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Tanz der Kakerlaken

Tanz der Kakerlaken

Titel: Tanz der Kakerlaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Harrington
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den Tonfall, »– ich bin hier, um euch die Neuigkeit zu überbringen, daß der Herr versuchen will, in den Parthenon einzuziehen!« Chid warf Junker Hank einen verstohlenen Blick zu, um seine Reaktion zu sehen, aber die Miene des Junkers blieb ausdruckslos. Die anderen jedoch standen mit offenen Mündern da und starrten erst den Geistlichen, dann einander und schließlich Junker Hank an, um zu sehen, was er sagen würde.
    Junker Hank blickte Chid mit zusammengekniffenen Augen an und fragte: »Woher wissen Sie das?«
    Wie sollte Chid es ihnen sagen? Jeden Sonntag, und manchmal auch bei der Gebetsversammlung am Mittwoch abend, hatte er ihnen gepredigt, niemals den Herrn zu berühren, nie auch nur daran zu denken, Seiner Person nahe zu treten, und jetzt hatte er selbst im Hemdkragen des Herrn gehockt und dabei erfahren, daß der Herr der Frau des Parthenon einen Brief geschrieben hatte, in dem Er darum nachgefragt oder eher darum ersucht – nun, um ehrlich zu sein, darum gebettelt – hatte, Seine »Sachen«, sich selbst eingeschlossen, in den Parthenon schaffen zu dürfen.
    »Echt, ich habe einen Brief gesehen«, offenbarte Chid. »Ich kann euch nicht Seine genauen Worte wiedergeben, aber Er hat Ihr mehr oder weniger mitgeteilt, daß Er die Absicht habe, das Heilige Haus zu verlassen und in den Parthenon zu ziehen.«
    Wieder blickten alle Müßiggänger Junker Hank an, um seinen Kommentar abzuwarten, und schließlich erklärte der Junker: »Ich bezweifle, daß Sie Ihm jemals erlauben würde, bei Ihr einzuziehen.«
    »Wer weiß, vielleicht hat Sie Ihn eingeladen?« vermutete Tolbert Duckworth.
    »Ja, vielleicht«, pflichtete Chid bei. »So oder so, Er wird es womöglich tun, und was wird dann aus uns? Vielleicht machen wir uns besser bereit auszuziehen.«
    »Oder vielleicht«, sagte Junker Hank, »solltet ihr alle zu euerm Herrn beten, daß Er bleibt, wo Er ist.«
    »Gute Idee, Junker!« sagte Fent Chism. »Jau, Bruder Tichborne, vielleicht sollten wir heut' nacht bei der Gebetsversammlung, wenn wir uns vor den Krabblern des Herrn versammeln, vielleicht dann sollten wir zu Ihm beten und Ihn bitten, daß er das Heilige Haus nicht verläßt.«
    »Genau das sollten wir tun!« stimmte Kirchenältester Duckworth bei.
    »Nee«, lehnte Chid jedoch ab. »Den Herrn in dieser Art anzuflehen hat doch keinen Zweck. Vielleicht sollten wir statt dessen lieber unseren Junker Hank fragen, ob er uns wohl in den Parthenon einziehen lassen würde, wenn der Herr es tut.«
    Aller Augen und Schnüffelruten richteten sich auf Junker Hank. In dessen Gehirn arbeitete es. Er spuckte aus. Er runzelte ein wenig die Stirn. Er dachte noch ein bißchen nach. Dann kroch ihm die Andeutung eines Lächelns übers Gesicht, und er sagte: »Warum fragt ihr das denn nicht Sie?«
    »Wenn man von der Mackerlake spricht …«, rief Dismore, der an der nördlichen Seite der Versammlung saß, in Richtung Parthenon, und schlug plötzlich mit seiner Schnüffelrute umher. »Jungs«, rief er, »nun seht euch an, wer da kommt!«
    Alle drehten sich um, stellten ihre Schnüffelruten auf und wurden gewahr, daß niemand anderer als der Gegenstand ihrer Diskussion, die Frau Selbst, näher kam. Der große kreisförmige Strahl Ihrer Taschenlampe leuchtete Ihr voraus, doch tauchte er die Vorderseite von Doc Swains Klinik nur kurz in Licht und strahlte nicht bis auf den Boden der Veranda, wo die Meute der Müßiggänger hockte. Die Frau schlenderte langsam eine Fahrspur der Roamin Road hinunter. Niemand konnte sich erinnern, Sie jemals auf diesem Teil der Straße, der zum Heiligen Haus führte, gesehen zu haben. Sie war kaum außer Sichtweite, als alle Knackerlaken wild durcheinander zu reden begannen.
    »Na, der Schlag soll mich treffen!« sagte Tolbert Duckworth. »Wenn das nicht – !«
    »Vielleicht will Sie Ihn besuchen!« faßte Fent Chism den Gedanken verschiedener anderer in Worte.
    »Worauf warten wir noch?« sagte Chid Tichborne. »Gehen wir nachsehen!«
    In diesem Moment kam, der Spur der Frau folgend, ein Knackerlakenmädchen die Straße herunter und trippelte so schnell, wie ihre Krabbler sie zu tragen vermochten. Als sie in Sicht- und Schnüffelweite der Müßiggänger kam, blieb sie stehen, um Atem zu holen, und warf den herumstehenden Männern einen bangen Blick zu.
    »Krümchen, min Deern«, rief Doc Swain. »Warum so eilig?«
    Das Mädchen sah von einem zum anderen. Sie keuchte: »'n Abend, meine Herren, und Krümchen Ihnen allen«, stieß sie schüchtern

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