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Tanz der Kakerlaken

Tanz der Kakerlaken

Titel: Tanz der Kakerlaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Harrington
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Garten – je durchzuführen pflegte, war der Gang vom Heiligen Haus zu Seinem Heiligen Briefkasten, eine Entfernung von vielleicht hundert Metern. Sehr selten bekam Er einmal einen Brief.
    Die Frau fand die Munitionskiste mit Ihrer Taschenlampe, machte den Deckel auf und warf den Brief hinein. »So«, hörte Tish Sie zu sich selber sagen, »ich hoffe nur, der Postbote denkt nicht, der Brief soll rausgehen.« Tish fragte sich, wohin ein Brief wohl rausgehen könne; zu einem Spaziergang vielleicht oder in ein Restaurant?
    Sofort machte die Frau wieder kehrt, und Tish mußte sich mit einem Satz vor Ihren Füßen in Sicherheit bringen, als die Frau sich auf den Nachhauseweg begab. Auf dem Rückweg ging Sie schneller, und Tish versuchte erst gar nicht, mit Ihr Schritt zu halten.
    Die Müßiggänger sahen Sie zurückkommen. Sie waren fast auf Höhe des Heiligen Hauses, wo ihre Familien sich nach Kräften bemühten, die Nacht auf unterhaltsame Weise herumzubringen, als einer von ihnen schrie: »Da drüben kommt Sie wieder!« und ein anderer brüllte: »Nichts wie runter von der Straße!« und sie alle wild durcheinanderflitzten, um Ihr aus dem Weg zu kommen. Einer von ihnen, Luke Whitter, war einen Schritt zu spät und wurde vom Schuh der Frau getroffen. Doc Swain eilte herbei, um ihn zu untersuchen, aber Luke war ziemlich gänzlich zerquetscht und stieß seinen letzten Seufzer aus. Doc konnte nichts mehr für ihn tun.
    »Der Herr gibt und der Herr nimmt«, sagte Chid Tichborne. »Unser Herr Joshua Chrust sagt: ›Sei getreu bis an den Westen, so will ich dir die Krone des Lebens geben.‹« Und er machte im Geist eine Notiz, Luke Whitters Namen mit auf die Liste der Todesfälle zu setzen, die er heute nacht beim Mannesdienst zu verkünden hatte.
    »Amen«, sagten die Chrusten unter den Müßiggängern, drehten Lukes Leichnam in die Bauch-nach-oben-Position und deckten ihn mit Grashalmen zu.
    »Es sieht eigentlich doch nicht so aus, als wollte die Frau das Heilige Haus besuchen«, bemerkte Doc.
    »Da drüben kommt dieses Mädel wieder an«, verkündete Mont Dinsmore.
    Tish wollte in den Graswald ausweichen, um sich den Gang durch die Meute der Müßiggänger zu ersparen, aber der Geruch nach Westen, der von Lukes Leichnam aufstieg, machte ihr angst, und sie ging doch zwischen den versammelten Knackerlaken hindurch.
    »Dieser Kerl immer noch hinter dir her?« fragte Doc Swain.
    »Nein, Sir«, sagte sie lächelnd, »ich schätze, er ist im Banty Creek ertrunken.«
    »Du läufst nicht vielleicht der Frau hinterher, oder?« fragte er weiter. Tish nickte. »Wo ist Sie hin? Was hat Sie vor?«
    »Sie hat bloß einen Brief eingeworfen«, sagte Tish. »Sie hat dem Herrn einen Brief geschrieben und ihn in Seinen Kasten gesteckt.«
    Bruder Tichborne erklärte feierlich: »Es wär' schon gut, wenn wir eine Möglichkeit hätten herauszufinden, was alles in dem Brief drinsteht.«
    Aber nicht einmal der Respektloseste unter ihnen hatte Lust, sich zum Heiligen Briefkasten des Herrn zu begeben und zu versuchen, an Seiner Post herumzumanipulieren. Die meisten erinnerten sich noch an die Geschichte einer ganzen Familie von Ledbetters, die eines Nachts in die Munitionskiste gestiegen waren und sich an den grauen Flocken, die im Futter einer Jiffy-Buchversandtasche steckten, satt gegessen hatten, dann in tiefen Schlaf versunken waren, bis der Herr sie am nächsten Tag überrascht und alle mit einer zusammengerollten Arkansas Gazette erschlagen und in den Westen geschickt hatte.
    Anstatt sich hinaus zum Briefkasten zu wagen, begaben sich die Müßiggänger durch verschiedene Löcher ins Heilige Haus. Tish folgte ihnen in respektvollem Abstand. Zumindest konnte sie jetzt ihre Neugier, wie es wohl im Inneren des Heiligen Hauses aussehen mochte, befriedigen. Vielleicht würde sie sogar etwas über den Verbleib ihrer Eltern erfahren. Sie hielt sich so dicht wie möglich an Junker Hank, als würde sie seinen Schutz brauchen. Und tatsächlich, in dem Moment, in dem sie den Mußeraum betrat, wurde sie von einer großen Damenknackerlake zur Rede gestellt, die ihr Territorium verteidigte.
    »Also, was glaubst du eigentlich, wer du bist?« verlangte Mrs. Kimber zu wissen.
    Junker Hank stellte sich zwischen die beiden Frauen und sagte zu Mrs. Kimber: »Sie ist mit mir gekommen.«
    »Oh, dann bitte ich um Entschuldigung, Junker, das wußte ich nicht«, sagte Mrs. Kimber und trat beiseite.
    Der Mußeraum war dunkel bis auf eine Ecke, in die niemand sich

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