Tanz der Sinne
Meisterspion bist, der sich hinter einer frivolen Fassade versteckt.«
Seine Augen wurden grün. Jemand anders hätte es vielleicht nicht bemerkt, aber für Kit war es der Beweis, daß sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. »Deswegen wolltest du also ein Höllenhund werden«, sagte sie triumphierend. »Das erklärt vieles.«
»Ich gebe mich geschlagen.« Er machte eine Geste scherzhafter Kapitulation. »Ich werde ein Geständnis ablegen müssen, nicht wahr?«
»Ich glaube, das ist nur fair. Immerhin ist mein Leben heute nacht bis in die letzten Winkel erforscht worden.«
»Es gibt keinen offiziellen Namen für meine Position, aber ich bin seit meiner Zeit in Oxford im Geheimdienst der Regierung. Ein Freund hat einmal gesagt, daß ich einer Spinne ähnele, die in der Mitte eines riesigen Netzes hockt und Berichte aus ganz Europa verschlingt.«
»Du siehst nicht aus wie eine Spinne. Nicht annähernd genug Beine.«
Er grinste. »Manchmal kümmere ich mich auch um innere Angelegenheiten, wenn es internationale Verwicklungen gibt. Diesmal habe ich Grund zu der Annahme, daß einer der Höllenhunde seit Jahren für die Franzosen spioniert. Jetzt, wo Gerüchte umgehen, daß Napoleon wieder an die Macht will, ist es besonders wichtig, den Mann unschädlich zu machen. Bisher habe ich allerdings keinen Erfolg gehabt.« Er zog eine wilde Grimasse und schob seine Hand unter die Decke, um ihre Brust zu streicheln. »Meine Aufmerksamkeit ist in letzter Zeit stark von einer gewissen Frau in Anspruch genommen worden.«
Sie lachte und hielt dann den Atem an, als er ihre Brustwarze zwischen Daumen und Zeigefinger nahm. Unglücklich hielt sie seine Hand fest und zog sie unter der Decke hervor. »Nicht, Lucien.
Leidenschaft ist ein Luxus, den ich mir jetzt nicht leisten kann. Die Verbindung zwischen mir und Kira ist nicht mehr so stark wie früher, und ich wage nicht, etwas zu tun, was sie noch weiter schwächen könnte.«
Er legte seine Hand wieder auf ihren Oberkörper, aber dieses Mal über der Decke. »Das Band zwischen euch scheint bemerkenswert stark zu sein, wenn man bedenkt, daß ihr seit Jahren getrennt lebt und ganz verschiedene Interessen habt.«
»Es hatte weniger mit Geographie zu tun, sondern mit der Tatsache, daß Kira angefangen hat, Dinge vor mir zu verheimlichen.« Kit lächelte frostig.
»Wahrscheinlich dachte sie, ich sei zu naiv, um die schmutzige Wahrheit über das Leben einer Schauspielerin zu ertragen. Es war ziemlich schwierig – ich konnte ihre emotionalen Höhen und Tiefen spüren, aber meistens wußte ich nicht genug, um mir einen Reim darauf zu machen.«
Er runzelte die Stirn. »Das könnte möglicherweise nützlich sein. Hast du in all den Jahren irgend etwas gefühlt, das mit ihrem Verschwinden in Zusammenhang stehen könnte?«
»Die bemerkenswerteste Episode war eine Zeit, in der sie strahlend glücklich war. Sie endete sehr plötzlich, und danach war sie lange Zeit sehr elend. Ich glaube, sie war verliebt, und es ist nicht gut ausgegangen.« Kit seufzte. »Sie hat sich geweigert, darüber zu sprechen oder auch nur zuzugeben, daß es jemanden gab, aber danach hat sie sich verändert. Sie hat etwas von ihrem Feuer verloren.«
»Es hat sicher weh getan, so ausgeschlossen zu sein«, sagte er leise.
Kit antwortete nicht. In diesem Moment wünschte sie sich, daß Lucien etwas weniger einfühlsam gewesen wäre. Es war schwer gewesen zu wissen, daß ihre Schwester Kummer hatte, noch schwerer, nicht helfen zu dürfen.
»Wir sind davon ausgegangen, daß Kiras ›Lord Höllenhund‹ der Übeltäter ist, aber vielleicht ist das falsch«, fuhr er fort. »Könnte dieser andere Mann eine Rolle spielen?«
Sie dachte nach und schüttelte dann den Kopf.
»Ich glaube nicht – das ist zwei oder drei Jahre her. Außerdem hatte ich das Gefühl, daß er sie verlassen hat, nicht umgekehrt. Das macht ein Verbrechen aus unerwiderter Leidenschaft ziemlich unwahrscheinlich.«
»Hast du je bemerkt, daß sie Angst hatte?«
»Nur, wenn sie in einem neuen Stück auftreten mußte, und diese Art Angst ist verschieden von der um die eigene Sicherheit.« Kit schnitt eine Grimasse. »Ich hab’ gelernt, was Lampenfieber ist, seit ich angefangen habe, an Kiras Stelle aufzutreten.«
»Macht dir die Schauspielerei Spaß? Du bist großartig, und du hast dieselbe Fähigkeit, dein Publikum zu verhexen, wie du es von Kira behauptest.«
»Das ist nicht mein Verdienst, ich hab’s von Kira ausgeliehen.« Sie dachte nach.
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