Tanz der Sinne
ihres Körpers und jeder dunklen Kammer ihrer verängstigten Seele.
Zum erstenmal, seit sie und Kira getrennte Wege gingen, fühlte sie sich ganz.
Es war ein gefährlicher Gedanke, einer, den sie sofort unterdrückte. Zufriedenheit war sicherer.
Zärtlich streichelte sie ihm den Rücken. Sie hatte nicht gewußt, daß der Körper eines Mannes so schön sein konnte, genauso, wie sie nie verstanden hatte, wie eine Frau der Leidenschaft ihren Ruf und ihre Zukunft opfern konnte. Es war immer noch töricht, aber mochte der Himmel ihr gnädig sein, sie verstand es nun.
Lucien legte sich neben sie und sagte heiser:
»Das könnte zu einer schlechten Angewohnheit werden.«
Sie lächelte leise. Sie verstand sein Bedürfnis, leichtfertig von etwas zu sprechen, was so intensiv war.
Abwesend flocht er seine Finger in ihr Haar. »Wir werden heiraten müssen, glaubst du nicht?«
Seine Worte wirkten, als hätte er ihr einen Schwall eisiges Wasser ins Gesicht geschüttet.
»Was!« Sie wäre aus dem Bett gesprungen, wenn sein Arm sie nicht festgehalten hätte. »Du bist verrückt!«
»Ganz und gar nicht«, sagte er ruhig. »Du kennst die Regeln ebensogut wie ich. Wenn ein Gentleman eine Dame kompromittiert, kann nur sein Name den Schaden wiedergutmachen. Daher biete ich dir den meinen an.«
In dem wilden Chaos ihrer Gedanken fragte sie:
»Würdest du das auch sagen, wenn ich Kristine wäre?«
»Die Situation wäre eine andere. Deine Schwester hat sich entschlossen, bürgerlicher Konvention den Rücken zu kehren. Du nicht – du hast ein vollkommen respektables Leben bei deiner Tante geführt.« Er lächelte und strich ihr zart über das Ohr. »Du selbst hast gesagt, daß ein Gentleman eine Dame nicht genauso behandelt wie eine Schauspielerin. Trotz deiner kriminellen Aktivitäten bist du zweifelsohne eine Dame, und ich ein Gentleman, zumindest dem Namen nach.
Ergo, wir heiraten.«
Trotz seines scherzhaften Tons wußte sie, daß es ihm vollkommen ernst war. Sie spürte sein Bedürfnis, andere, ganz besonders Frauen, zu beschützen. Es wurzelte in seinem Versagen, seine Schwester zu retten. Und das war keine gute Basis für eine Ehe.
Das Kerzenlicht spielte auf seinem muskulösen Körper und verwandelte sein Haar in einen silbernen Heiligenschein. Er war strahlend schön, ein nackter, unanständig männlicher Engel, der den Himmel verlassen hatte, um die Kunst irdischer Sinnlichkeit zu erlernen. Wie würde es sein, seine Frau zu sein, diese Leidenschaft wieder und wieder zu erleben?
Es war eine gefährlich verlockende Vision. Mit aller Nüchternheit, die ihr zur Verfügung stand, sagte sie: »Du bist nicht sehr überzeugend als Moralapostel, Lucien. Du glaubst nicht an Konventionen, und ganz bestimmt befolgst du sie nicht immer.«
»Das vielleicht nicht«, gab er zu, »aber ich glaube an sie. Gesellschaftliche Ächtung ist eine Realität
– jeden Tag steht jemand, der die Regeln bricht, vor den Trümmern seiner Existenz. Und ich lasse nicht zu, daß dir das zustößt, nur weil ich dir unachtsamerweise die Unschuld geraubt habe.«
»Innerlich bin ich genauso unkonventionell wie Kit
– alles, was mir fehlt, ist ihr Mut und ihr Talent«, sagte sie bitter. »Was heute nacht passiert ist, war genauso meine Schuld wie deine. Du brauchst dich also nicht auf dem Altar der Ehre zu opfern.«
Er zuckte die Achseln. »Es wäre kein großes Opfer. Wie meine weibliche Verwandtschaft nur bis zum Überdruß erklärt hat, ist es an der Zeit, daß ich heirate, und du bist eine höchst erstrebenswerte Braut.« Seine Hand strich über ihren Bauch und kam auf den seidigen Locken zwischen ihren Schenkeln zur Ruhe. »Außerdem besteht immer die Möglichkeit einer Schwangerschaft. Das ist eine Folge, die nicht leicht zu verbergen wäre.«
Sein Kind… Die Vorstellung war ungemein verlockend, beinahe unwiderstehlich. »Die Chancen dafür sind nach einer einzigen Nacht ziemlich gering«, sagte sie unerschütterlich. »Falls das passiert, können wir uns immer noch Sorgen machen.«
Als er den Mund öffnete, um zu protestieren, versuchte sie, Verbindung mit Kira aufzunehmen und so die Kraft zu finden, Lucien noch einmal zurückzuweisen.
Kira war nicht da.
Kapitel 25
Entsetzen packte sie. Sie erstarrte. »Kira?«
»Was ist los?« fragte Lucien mit scharfer Stimme.
»Ich kann sie nicht finden!« keuchte sie. Ihr war, als müsse sie ersticken. »Ich hab’ versucht, sie zu erreichen, aber sie ist nicht da.«
Lucien sah ihr tief in die
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