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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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um ihr Gesicht aus der Nähe zu betrachten. Mit der anderen Hand strich er ihr über die Wangen. »Nicht schlecht, wie du Schminke benutzt hast, um die Form deines Gesichts zu verändern. Nicht einmal deine eigene Mutter würde dich so erkennen. Und du hast dich wieder ausgestopft, wenn auch nicht so auffällig wie als Sally.«
    Ihr Widerstand erlahmte, und sie starrte ihn mit tränenfeuchten, blaugrauen Augen an. »Das Spiel ist vorbei, nicht?«
    »Allerdings.« Er ließ sie los. »Wer zum Teufel sind Sie?«
    Sie wandte sich ab und preßte zitternde Hände an ihre Schläfen.
    Ruhiger sagte er: »Ich werde Ihnen nicht weh tun, aber ich will die Wahrheit wissen. Wie heißen Sie wirklich -Kitty? Emmie Brown? Oder Sally, wie die freche Kellnerin? Wahrscheinlich nichts von alledem.«
    Sie seufzte und hob den Kopf. »Mein Name ist Jane. Meinen Nachnamen verrate ich Ihnen nicht.
    Ich habe schon genug Schwierigkeiten.«
    Er vermutete, daß sie damit meinte, er würde ihre Familie womöglich erkennen; sie hatte das Flair einer wohlerzogenen jungen Dame, die Sorte, die man eher in einem Salon antraf als in einem pittoresken Wirtshaus. »Warum sind Sie hinter den Höllenhunden her? Oder kommt dieses zweifelhafte Privileg nur mir zu?«
    »Ich interessiere mich nicht für Sie, Lord Strathmore, sondern für einen anderen ihrer Freunde.«
    »Welchen?«
    Sie zögerte. »Das möchte ich lieber nicht sagen.«
    »Irgend etwas werden Sie mir sagen müssen«, sagte er scharf. »Sicherlich ist Ihnen die Strafe für Diebstahl bekannt. Sie sind hübsch, daher nehme ich nicht an, daß Sie in Newgate mit dem Wind tanzen werden, aber wenn ich Sie anzeige, werden Sie sicher deportiert.«
    Sie erbleichte. »Zeigen Sie mich nicht an, ich bitte Sie. Ich versichere Ihnen, ich will nur das, was mir zusteht.«
    Er runzelte die Stirn. »Sind Sie auf der Jagd nach einem Mann, der Sie entehrt hat?«
    Sie begann, ruhelos im Zimmer auf- und abzuwandern, während ihr blasses Gewand ihr um die Knöchel flatterte. »Nicht mich, meinen Bruder, aber ich bin ebenfalls betroffen.«
    »Hat Ihr Bruder beim Kartenspiel ein Vermögen verloren?«
    Sie blieb stehen und starrte ihn an. »Woher wissen Sie das?«
    »Nur eine Vermutung«, sagte Lucien trocken.
    »Glücksspiel ist der schnellste Weg zum Ruin für jeden Mann. Aber welcher verachtungswürdige junge Dummkopf würde seiner Schwester gestatten, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, um ihn vor seiner eigenen Torheit zu bewahren?«
    »James ist nicht so.« Sie trat an den Kamin und starrte in die Kohlen. »Man kann sich keinen besseren oder verantwortungsbewußteren Bruder wünschen. Er ist in der Armee, und er ist nach Hause gekommen, um sich von einer Verwundung zu erholen. Kurz bevor er zu seinem Regiment zurückkehren sollte, wurde er von… von einem Mann zu einer Partie Karten überredet. Mein Bruder wurde genötigt, betrogen und wahrscheinlich betäubt. Als er am nächsten Morgen aufwachte, hatte der Mann eine handschriftliche Zusicherung, daß er Eigentümer des Familienerbes würde, falls James ihm nicht innerhalb von sechzig Tagen zwanzigtausend Pfund zahlte.«
    Lucien pfiff leise. »Eine üble Geschichte, falls sie stimmt.«
    Als Jane den Vorbehalt in seiner Stimme hörte, funkelte sie ihn wütend an. »Mein Bruder ist kein Lügner, und er hat sich diese Geschichte nicht ausgedacht.«
    »Wenn er glaubt, daß man ihn betrogen hat, warum hat er den Mann dann nicht zum Duell gefordert?«
    »Um eine üble Situation noch zu verschlimmern?
    Der Mann, der ihn betrogen hat« – sie lächelte freudlos -»nennen wir ihn Kapitän Sharp, der Einfachheit halber, hat sehr viel Einfluß. Es hätte einen schrecklichen Skandal gegeben, der die Karriere meines Bruders zunichte gemacht hätte.
    James ist ein guter Schütze und hätte seinen Gegner wahrscheinlich umgebracht. Falls…« Sie erschauerte. »An die andere Möglichkeit möchte ich gar nicht denken. Ich habe James gesagt, er soll zu seinem Regiment zurückkehren, weil ich einen Plan habe, der das Problem löst.«
    »Und er hat sich unbekümmert von dannen gemacht und die Situation Ihnen überlassen.«
    Lucien schüttelte den Kopf. »Wie sieht Ihr Plan aus – wollen Sie ihrem Opfer einen Dolch in die Rippen bohren? Keine besonders gute Idee.«
    Sie fing an, mit den Fingern auf dem Kaminsims zu trommeln. »Glauben Sie mir, ich eigne mich nicht zur Lady Macbeth. Ich habe
    herausbekommen, daß Kapitän Sharp, schon anderen jungen Männern so mitgespielt hat

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