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Tanz der Kakerlaken

Tanz der Kakerlaken

Titel: Tanz der Kakerlaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Harrington
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zwischen zwei Atemzügen hervor.
    »Jemand hinter dir her?« fragte Doc Swain. »Hast du die Weiße Maus gesehen?«
    Das Mädchen blickte über ihre Schulter zurück und schien unsicher zu sein. »Ja, ich glaube, irgendein Kerl verfolgt mich«, erklärte sie.
    Die Müßiggänger lachten, und einer von ihnen spöttelte: War er vielleicht weiß? Welche Farbe hatte er?«
    Aber das Mädchen gab keine Antwort. Sie holte tief Luft und setzte, so schnell sie konnte, ihren Weg fort.
    »Also, wer war das nun?« fragte einer der Müßiggänger.
    »Ich glaube, das war die kleine Tish Dingletoon, Jack Dingletoons Älteste«, erklärte jemand.
    Ein anderer Müßiggänger fragte: »Habt ihr gehört, daß der olle Jack doch tatsächlich hin und verwestert ist?«
    »Ja, leider, er und Josie zusammen«, sagte einer.
    »Vielleicht läuft sie bloß rum und sucht die beiden«, mutmaßte wieder ein anderer.
    »Tja, Leute, das sind betrübliche Neuigkeiten«, kommentierte Bruder Chid Tichborne, »und ich weiß nicht, wie's mit euch steht, aber ich, ich geh zurück ins Heilige Haus und seh nach, was los ist.« Er streckte seine Krabbler und erhob sich. Er hielt inne, um zu sehen, ob sich noch jemand von der Stelle rührte, aber die anderen blieben hocken. »Nun?« fragte er. »Will keiner von euch mitkommen?«
    »Hey, Doc«, fragte Tolbert Duckworth Doc Swain, »was werden Sie tun?«
    »Ich?« sagte Doc. »Tja, ich weiß nicht recht. Wie steht's mit Ihnen, Junker Hank?«
    »Nun ja …«, sagte Junker Hank, machte aber keine Anstalten, sich zu erheben. Alle sahen ihn scharf an, ob er das Zeichen zum Aufbruch gäbe, und dann beobachteten sie Doc Swain, ob er es geben würde. Junker Hank spuckte aus und sagte: »Ich dachte, dieser Kerl, vor dem sie Angst hatte, wäre vielleicht mein Sohn Sam, aber es sieht nicht so aus, als würde er ihr folgen. Es sieht nicht so aus, als würde ihr irgendein Kerl folgen.«
    »Nun«, sagte Chid Tichborne, »ich weiß nicht, wie's mit euch ist, aber ich werde ihr folgen.« Er machte wieder ein paar Schritte auf den Rand der Veranda zu, aber keiner von den anderen schien sich in Bewegung setzen zu wollen.
    Schließlich bemerkte Doc Swain: »Überlegt mal, Jungs. Dies könnte sehr wohl die einzige Gelegenheit in unserem Leben sein, mitzuerleben, wie Sie mit Ihm spricht oder umgekehrt.« Doc richtete sich knarrend auf, stand einen Augenblick unsicher schwankend auf seinen verbliebenen drei Krabblern da und beugte sich hinüber zu Chid.
    »Könnte sein, Sie geht bloß rüber, um Ihm zu sagen, Er soll Ihr vom Leibe bleiben«, sagte Junker Hank. Er stand gleichfalls auf, streckte sich und machte sich zum Gehen bereit. Mit dem Junker brachen jetzt alle versammelten Müßiggänger von Doc Swains Veranda auf und trotteten die Roamin Road hinunter in Richtung der Taschenlampe der Frau, die nur noch ein fernes Lichtpünktchen war und rasch mit dem Licht, das vom Fenster des Heiligen Hauses kam, verschmolz.
     
    16.
    Aber die Frau stieg nicht auf die Veranda des Heiligen Hauses. Die Roamin Road verläuft in Riechweite der Veranda, aber die Frau blieb auf der Straße, und Tish blieb Ihr dicht auf den Fersen, fast bis zum Rand von Banty Creek, wo eine schmale unbefestigte Straße von Carlott zu der alten Niedrigwasser-Zementbrücke über den Fluß führte und dem Fahrzeug des Herrn die Verbindung zur Außenwelt ermöglichte. Sie stellte auch für das Postauto aus der Außenwelt eine Verbindung her zum Briefkasten des Herrn, der aus einem Stück Altmetall bestand, einer Munitionskiste aus dem Zweiten Weltkrieg, die zwischen Brombeersträuchern und sonstigem Gestrüpp auf einem in den Boden gerammten Pfosten befestigt war. Hier hielt jeden Morgen der Postbote aus Jasper, der zehn Meilen weiter nördlich gelegenen Kreisstadt, um eine Ausgabe der Arkansas Gazette (täglich), der Newton County Times (donnerstags), des New York Review of Books (zweimal die Woche), der Arkansas Time (monatlich), des Audubon (alle zwei Monate) und von Poetry, Southern Review, Poetry Northwest und PMLA (alle vierteljährlich) einzuwerfen; außerdem Wurfsendungen, Reklamezettel, Prospekte und andere Werbematerialien und Angebote von Herstellern, die Seinen Namen aus Adressenlisten hatten und Ihn in ihrer Rubrik »gebildeter, naturverbundener, bücherlesender, männlicher Weißer der Mittelschicht, in den Vierzigern« führten. Die einzige körperliche Übung, die der Herr – abgesehen von der spätnachmittäglichen Inspektion des Grases in Seinem

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