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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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vorziehen mußte, würde sie ihm ihr Herz vorenthalten. Noch ein Grund mehr, Kira so schnell wie möglich zu finden.
    Er beugte sich über das Geländer und spähte ins Parkett, ohne die dichtgedrängte Menge unter ihm zu sehen. Der Streit mit Kit hatte ihn mit einem heimlichen Motiv seinerseits konfrontiert. In der Vergangenheit hatte er immer sehr darauf acht gegeben, kein Kind zu zeugen. Seine Enthaltsamkeit in den letzten Jahren hatte das leichtgemacht.

    Aber bei Kit hatte er überhaupt nicht aufgepaßt.
    Die einfache Erklärung war, daß sie ihn zu sehr erregte, als daß er Zurückhaltung hätte üben können. Aber er kannte sich gut genug, um zu erkennen, daß er sie schwängern wollte, so daß sie ihn heiraten mußte. Statt die Frau zu beschützen, die er liebte, versuchte er, sie zu nötigen und so in die Falle zu locken, daß sie unmöglich entkommen konnte. Schlimmer noch, sein egoistisches Verhalten gefährdete möglicherweise Kits wichtigen Kontakt zu ihrer Schwester.
    Er war nicht gerade stolz auf diese Erkenntnis.
    Aber falls er noch eine Gelegenheit finden konnte, mit ihr zu schlafen, würde er es wieder tun.
    Seine Gedanken sprangen zu einem Zwischenfall aus seinen Studientagen. Ein adeliger Flegel in Christ Church College hatte einen anderen Studenten gefordert, einen sanftmütigen jungen Mann namens Whitman, der die Frechheit besessen hatte, ihm zu widersprechen. Obwohl Whitman keine Erfahrung in Duellen hatte, verlangte die Ehre, daß er die Herausforderung annahm, selbst wenn Verletzung oder Tod die Folge waren.
    Das herannahende Duell hatte sich unter den anderen Studenten herum gesprochen. Jeder bedauerte die ungleichen Chancen, aber dem Ehrenkodex zuliebe wollte niemand einschreiten, abgesehen von Lucien. Ein paar Erkundigungen ergaben, daß der Flegel sexuelle Vorlieben hatte, die ihn in den Augen der Gesellschaft für immer unmöglich gemacht hätten. Lucien hatte sein Wissen rücksichtslos benutzt, um dem Flegel die Rücknahme der Herausforderung und eine Entschuldigung bei Whitman abzupressen.
    Zufällig hatte Rafe von der Rolle erfahren, die Lucien bei der Verhinderung des Duells gespielt hatte. Mit kühlem, nachdenklichem Blick hatte er gesagt: »Du bist wirklich ziemlich amoralisch, nicht wahr?«
    Das war nicht als Verurteilung gemeint gewesen –
    Rafe war erleichtert, daß das Duell verhindert worden war –, sondern als unbeteiligte Beobachtung. Trotzdem hatten die Worte ihn getroffen. Es war eine Zeichen für die Tiefe ihrer Freundschaft, daß sie davon unbeeinflußt geblieben war.
    Und natürlich hatte Rafe recht gehabt. Wenn Lucien sich selbst auch nicht für ehrlos hielt, so hatte er doch nie gezögert, Ehre zugunsten eines guten Grundes in den Wind zu schlagen. Dieser Zug hatte ihn zu einem erstklassigen Geheimdienstchef gemacht, aber er bewies, daß der Umstand, seine Vorfahren bis zu der normannischen Eroberung und weiter zurückführen zu können, einen nicht zu einem echten Gentleman machte.
    Mit mißmutigem Lächeln betrat er den Gang und ging zu seiner eigenen Loge. Kit hatte das Temperament einer Revolutionärin; er würde ihr reichlich Gelegenheit geben, ihre Talente zu erproben.
    Lucien betrat seine Loge, als das Publikum sich für den letzten Akt zurechtsetzte. Lediglich Ives, Chiswick und Westley waren da. Chiswick warf ihm einen amüsierten Blick zu. »Sie sehen aus, als hätten Sie sich bessere Unterhaltung verschafft als den zweiten Akt.« Das war nicht nur zutreffend, ein Geständnis würde außerdem seinen Ruf als Wüstling fördern. »Ich habe mit jemandem über Politik diskutiert«, sagte Lucien schlicht. »Eine äußerst anregende Unterhaltung.«
    »Nach dem zerknitterten Zustand ihres Halstuches zu schließen, muß die Diskussion recht lebhaft gewesen sein«, stellte Sir James fest.
    »Allerdings. Ein fesselndes Thema.« Jason setzte sich. »Haben Mace und Nunfield das Interesse verloren?«
    Ives sagte: »Ja, sie haben mich gebeten, mich bei Ihnen für ihr Weggehen zu entschuldigen.
    Nunfield hat gemeint, er fühle eine Glückssträhne kommen, und wollte so schnell wie möglich an einen Spieltisch.«
    Lucien fragte sich, ob der Abgang der beiden etwas zu bedeuten hatte. Vielleicht nicht, immerhin waren die betreffenden Herren schnell gelangweilte Lebemänner. Mit innerem Achselzucken wandte er seine Aufmerksamkeit Sir Digby Uprights kluger Rache an seinem Feind zu.
    Auf dem Höhepunkt des Aktes trat Kit in einem züchtigen Gewand auf und gestand unter

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