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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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andere – und klemmst sie dir unter den Arm; das kannst du. Bring sie in die Vorstadt, Darling. Wenn ich dir die ganze Fracht selbst auf deinen Dachboden tragen könnte, dann würde ich es tun, da kannst du sicher sein. Also, wenn du an der Avenue bist, rufst du ein Taxi. Gib dem Chauffeur das hier. Er soll dir das Ding hineintragen.«
    Wie ein Ministrant in einer Prozession war sie hinausmarschiert und hatte das kostbare Ding vor sich hergetragen.
    Sie hatte es geschleppt, bis ihre Arme so weh getan hatten, daß sie keinen Schritt mehr hatte weitergehen können. Hatte ihre Bürde an der Ecke Prytania und Fourth Street abstellen und sich auf den Randstein setzen müssen, die Ellbogen auf die Knie gestützt, um sich ein bißchen auszuruhen. Der Ve r kehr war an ihr vorbeigerauscht. Schließlich hatte sie ein Taxi angehalten, was sie noch nie getan hatte, und zu Hause hatte ihr der Mann das Victrola für die fünf Dollar, die Julien ihr g e geben hatte, bis auf den Dachboden hinaufgetragen. »Danke, Ma’am!«
    Die dunkelsten Tage waren die gleich nach seinem Tod gewesen, als Mary Beth zu ihr gekommen war und sie gefragt hatte, ob sie »irgend etwas von Julien« hätte oder ob sie etwas aus seinem Zimmer genommen hätte. Sie hatte den Kopf geschüttelt und wie immer keine Antwort gegeben. Aber Mary Beth hatte gewußt, daß sie log. »Was hat Julien dir gegeben?« wollte sie wissen.
    Evelyn hatte auf dem Boden ihrer Dachkammer gesessen, mit dem Rücken zu dem großen, verschlossenen Schrank, in dem das Victrola stand, und sich geweigert, zu antworten. Julien ist tot, mehr konnte sie nicht denken. Julien ist tot.
    Daß sie ein Kind in sich trug, hatte sie da nicht geahnt – Laura Lee, die arme, dem Unheil geweihte Laura Lee. Nachts war sie stumm durch die Straßen gewandert und hatte sich in brennender Sehnsucht nach Julien verzehrt, und sie hatte nicht gewagt, das Victrola zu spielen, solange in dem großen Haus in der Amelia Street noch irgendein Licht brannte.
    Jahre später, als Stella starb, war es, als öffne die alte Wunde sich wieder, und alles wurde eins – der Verlust ihrer beiden funkelnden Geliebten, der Verlust des einzigen warmen Lichtes, das je die Geheimnisse ihres Lebens durchdrungen hatte, der Verlust der Musik, der Verlust allen Feuers.
    »Versuche nicht, sie zum Reden zu bringen«, hatte der Urgroßvater zu Mary Beth gesagt. »Verschwinde von hier. Geh du zurück zu deinem Haus. Laß du uns in Frieden. Wir wollen dich hier nicht. Wenn irgend etwas von diesem abscheulichen Mann in meinem Hause sein sollte, werde ich es zerstören.«
    Oh, ein so grausamer, grausamer Mann! Er hätte Laura Lee umgebracht, wenn er es gekonnt hätte. »Hexen!« Einmal hatte er ein Küchenmesser genommen und gedroht, Evelyn den kleinen sechsten Finger von der linken Hand abzuschneiden. Wie hatte sie da geschrien. Die ändern hatten ihn aufhalten müssen – Pearl und Aurora und all die Alten aus Fontrevault, die noch dagewesen waren.
    Aber Tobias war der Schlimmste gewesen, nicht nur der Ält e ste. Wie hatte er Julien gehaßt, und nur wegen eines Pistolenschusses im Jahr 1843, als Julien seinen Vater Augustin in Riverbend erschossen hatte; Julien war noch ein Knabe gewesen, Augustin ein junger Mann, und Tobias, der entsetzte Zeuge, fast noch ein Baby im Kleidchen. So hatte man Jungen damals angezogen. Kleidchen. »Ich habe meinen Vater zu meinen Füßen tot umfallen sehen!«
    »Ich habe ihn nie umbringen wollen«, hatte Julien ihr im Bett erzählt. »Ich habe nie gewollt, daß sich ein ganzer Zweig der Familie in Bitterkeit und Wut von den anderen abwendet. Es tut mir so leid, wenn ich an all das denke. Ich war noch ein Kind, und der Dummkopf hatte keine Ahnung, wie man eine Pflanzung führen mußte. Ich habe keine Skrupel, einen Menschen zu erschießen, wohlgemerkt, aber in dem Fall hatte ich es wirklich nicht geplant. Ehrlich nicht. Ich wollte deinen Ururgroßvater nicht umbringen. Es war ein großer, tölpelhafter Irrtum.«
    Ihr war es gleichgültig gewesen. Sie haßte Tobias. Sie haßte sie alle. Alte Männer.
    Und doch war es ein alter Mann gewesen, bei dem sie die Liebe zum ersten Mal berührt hatte, oben in Juliens Dachst u be.
    Und dann die Nächte, da sie im Dunkeln in die Stadt hinein und zu diesem Haus gelaufen, über die Mauer und am Sp a liergitter hinaufgeklettert war. Es war so leicht gewesen, so hoch hinaufzuklettern, sich hinauszulehnen und auf die Stei n platten hinunterzustarren.
    Es würde immer eine

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