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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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einander die Hand, dann verschwand Lucien in der Dunkelheit.
    Als er in die Bibliothek zurückkehrte, fragte der alte Mann sich, welcher Art die Besuche sein mochten, die der Graf machen wollte. Dann zuckte er die Achseln und schlug ein Kontobuch auf. Er bezweifelte, daß seine Phantasie dazu ausreichte.

Kapitel 5
    Lucien plazierte das Uhrwerk im Inneren des silbernen Figürchens und prüfte den Sitz. Da, an dieser Stelle saß es etwas zu fest. Er zog das Werk wieder heraus, nahm eine Juweliersfeile und begann, die Stelle abzuschleifen. Er arbeitete an einem Taufgeschenk für das erste Kind seines Freundes Nicholas, und es sollte etwas Besonderes sein. Außerdem hatte Erfahrung ihn gelehrt, daß die Konzentration, die für diese Arbeit erforderlich war, seinen Gedanken erlaubte, unterbewußt neue Muster aus verstreuten Informationen zu bilden.
    Unglücklicherweise machte sein Unterbewußtsein heute abend keine Fortschritte. Er trug Dossiers über alle Höllenhunde zusammen,
    zusammengesetzt aus genauen finanziellen Nachforschungen und seinen eigenen Eindrücken.
    Und doch war er seinem Ziel nicht näher gekommen als an dem Tag, wo er seine Suche begonnen hatte.
    Sein einziger Beweis war ein Bericht, den einer seiner Agenten in Paris ihm geschickt hatte.
    Dieser hatte in den Akten von Napoleons Geheimdienstchef mehrere rätselhafte Hinweise auf eine wertvolle Informationsquelle in England entdeckt. Einer davon deutete an, daß der Informant ein Mitglied der Höllenhunde war. Das war alles, was Lucien zur Verfügung stand. Er nahm an, daß der Spion eher aus Geldgier denn aus politischer Überzeugung handelte. Das half nicht gerade viel – wie sich herausgestellt hatte, war jeder zweite Höllenhund in finanziellen Schwierigkeiten, verursacht durch Spielschulden und ausschweifende Lebensart.
    Lucien unterbrach seine Handwerksarbeit, lehnte sich zurück und streckte seine verkrampften Muskeln. Eigentlich konnte er geduldig sein, wenn es sein mußte, aber heute fühlte er sich unerklärlich unruhig. Er hatte es satt, soviel Zeit mit den Höllenhunden verbringen zu müssen, Morgen würde er zu einer neuen Jagdpartie aufbrechen, diesmal auf dem Landsitz von Lord Chiswick. Es handelte sich zwar nicht um ein offizielles Unternehmen der Höllenhunde, aber die sechs anderen Gäste waren allesamt Gründungsmitglieder der Gruppe. Nicht gerade eine anregende Gesellschaft, es kostete Lucien einigermaßen Mühe, sich wie einer der ihren zu benehmen.
    Die Erinnerung an die kokette Kellnerin im Krone und Geier schoß ihm durch den Kopf. Mit säuerlichem Grinsen konstatierte er, daß seine Unruhe eine tieferliegende Ursache hatte: sein Körper verlangte nach einer Frau. Er warf einen Blick auf die Uhr. Es war elf, nicht zu spät, um eines der verschwiegenen Freudenhäuser aufzusuchen, in denen warme, willige Frauen Männern von Rang und Wohlstand jeden Wunsch von den Augen ablasen.
    Er zögerte, hin- und hergerissen zwischen Lust und besserem Wissen. Dann schüttelte er den Kopf. Seine Begierde war noch nicht heftig genug, um den Preis zu rechtfertigen, den er für ihre Befriedigung zahlen mußte.
    Zum tausendstenmal wünschte er sich, er wäre wie andere Männer und könnte ohne emotionale Nachwirkungen mit einer Frau ins Bett gehen.
    Unglücklicherweise war ihm das versagt.
    Als junger Mann hatte er sich den Freuden, die einem wohlhabenden Mann zustanden, voller Begeisterung hingegeben. Die Leidenschaft hatte ihn so in Bann geschlagen, daß er erst Jahre später erkannte, daß bei ihm sexuelle Befriedigung unweigerlich von Depressionen gefolgt wurde.
    Post coitum triste, wie ein altes Epigramm besagte: auf den Geschlechtsakt folgt die Trauer.
    Aber was Lucien fühlte, war weit mehr als das traurige Bewußtsein der eigenen Sterblichkeit, das andere Männer manchmal befiel. Seine Anfälle von Melancholie waren tiefer, und sie dauerten Stunden, manchmal sogar Tage.
    Er hatte die dunklen Winkel seiner Seele durchforscht und war zu dem Ergebnis gekommen, daß das Problem in der Illusion der Nähe lag, die die Paarung erzeugte. Wenn sie vorbei war und er in seine unendliche Einsamkeit zurückkehrte, wurde er von Verzweiflung überwältigt.
    Als ihm klar wurde, welch hohen Preis er für ein paar Minuten Wonne zahlte, hatte er sich widerwillig zu einem asketischeren Dasein entschlossen. Hin und wieder, wenn die Sehnsucht nach Nähe stärker wurde als seine Selbstbeherrschung ging er zu einer Frau. Immer hoffte er, daß es diesmal anders

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