Tanz der Hexen
sagen, aber es traf sie so unvorbereitet, daß er sie aufrechthalten mußte; seine Finger umfaßten zärtlich ihren Nacken, und vielleicht drückten seine Daumen sich in ihre Kehle. Schauer überliefen sie, den Rücken herauf und an den Rückseiten der Arme hi n unter. Gott, sie wurde ohnmächtig. Ohnmächtig.
»Nein, nein, Darling. Ich werde dir nichts tun. Gifford, was ist mein Sieg ohne dies?«
Genau wie ein Lied. Fast hörte sie einen Takt darin, eine M e lodie, wie die Worte im Dunkeln aus ihm hervorströmten. Wi e der küßte er sie, und noch einmal, und seine Daumen zermalmten ihre Gurgel nicht. In ihren Armen kribbelte es. Sie wußte nicht, wo ihre Hände waren. Dann erkannte sie, daß sie sie an seine Brust gelegt hatte. Natürlich konnte sie ihn nicht fortschieben. Er war wirklich ein Mann, und ganz ohne Frage stärker als sie, und alle Versuche, ihn von sich zu drücken, waren vergebens. Dann überwältigte sie das tiefe, kribbelnde Gefühl vollends, ganz wie zuvor der Duft, und ein herrliches Zucken durchströmte sie, ein Höhepunkt fast, aber es verhieß nur eine machtvoll rollende Folge von weiteren Höhepunkten, und wenn man so viele Höhepunkte hatte, dann war es kein Höhepunkt. Es war nur eine andauernde Hingabe.
»Ja, gib dich nur hin«, sagte er, wiederum kindlich schlicht. »Du bist für mich. Du mußt es sein.«
Er ließ sie los, und dann umfaßten seine Hände ihre Arme, und er hob sie zärtlich vom Boden hoch, und ehe sie sich ver-sah, lag sie auf den kalten Fliesen, und ihre Augen waren of-fen, und sie fühlte und hörte, wie er ihre Wollstrümpfe zerriß, und sie fragte sich, ob sein Pullover nicht kratzig und rauh sein würde. Wie war es wohl, jemanden zu umarmen, der einen so dicken, rauhen Pullover trug? Sie wollte sprechen, aber jetzt wurde ihr wirklich übel von diesem Duft, oder er verwirrte sie - ja, das war es vielleicht eher. Sein Haar fiel köstlich seiden auf ihr Gesicht.
»Ich werde das nicht tun«, sagte sie, aber ihre Stimme war fern und ohne Autorität, und sie hatte nicht einmal mehr die Kraft, zu sich selbst zu sprechen. »Geh weg von mir, Lasher, geh weg von mir. Ich sage es dir. Und Stella hat es Mutter gesagt…« Der Gedanke war weg, einfach weg. Ein Bild huschte ihr durch den Kopf, ein Bild aus lang vergangener Zeit, ein Bild der halbwüchsigen Deirdre, ihrer älteren Cousine: zurückgelehnt, die Augen geschlossen, die Hüften vorgereckt unter dem kleinen geblümten Kleid, im Gesicht der Ausdruck schlimmer Gedanken und böser Berührungen, der Ausdruck der Ekstase! Und sie, Gifford, hatte unter dem Baum gesta n den, und sie hatte die nebelhaften Umrisse des Mannes ges e hen, das Aufblitzen des Mannes, und der Mann war bei Deirdre gewesen.
»Erlöse uns von dem Bösen«, wisperte sie.
In ihren ganzen sechsundvierzig Jahren hatte nur ein einziger Mann sie auf jene oder auch auf diese Weise berührt – nur ein einziger Mann hatte jemals, scherzhaft oder aus Ungeschicklichkeit, ihre Kleider zerrissen, jemals sein Organ in sie hineingetrieben und ihren Hals geküßt. Und das hier war Fleisch, kein Geist – ja, Fleisch. Durchgedrungen. Ich kann nicht. Gott helfe mir.
»Engel Gottes, du mein teurer Beschützer…« Ihre eigenen Worte fielen von ihr ab. Sie hatte nicht eingewilligt. Und dann kam die entsetzliche Erkenntnis: Sie hatte sich auch nicht gewehrt. Sie würden sagen, sie habe sich nicht gewehrt. Da war nur diese grauenhafte Passivität, diese Verwirrung und ihre Versuche, ihn zu fassen und seine Schulter wegzudrücken, aber ihre Handfläche rutschte vom glatten Wollstoff seines Jacketts ab, und er kam wild in ihr, als auch ihr eigener O r gasmus über sie hinwegfegte und sie mit sich riß, nah zur Dunkelheit, zur Stille, zum Frieden.
Aber nicht ganz.
»Warum? Warum tust du das?« Hatte sie laut gesprochen? Sie trieb dahin, erfüllt von Schwindel und süßen, machtvollen Empfindungen, Empfindungen wie der Geruch und das machtvolle Gleiten seines Organs in ihr, das Pumpen in ihrem Leib, das sich so natürlich anfühlte, so durch und durch dringend, so gut! Sie glaubte, es habe aufgehört, und sie drehte sich auf die Seite, aber dann merkte sie, daß sie sich überhaupt nicht b e wegt hatte. Er drang von neuem in sie ein.
»Entzückende Gifford«, sang er. »Gut genug, um meine Braut zu sein im Glen, im Zirkel dort, meine Braut.«
»Ich glaube, ich glaube, du tust mir weh…«, sagte sie. »O Gott! O Mutter! Hilf mir. Gott. Irgend jemand.«
Er hielt ihr
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