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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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mir.
    Sie fiel wieder nach rechts; sie schaute hinaus in den glitzernden Golf. Sie schaute in das lodernde Licht des Morgens. G u ter Gott, das alles war wahr gewesen, und sie hatte es nicht aufhalten können, und jetzt hatte es durch die große, verfilzte Masse der gewisperten Geheimnisse und Drohungen nach ihr gegriffen, und es hatte sie getötet.
    Aber was wird Ryan ohne mich anfangen? Was wird aus Pie r ce werden, wenn ich nicht mehr da bin? Clancy braucht mich. Sie können nicht heiraten, wenn das hier mit mir passiert! Es wird ihnen alles verderben! Wo, um Himmels willen, ist R o wan? Und in welche Kirche würden sie gehen? Sie sollten nicht wieder nach St. Alphonsus zurückkehren. Rowan!
    Wie beschäftigt sie plötzlich war – sie machte Listen und T a bellen, hing ihren Gedanken nach und nahm sich vor, Shelby und Lilia anzurufen, und als das Wasser wiederkam, störte sie das Salz nicht mehr sosehr, oder die betäubende Kälte. Alicia wußte nicht, wo das Victrola war! Niemand wußte es, niemand außer Gifford. Und die Servietten für die Hochzeit. Hunderte von Leinenservietten waren auf dem Dachboden in der First Street, und man könnte sie für die Hochzeit nehmen, wenn nur Rowan nach Hause käme und sagte – du lieber Himmel, die einzige, um die sie sich keine Sorgen zu machen brauchte, war Mona. Mona würde zurechtkommen. Mona brauchte sie eigentlich gar nicht. Mona…!
    Ah, das Wasser fühlte sich gut an. Nein, es störte sie nicht, kein bißchen, wie man so sagte. Wo war der Smaragd? Hast du ihn mitgenommen, Rowan? Er hatte ihr das Medaillon g e bracht. Sie trug es um den Hals, aber die Hand zu heben, um die Kette zu umfassen, kam nicht mehr in Frage. Erforderlich war jetzt eine komplette Inventur, einschließlich Victrola und Perlen und Smaragd. Und die Schallplatten von Onkel Julien, all die alten Victrola-Stücke, und das Kleid in der Schachtel auf dem Speicher, das der uralten Evelyn gehört hatte. Diesmal drehte sie das Gesicht selbst ins Wasser und dachte, daß es wahrscheinlich das Blut abwaschen werde, und von ihrer Hand auch.
    Nein, das kalte Wasser störte sie nicht. Es hatte sie nie gestört. Nur der Schmerz, dieser furchtbare mahlende Schmerz, der schärfer wurde. Glaubst du, es lohnt sich zu leben? Ich weiß es nicht. Was meinst du? Dieser Schmerz, es ist nicht besonders ungewöhnlich, weißt du, solche Schmerzen zu h a ben, solches Leiden zu fühlen, es ist nichts Besonderes, weißt du, es ist nur, ich weiß nicht, ob es sich lohnt. Ich weiß es wir k lich nicht.

 
5

    Mutter ging es jetzt jämmerlich. Sie konnte sich nicht von den Klebstreifen befreien, die ihre Arme fesselten. Sie sträubte sich dagegen. Emaleth warf sich elend hin und her und hörte ihre Mutter weinen. Mutter war übel von dem schmutzigen Bett, in dem sie lag; sie drehte den Kopf zur Seite, und die Übelkeit quoll ihr aus dem Mund. Emaleths Welt bebte. Em a leth litt um Mutter. Wenn Mutter nur wüßte, daß sie da war. Aber Mutter wußte es nicht. Mutter hatte geschrien und g e schrien. Aber niemand war gekommen. Mutter war in Raserei verfallen und hatte an den Klebstreifen gerissen, aber sie hatte sich nicht befreien können. Mutter schlief lange und träumte dann seltsame Träume, und dann wachte sie auf und schrie wieder.
    Wenn Mutter aus den fernen Fenstern schaute, sah Emaleth die Stadt der Türme und der Lichter. Sie hörte, was Mutter hörte – Flugzeuge oben und Autos weit unten -, und sie sah die Wolken, und wenn Mutter die Namen der Dinge kannte, kannte Emaleth sie auch. Mutter verfluchte diesen Ort, sie verfluchte sich, und sie betete zu Menschen, die tot waren. Vater hatte Emaleth gesagt, wer diese Menschen waren, und daß sie Mutter niemals helfen könnten.
    Die Toten leben im Jenseits, sagte Vater. Er war bei den T o ten gewesen, und er wollte nicht wieder bei ihnen sein, bis seine Zeit käme. Sie würde kommen, aber bis dahin würden er und Emaleth sich vermehrt und die Erde unterworfen haben. Die Erde würde ihren Kindern gehören.
    »Der Augenblick unserer Rückkehr war vollkommen. Nie war die Welt so bereit. In der fernen Vergangenheit war das Übe r leben zu schwierig für uns. Das ist jetzt anders – wir sind die Sanftmütigen, und wir werden die Erde besitzen.«
    Emaleth betete, daß Vater zurückkommen möge. Vater würde Mutter von dem Bett befreien, und Mutter würde nicht mehr weinen. Vater liebte Mutter. Er hatte gesagt: »Vergiß nicht, daß ich sie liebe. Wir brauchen sie. Sie hat die

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