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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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jemanden.« Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.
    »Unvorstellbar – da schleiche ich herum wie eine Diebin, und es ist alles vollkommen unnötig.«
    »Aber wenn Sie es nicht getan hätten, hätte ich Sie nicht kennengelernt, und das wäre sehr schade«, sagte Lucien weich.
    Ihre Blicke trafen sich, und irgendeine primitive, machtvolle Anziehung pulsierte zwischen ihnen –
    Mann und Frau, die einander begehrten und näher kommen wollten. Jane schluckte schwer, und er wußte, daß ihr die Anziehung zwischen ihnen unangenehm war. Ihre Augen verrieten erschrockene Faszination einer nervösen Jungfrau.
    »Ich muß gehen.« Sie stand auf und trat beinahe auf eines der mechanischen Spielzeuge, die noch auf dem Boden lagen. Sie kniete sich hin und begann, die verstreuten Gegenstände aufzulesen.
    »Es tut mir leid. Hoffentlich ist keines beschädigt.«
    Er kniete sich neben sie, um ihr zu helfen. Ihre Finger berührten sich, als sie beide nach einem kleinen, schwarzsilbernen Pinguin griffen. Er spürte, wie ihre Hand bebte.
    Hastig sagte sie: »Was kann das Tierchen da?«
    Er nahm den mechanischen Pinguin, zog ihn auf und stellte ihn auf den Boden. Mit leisem Surren beugte sich das winzige Tier nach vorne und machte dann einen perfekten Salto rückwärts. Als es auf seinen breiten Schwimmfüßen landete, japste Jane: »Ich fasse es nicht!«
    Während sie sprach, machte der Pinguin noch einen Salto, dann noch einen. Jane hockte auf dem Boden und lachte so sehr, daß sie eine Hand auf ihre Brust pressen mußte. Sie sah aus wie jemand, der schon sehr lange nicht mehr gelacht hatte. Es machte Lucien glücklich, ihr zuzusehen.
    In den vergangenen Minuten war sie verfolgte Unschuld gewesen, sinnliche Nymphe und kühle Gegnerin.
    Jetzt war sie ein unbekümmertes Kind. Er hielt all diese Facetten für echt, aber welche von ihnen, wenn überhaupt eine, beschrieb die wahre Frau?
    Sie war ein faszinierendes Rätsel, eines, das zu lösen er entschlossen war.
    Mit Lachtränen in den Augen fragte sie: »Wo haben Sie das her?«
    »Ich habe es selbst entworfen und den Mechanismus gebaut. Ein Taufgeschenk für das Kind eines Freundes von mir.«
    Kit hob das Spielzeug auf und betrachtete es nachdenklich. »Sie haben ungeahnte Talente, Lord Strathmore. Warum ein Pinguin?«
    »Mein Freund hält auf seinem Landsitz ein Dutzend davon. Wahrscheinlich die einzigen Pinguine in ganz England. Ganz reizende Tiere.«
    Irgendwie war es passend, daß Strathmores Freunde ebenso ungewöhnlich waren wie er selbst. Sie hob ein anderes Spielzeug auf, ein Kaninchen in formeller Hofkleidung, das auf einem Schemel saß und ein Cello hielt. Sie zog es auf, und das Kaninchen begann, den Bogen hin-und herzuführen, während im Inneren der Figur eine Spieluhr klingelte. »Entzückend. Haben Sie das auch gemacht?«
    »Nein, das da ist aus Frankreich. Ein Freund hat es mir aus Wien mitgebracht.« Er betrachtete das Kaninchen und strich sorgsam eines der langen Ohren glatt. »Das Kerlchen hier ist ein bißchen verbogen.«
    Sie lächelte über Strathmores Konzentration. Er wirkte nicht gerade bedrohlich. Aber er erschreckte sie, auch wenn er sie höflich –
    eigentlich geradezu ritterlich – behandelt hatte. Er war ein mysteriöser Mensch, und sie spürte, daß Rücksichtslosigkeit ebenso zu seinem Charakter gehörte wie Charme.
    Sie hob das letzte Spielzeug auf, wickelte es in eines der Samtstückchen, die aus der Schachtel gefallen waren, und legte es zu seinen Gefährten.
    Dann stand sie auf und stellte die Schachtel wieder in den Schrank. Offenbar war noch einiges von Emmie dem Kammermädchen in ihr. Als alles aufgeräumt war, sagte sie: »Gute Nacht, Lord Strathmore. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen für Ihre Hilfe danken soll.«
    Er war ebenfalls aufgestanden und musterte ihr Gesicht mit unangenehmer Scharfsicht. Nervös fragte sie sich, ob er vermutete, daß die Geschichte von ihrem Bruder und seinen Spielschulden von vorne bis hinten erlogen war.
    Leise sagte er: »Ich möchte Sie wiedersehen.«
    Seine Worte waren erschreckender als jede Anklage. Ihr Herzschlag setzte aus, zum Teil vor Schreck, aber mehr wegen der bestürzenden Erkenntnis, daß auch sie ihn gerne wiedersehen würde. Sie erinnerte sich an all die Gründe, die das verboten, und sagte dann ruhig: »Das ist unmöglich, Mylord.«
    Seine Brauen hoben sich, und mehr denn je glich er Lucifer. »Warum?«
    »Weil ich nicht Ihre Geliebte werden will, und eine andere Beziehung zwischen uns ist

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