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Tanz der Kakerlaken

Tanz der Kakerlaken

Titel: Tanz der Kakerlaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Harrington
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Swain glaubte nicht daran. Obwohl er einer fröhlichen Philosophie anhing, war er doch ein ausgemachter Pessimist, was Die Bombe betraf. Die Bombe war seiner Meinung nach unvermeidlich. In welcher Form die Katastrophe auch eintreten mochte – ob als Vergiftung, Erdbeben, Hungersnot oder, am allerschrecklichsten für die wärmeliebenden Knackerlaken, als großer Frost – sie würde grauenhaft sein.
    Knackerlaken sind Allesfresser, aber das würde ihnen auch nicht viel nützen, wenn es rein gar nichts mehr zu fressen gab.
    »Freunde, sagt mal, wenn es dazu kommen sollte«, brachte einer der Müßiggänger die Frage auf den Punkt, »könnten wir dann Raupenscheiße essen?«
    »Nach Der Bombe«, erwiderte Doc, »werden die Raupen die ersten sein, die verwestern.«
    Der eine große Nachteil der Ausdauer, Langlebigkeit, Anpassungsfähigkeit und Unverwüstlichkeit der Knackerlaken bestand darin, daß sie sich als letztes überlebendes Geschöpf nach der Katastrophe vor ein großes Problem gestellt sehen würden: Wen oder was sollte eine Knackerlake essen?
    »Wär mir echt nicht recht, die letzte Schabe im Osten zu sein«, teilte Doc den versammelten Müßiggängern mit.
    »Mir auch nicht«, stimmten ihm mehrere der anderen zu und spuckten nachdenklich, aber bestimmt, nacheinander aus.
    »Na ja, Doc«, meldete sich Junker Hank Ingledew zu Wort, »wenn Sie der letzte wären, müßten Sie mich zuerst erledigen, bevor Sie anfangen könnten, mich zu essen, und wenn Sie mich dann verspeist hätten, wäre Ihr größtes Problem, herauszufinden, bei welchem Ihrer Körperteile Sie anfangen wollen, wenn Sie sich selbst verspeisen.«
    Die Müßiggänger lachten herzhaft, und O.D. Ledbetter erklärte: »Ich für mein Teil würde mein Hinterteil zuerst essen.«
    »Hach«, sagte Elbert Kimber, »dann hättest du nicht mal ein Arschloch, um das wieder loszuwerden, was du gegessen hast!« Alle Müßiggänger prusteten und wieherten.
    »Ich schätze, ich würde meine Schnüffelruten als erstes essen«, sagte Tolbert Duckworth, »weil ich sie eh nicht mehr würde brauchen können, ohne jemanden, der zum Erschnüffeln da wäre.«
    »Dann würdest du nicht merken, wie sehr du stinkst«, bemerkte Junker Hank.
    »Das wäre sowieso egal«, versetzte Lum Plowright. »Aber ich, was ich tun würde, weil es doch meine letzte Mahlzeit auf Erden wäre, ich würde mir was gönnen und zuerst meinen Magen aufessen.« Mehrere nickten zustimmend und spuckten aus.
    »Damit würdest du dich augenblicklich verwestern«, sagte Doc Swain. »Jetzt will ich euch was sagen, Leute. Angenommen, ich könnte Junker Hank erledigen und wäre statt seiner der letzte, und angenommen, ich hätte schon die Genugtuung gehabt, diese Weiße Maus eine langsame und qualvolle Verwesterung western zu sehen, ich schätze, ich würde gar nichts von mir essen, sondern mich lieber langsam in den Westen hungern und noch einen letzten Spaziergang runter zum Banty Creek und zurück machen.«
    »Dann könnten Sie genausogut reinspringen und ersaufen«, sagte Junker Hank und spuckte aus.
    »Nee, nee«, erwiderte Doc Swain, »ich würd mich bloß umgucken, jedes Lebewesen, das verwestert ist, ansehen, einschließlich dieser vermaledeiten Weißen Maus, und ich würde wissen, daß ich das allerletzte mannverdammte Lebewesen auf der Erde wäre. Wär das keine Befriedigung? Wär das keine Entschädigung für alles, was ich durchmachen mußte? Einfach nur, das zu wissen? Mir zu sagen: ›Ich bin das letzte mannverdammte Lebewesen auf Erden?‹«
    Da dies alles nur heuristische Fragen waren oder auch rhetorische oder auch beides, gab niemand Antwort. Die Gesellschaft der Müßiggänger versank in meditatives Schweigen, während sie sich das Szenario, das Doc ihnen ausgemalt hatte, vorstellte. Schließlich bemerkte Tolbert Duckworth, ein guter Chrustenlake und einer der Kirchenältesten: »Wie macht es uns doch glücklich, zu wissen, daß unser Herr Joshua Chrust uns entrücken und von all diesen Dingen erlösen wird, wenn nicht der Mann uns vorher persönlich entrückt.«
    Mehrere andere nickten und spuckten aus. Weder Junker Hank noch Doc Swain nickten, aber sie spuckten beide aus.
     
    7.
    Tish Dingletoon blieb noch lange unter dem Tanzboden, nachdem Bruder Tichborne die Spielparty abgebrochen hatte und jeder nach Hause oder sonstwohin gegangen war. Sie fragte sich, ob sie wohl je wieder die Gelegenheit bekäme, Archy Tichborne in ihre Nähe zu locken, ihn dann in Reichweite ihrer Pheromone zu

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