Tanz der Hexen
verschwand. Ich dac h te auch, daß ich sie danach noch führte. Aber es gibt deutliche Hinweise darauf, daß die Ältesten jetzt die Leitung übernommen haben und daß die Untersuchung ohne mein Wissen ausgeweitet worden ist. Ich weiß nicht, wer Giffords Kleidungsstücke abgeholt hat. Es ist nicht der Stil der Talamasca. Sie wissen das. Nach Rowans Verschwinden haben wir Ryan um die Erlaubnis gebeten, in dieses Haus zu kommen, um Proben von dem blutbefleckten Teppich und der Tapete zu nehmen. Wir hätten Sie gefragt, aber Sie waren nicht…«
»Ich weiß, ich weiß.«
»So verfahren wir. Wir bewegen uns im Kielwasser der Katastrophe, handeln umsichtig, beobachten, ziehen keine Schlü s se.«
»Sie sind mir keine Erklärungen schuldig. Wir sind Freunde, Sie und ich. Das wissen Sie. Aber ich glaube, ich weiß, was passiert ist. Für Ihre Ältesten muß dies eine bedeutsame U n tersuchung sein. Wir haben es jetzt nicht mehr mit einem Geist zu tun, sondern mit einem mutierten Wesen.« Michael lachte erbittert. »Und dieses Wesen hält meine Frau gefangen.«
»Das hätte ich dir gleich sagen können«, warf Mona ein.
Es war erschreckend zu sehen, daß Aaron überhaupt nicht reagierte. Er starrte ins Leere, zutiefst betrübt, aber außerstande, sich jemandem anzuvertrauen, weil es sich um Ang e legenheiten seines Ordens handelte. Endlich schaute er Michael wieder an.
»Sie haben recht, Sie sind wirklich wieder wohlauf. Dr. Rhodes bezeichnet Sie als sein medizinisches Wunder. Sie werden wieder ganz gesund. Wir treffen uns morgen, Sie und ich, auch wenn ich bei dem Zusammentreffen mit Ryan nicht dabei sein darf.«
Mona beobachtete stumm, wie Michael mit Aaron in den Flur hinausging. Sie blieb in der Tür stehen, und er war sich ihrer Anwesenheit plötzlich schmerzlich bewußt, ihres Duftes, ihrer roten Haare, die im Schatten leuchteten, des zerknitterten weißen Haarbandes; sie und alles, was geschehen war, erfül l te sein Bewußtsein, und auch, daß die Leute das Haus verli e ßen und daß er vielleicht bald mit ihr allein sein würde.
Dann waren alle weg. Mona stand in der schlüssellochförmigen Tür und winkte; das kindliche Kleid mit der Schärpe sah jetzt vollends unpassend aus, obwohl die weiße Schleife in ihrem Haar ein wesentlicher Teil von ihr zu sein schien.
Sie drehte sich um, sah Michael an und schlug die Tür hinter sich zu.
»Wo ist meine Tante Viv?« fragte Michael.
»Die kann dich nicht retten, Big Boy«, sagte Mona. »Sie ist draußen in Metairie und tröstet Giffords andere Kinder, zusammen mit Tante Bernadette.«
»Und wo ist Eugenia?«
»Würdest du mir glauben, wenn ich dir sage, daß ich sie ve r giftet habe?« Mona ging an ihm vorbei durch den Flur und in die Bibliothek.
Er folgte ihr, unbeugsam und erfüllt von selbstgerechten Reden und Erklärungen. »Es wird nicht noch einmal passieren«, begann er, aber sie schloß die Bibliothekstür, sobald er hereingekommen war, und warf ihm die Arme um den Hals.
Er fing an, sie zu küssen; seine Hände glitten über ihre Brüste und fuhren plötzlich hinunter, um das Kattunkleid hochzuziehen. »Es darf nicht passieren!« sagte er dabei. »Ich erlaube es dir nicht. Du gibst mir ja nicht mal eine halbwegs anständige Chance -«
Ihre zarten, entzückenden jungen Glieder überwältigten ihn – reif und fest fühlten ihre Arme sich an, ihr Rücken, ihre Hüften unter dem Baumwollstoff. Sie war wild erregt, so erregt wie nur je irgendeine erwachsene Frau, mit der er geschlafen hatte. Er hörte ein leises Geräusch. Sie hatte die Hand ausgestreckt und die Bibliothekstür abgeschlossen.
»Tröste mich, großer Mann«, sagte sie. »Meine geliebte Tante ist soeben gestorben. Ich bin sozusagen ein Wrack. Im Ernst.« Sie trat einen Schritt zurück. In ihren Augen schimmerten Tränen. Sie schniefte und sah aus, als werde sie gleich zusa m menbrechen.
Sie knöpfte ihr Kattunkleid auf, ließ es an sich heruntergleiten und trat aus dem Kreis des leuchtenden Stoffes heraus. Er sah den schneeweißen BH mit den vollen Körbchen aus teurer Spitze und die weiche, helle Haut ihres Bauches über dem Bund ihres schmalen Slips. Ihre Tränen flossen wie schon einmal, und sie weinte lautlos. Dann stürzte sie ihm entgegen, schlang ihm die Arme um den Hals, küßte ihn und schob ihre Hand zwischen seine Beine.
Es war ein Fait accompli, wie man so sagt. Und dann ihr leises Flüstern, als sie aneinandergeschmiegt auf dem Teppich l a gen. »Mach dir keine Sorgen
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