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Tanz der Kakerlaken

Tanz der Kakerlaken

Titel: Tanz der Kakerlaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Harrington
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glauben, schätze ich. Er denkt, ich würde ihn vielleicht hier einziehen lassen. Das kommt gar nicht in Frage, so, wie die Dinge liegen.«
    Sharon hörte wieder eine Weile zu, dann sagte Sie: »Nun, danke vielmals, Omi, ich weiß das zu schätzen. Wie geht' s denn so bei dir?« Es folgte eine weitere Minute des Zuhörens, und dann sagte Sharon: »Paß du auch auf dich auf, Omi. Oh, warte nochmal, ich wollte dich doch was fragen. Neulich abend habe ich eine Kakerlake gesehen. Hattest du sie jemals hier im Haus, als du hier gewohnt hast?«
    Beim Zuhören dachte Tish: Hatte die Frau eben Kakerlake gesagt? und überlegte, ob sie richtig verstanden hatte.
    Aber die Frau konnte schlecht Sackerlake oder Frackerlake gesagt haben, denn die lebten alle im Heiligen Haus und durften überhaupt nicht hier herein. Vielleicht hatte sie Knackerlake gesagt und meinte Sam? Aber hätte Junker Sam es so weit kommen lassen, daß die Frau ihn sah?
    »… also habe ich diese gebührenfreie Nummer oben in Harrison angerufen, du weißt schon, was sie Tele-Med nennen und was von der Gesundheitsbehörde von Arkansas gesponsert wird. Sie spielen da Bänder ab mit Ratschlägen über alles mögliche. Ich hab das Band ›Schaben – Bedrohung oder harmloses Ärgernis‹ angerufen und mir fünf Minuten lang Sachen über ihre Geschichte angehört; sie sind die ältesten Insekten auf der Erde, haben sich seit dreihundertfünfzig Millionen Jahren nicht verändert, und es gibt fünfundfünfzig verschiedene Arten allein in den Vereinigten Staaten. Es hieß, ihre Beine und Körper sind voller Schmutz, weil sie gerne im Dreck leben, und sie tragen einem diesen Dreck ins Essen, und sie kotzen und koten auch ins Essen hinein. Es wurde empfohlen, nach ihren Eiern Ausschau zu halten, so eine Art ledrige Beutel, die wie Winzige Pinto-Bohnen aussehen, und wenn man ein Ei sieht, es sofort zu vernichten, weil es ein Dutzend oder mehr kleine Kakerlaken in sich hat. Das Band meinte, Kakerlaken seien ein Zeichen für einen nachlässig geführten Haushalt. Wer sein Haus sauber und hygienisch halten würde, hätte keinen Ärger mit ihnen. Ich habe mich so geschämt, als ich das hörte! Dieses Haus hier ist nicht dreckig, Omi, das weißt du …«
    Es folgte Zuhören. Und wieder: Zuhören. Gab Omi Sharon Ratschläge, wie Sie die Knackerlaken los würde? Tish wünschte, sie könnte die Stimme hören, die aus der Ameise kam. Sie lauschte noch angestrengter, verstand aber nichts.
    Schließlich sagte Sharon: »Na ja. Das Band warnte davor, daß die ekligen kleinen Viecher alle möglichen Krankheiten übertragen, Salmonellenvergiftung, Durchfall, Übelkeit, Ruhr und sogar Polio und Tuberkulose. Wenn ich also das nächste Mal nicht rangehe, wenn du anrufst, dann weißt du, daß ich schwer krank bin!« Sharon lachte, und Tish hörte auch aus der Ameise Lachen, und dann sagte Sharon: »Nun ja, ich glaube, ich geh' besser meinen Brief einwerfen, bevor ich sterbe! Gute Nacht, Omi, und schlaf gut.«
    Die Frau legte die Ameise wieder oben auf den Käfer, aber der Käfer fing nicht wieder zu schreien an; er mußte tatsächlich von der Ameise gewestert worden sein. Dann langte die Frau unters Bett und holte einen silbrig glänzenden Stab mit einem großen Auge am Ende hervor. Die Frau drückte ihn, und er strahlte auf wie zig Millionen Glühwürmchen, die alle gleichzeitig aufblinken, nur blieb er hell und erlosch nicht. Die Frau nahm einen Umschlag und trug ihn mit sich hinaus auf Ihre Veranda.
    Rasch kletterte Tish das Kaminsims hinunter und folgte, zwängte sich unter der Fliegentür durch, als sie gerade zuschnappte. Die Frau ging gerade die Verandatreppe hinunter, als Tish die Veranda erreichte. Tish sah, daß die Frau mit dem großen Leuchtstab vor sich hin zeigte, so daß ein hell erleuchteter Kreis in den Garten hinausstrahlte, und in diesen Kreis trat die Frau. Der dunkle Himmel über ihnen war angefüllt mit schweren Wolken voller Wasser. So schnell ihre sechs Krabbler sie trugen, trippelte Tish hinter der Frau her.
     
    15.
    Der Club der Müßiggänger, der auf Docs Veranda um Doc Swain und Junker Hank versammelt war, bekam unerwarteten Besuch, der just in dem Moment eintraf, als O. D. Ledbetter eine wirklich saftige Zote zum besten gab, über diesen Burschen, der behauptete, er hätte nicht bloß zwei Schwengel, sondern drei. »Er hatte vor, dieses Mädel vom Banty Creek da oben zu heiraten«, erzählte O. D., »aber zufällig sieht sie ihn eines Nachts, wie er hinter

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