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Tanz der Kakerlaken

Tanz der Kakerlaken

Titel: Tanz der Kakerlaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Harrington
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ihm geheiratet wurden und zur Prinzessin erhoben, die mit ihm in seiner berühmten Uhr wohnen durfte. Tish konnte sich nicht einmal vorstellen, wie eine Uhr wohl aussehen mochte, obwohl sie sie zu jeder Stunde in der Ferne hörte, und irgendwie verbanden sich ihre Klänge »BRÖTCHEN«, »TORTE« etc. mit Junker Sam, als riefe er mit süßer sonorer Stimme die Stunden der Nacht für sie aus.
    Solcherart waren die Gedanken, die durch ihren jungen Kopf gingen, als sie langsam nach Hause wanderte. Als sie dem Holzklotz der Dingletoons näher kam, hörte sie bestimmte rhythmische Klänge, die sie als die Stimme ihrer Mutter erkannte, die Tishs kleinen Geschwistern zuflötete:
    »Joshua segne eure kleinen dunklen Äuglein! Und eure kleinen Wängelchen wie Wachs. Und eure Kirschmündchen! Und eure dürren Beinchen! Und jedes kleine bißchen eurer gesegneten Körperchen!«
    Es waren ihrer so viele. Alle aus den verschiedenen Bruten von Jack und Josie Dingletoon, einschließlich eines frisch geschlüpften Geleges von fünfzehn, die kaum ihr milchweißes Babykleid abgelegt hatten und deren Osterei noch wie eine große Geldbörse mit offenem Reißverschluß mitten im Wohnzimmer lag. Außer diesen Babys, die überall herumflitzten auf der Suche nach jedem Krümchen, das sich kauen ließ, gab es noch eine Brut von einem Bäckerdutzend, also dreizehn, im dritten Stadium, und eine weitere Brut im fünften Stadium, so daß sie eine recht kinderreiche Familie abgaben. Natürlich konnten die älteren Kinder dieser Familie eigentlich fortgehen und ihren eigenen Hausstand gründen, aber die Dingletoons hatten viel Familiensinn und verfügten, wie so viele arme Familien in Carlott, über einen starken Herdentrieb – die Herdenlaken von Stay More. Tish war die einzige der Geschwister ihrer Generation, die noch im Hause geblieben war, und so fiel ein Teil der Aufgabe, die Jüngeren zu beaufsichtigen, ihr zu.
    Als ihrer aller Mutter und Veteranin vieler Nächte, in denen sie Ostereier am Ende ihres Unterleibs mit herumgeschleppt hatte, hatte sich Josie Dingletoon jedoch viel von der Frische und sogar der hübschen Glätte ihrer Jugend bewahrt, und es war deutlich zu sehen, daß Tish alle Reize, die sie besitzen mochte, von ihrer Mutter geerbt hatte.
    »Ich werde eine Weile mit ihnen tanzen, Mama«, erbot sich Tish, um ihrer Mutter die Verantwortung, die Kinder bei Laune zu halten, eine Zeitlang abzunehmen.
    Aber die stets heitere Josie schien heute nacht fröhlicher denn je. »Wir alle werden tanzen!« rief sie aus. »Ich bin ja so froh, daß du gekommen bist, Laetitia-Schätzchen, aber nicht, weil du mir die Kleinen abnimmst. Wir alle haben Grund zum Feiern und zum Tanzen! Warte nur, bis ich's dir erzähle!«
    »Maa-ma …«, sagte Jung Jubal und berührte sie zaghaft mit einer seiner Schnüffelruten, doch er fand keine Beachtung.
    »Hat es was damit zu tun, daß Daddy sich heute abend vor allen lächerlich gemacht hat?« fragte Tish. »Hast du schon davon gehört? Es war mir dermaßen peinlich, daß ich am liebsten im Boden versunken oder auf der Stelle von einem Frosch verschluckt worden wäre!«
    »Na, na, Töchterchen, er hat man doch bloß die Neuigkeit gefeiert. Es hat sich herausgestellt, daß wir Leute von Stand sind, und dein Vater hat guten Grund, stolz zu sein! Wir alle haben Grund, stolz zu sein wie Oskar! Wir gehören zu einer großen Familie, die bis weit vor die Zeit von Joshua Chrust persönlich zurückreicht, bis in die Zeit der berühmten heidnischen Ingledew von dazumal!«
    »Maa-ma …« Jung Jubal versuchte von neuem, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wurde aber wiederum zur Seite geschoben.
    »Was um alles in der Welt redest du da, Mutter?« fragte Tish.
    »Hör mir gut zu, Tishy-Schätzchen!« rief Josie, beinahe außer sich vor Aufregung. »Diese Neuigkeit wird dir die Brust schwellen lassen! Ich schwöre dir, wir alle sind Ingledews! Dein Vater hat nicht nur aufgeschnitten! Das war keine faule windige Lügengeschichte, die er irgendwo aufgeschnappt hat! Er ist der rechtmäßige Nachkomme von all den großen Junkers Ingledew!«
    »Maa-ma!« wiederholte Jubal hartnäckig und schaffte es endlich, daß sie Notiz von ihm nahm. »Sind wir jetzt allesamt Junkers?«
    Josie sah hinunter und schnüffelte auf ihren Sohn hinab. »Nein, du Dummerchen«, sagte sie zu ihm. »Bloß ich und dein Papa.«
    »Es freut mich sehr, das zu hören, Mutter, wenn es stimmt«, sagte Tish, »aber wird es uns irgend etwas

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