische Genie Machiavelli hervorgebracht hatte, Fra Angelico und Giotto, Leonardo da Vinci und Botticelli, eine Stadt großer Schriftsteller, großer Maler, großer Fürsten und großer Heiliger. Die Stadt selbst war aus massivem Stein, voll von Palästen, Kirchen, wunderbaren Piazzen, Gärten und Brücken. Vielleicht war es eine Stadt, wie sie auf der ganzen Welt einzigartig war. Ich dachte es damals jedenfalls, und ich denke es immer noch.
    Meine Pflichten vergrößerten sich, und bald kannte ich jeden Zollbreit von Florenz, und auf die eine oder andere Weise erfuhr ich alle Nachrichten aus der Welt.
    Die Welt freilich stand am Rande der Katastrophe! Die Menschen redeten unablässig von den letzten Tagen.
    Der englische König Heinrich VIII. hatte den wahren Glauben abgelegt; die große Stadt Rom erholte sich eben erst von der Vergewaltigung durch protestantische Truppen und katholische Spanier gleichermaßen. Ja, der Papst und die Kardinale hatten im Kastell Sant’ Angelo Schutz suchen müssen, und dies hatte bei den Menschen tiefe Enttäuschung und Mißtrauen hinterlassen.
    Die Schwarze Pest war immer noch bei uns; alle zehn Jahre etwa erhob sie wieder das Haupt und forderte ihre Opfer. Auf dem Kontinent tobten Kriege.
    Die schlimmsten Geschichten aber berichteten von den Protestanten im Ausland – von jenem rasenden Martin Luther, der das ganze deutsche Volk gegen die Kirche aufgebracht hatte, und von anderen tollwütigen Irrlehren, von Anabaptisten und Calvinisten, die im Reich der Christenseelen jeden Tag reiche Beute machten.
    Der Papst, so hieß es, sei machtlos gegen die Ketzerei. Konzil über Konzil wurde einberufen, aber im Grunde wurde nichts unternommen. Die Kirche steckte mitten in Reformen als Antwort auf die großen Häretiker Johann Calvin und Martin Luther. Aber die Protestanten, so schien es, hatten die Welt entzweigerissen und eine ganze Kultur hinweggefegt, als sie mit der Autorität des Papstes brachen.
    Unsere Welt aber, Assisi und Florenz und die anderen großen und kleinen Städte Italiens, erschien mir strahlend und reich und dem wahren Christus treu ergeben. Wenn man die Heilige Schrift las, war es unmöglich, zu glauben, unser Herr sei nicht auf der Via Appia gewandelt. Italien – seine Musik, seine Gärten, seine grüne Landschaft – erfüllte meine Seele, und ich konnte mir nicht vorstellen, je anderswo sein zu wollen. Rom war die einzige Stadt, die ich mehr liebte als Florenz, und das vielleicht nur wegen seiner Größe und der Pracht von St. Peter. Andererseits, auch Venedig war ein großes Wunder. Für mich waren die Armen der einen Stadt ebenso gut wie die Armen der anderen. Die Hungernden hungerten, und sie erwarteten mich immer mit offenen Armen.
    Frohlocken erfüllte mich, als ich meine erste Predigt hielt, auf einer Piazza in Florenz, mit ausgebreiteten Armen; ich vermied, wie es bei uns Brauch war, jegliches Theologengezänk und sprach nur von der persönlichen Hingabe an Gott. »Wir müssen sein wie das Christkind – so unschuldig, so vertrauensvoll, so gut.«
    Natürlich war eben dies der Wunsch des Hl. Franziskus gewesen: daß wir wahre Bettler und Vagabunden seien, die aus ehrlichem Herzen sprechen sollten. Aber unser Orden war von Fragen der Interpretation zerrissen. Was hatte Franziskus in Wirklichkeit gemeint? Was für eine Art Organisation sollten wir haben? Wer war wirklich arm? Wer

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