Tanz der Sinne
paar sind Frauen der besten Gesellschaft, die Sorte, die man im Salon der Königin antrifft. Deswegen sind sie maskiert.
Wenn Sie eine Schwester hätten, würden Sie sie möglicherweise hier antreffen. Oder Ihre Frau.«
Lucien unterdrückte seinen Abscheu. »Ein verlockender Gedanke. Ein Jammer, daß ich keins von beiden habe.«
Mace hob sein Glas. »Auf das Laster!« Er warf Lucien einen herausfordernden Blick zu und leerte sein Glas mit einem Zug. Lucien tat es ihm nach.
Eine andere Sklavin erschien mit einer Schüssel voll dampfender Würste, die geformt waren wie Phalli. Luden nahm eine und biß das Ende ab. Was tat er nicht alles für sein Land!
Das Fest artete rasch in die moderne Version einer römischen Orgie aus. Wann immer es möglich war, wurden Speisen in suggestiver Form serviert, und der Wein floß unmäßig.
Mit fortschreitender Stunde zogen die Männer immer mehr kichernde Dienerinnen auf die Liegen. Einige Paare, unter ihnen Nunfield und eine üppige Brünette, fielen an Ort und Stelle übereinander her, andere standen auf und torkelten in die Privaträume, die an einem benachbarten Gang lagen. Als Mace mit einer der Frauen verschwunden war, stand Lucien auf und zog sich unauffällig in den Garten zurück. Er hatte das Gefühl, die schwüle Atmosphäre keinen Augenblick länger ertragen zu können.
Die kalte Luft war erfrischend, wenn sein Kopf auch immer noch schwirrte von all dem Alkohol, den er zu sich genommen hatte. Mit Mace Schritt zu halten, strapazierte selbst den härtesten Schädel.
Er wanderte die mondbeschienenen Wege entlang und registrierte dabei automatisch ihren Verlauf, falls ihm das irgendwann einmal nützlich sein konnte. Als er eine steinerne Treppe erklomm, die auf die Mauer führte, stellte er fest, daß die Burg nicht auf einer Insel lag. Das Wasser, das sie überquert hatten, war ein Fluß, der den Hügel zur Hälfte um floß. Die Burg selbst war vermutlich ein Überbleibsel aus normannischer Zeit, das von den Höllenhunden wieder instandgesetzt worden war.
Der Garten war prachtvoll, allerdings wurden die obszönen Statuen rasch ermüdend. Einmal bog er um eine Ecke und prallte gegen eine marmorne Venus, die sich bückte, um einen Dorn aus ihrem Fuß zu entfernen. Sie war mitten auf dem Weg plaziert worden, so daß jeder Neuling mit ihrem nackten Hinterteil zusammenstoßen mußte.
Er merkte, daß er nicht der einzige Wanderer war, als er Lord Ives begegnete, der
gedankenversunken einen Zeus betrachtete, der gerade dabei war, einen Schwan zu
vergewaltigen. Lucien zeigte auf die Figuren.
»Nennen Sie mich prüde, wenn Sie wollen, aber ich bezweifle, daß ein Schwan mich verlocken könnte. Außer ich wäre selbst ein Schwan, natürlich.«
Der junge Mann grinste. »Vor mir wäre Leda auch sicher gewesen. Diese griechischen Götter waren schon ein wüster Haufen.«
Die Männer setzten ihren Weg gemeinsam fort.
Lucien sagte: »Erholen Sie sich von den Strapazen?«
Ives zögerte und lachte dann verlegen.
»Eigentlich hatte ich mir überlegt, ob ich nach Hause fahren soll. Sie werden mich für verrückt halten, aber ich habe mich nicht besonders amüsiert. Ich habe immerzu daran gedacht, daß ich viel lieber bei Cleo wäre.«
»Ich finde das ganz und gar nicht verrückt.«
Lucien dachte an Jane, die mit einem spöttischen Blick mehr Sinnlichkeit ausstrahlte als all die entkleideten Sklavinnen zusammen.
»Leidenschaft ohne Gefühl befriedigt vielleicht den Körper, aber sie ist ebensoschnell verflogen wie gewonnen, und zurück bleibt nur Leere.«
»Genau. Ich bin froh, daß ich nicht der einzige bin, der so fühlt.« Ives zog eine Grimasse. »Wenn Cleo wüßte, daß ich mit einer anderen Frau geschlafen habe, würde sie mich verlassen. Sie ist nicht aufs Geld aus, wissen Sie. Es gibt andere Männer, die ihr mehr Geld bieten könnten als ich, aber sie hat sich für mich entschieden, weil sie gern mit mir zusammen ist.«
»Vielleicht sollten Sie aus dem Club austreten, wenn Ihnen das Mädchen so viel bedeutet.«
Ives nickte, als bestätige der Vorschlag seine eigenen Gedanken. »Ich glaube, Sie haben recht.
Es ist dumm, für ein paar Minuten Vergnügen etwas aufs Spiel zu setzen, das einem wertvoll ist.«
Lucien beschloß, ein paar Erkundigungen einzuholen, und so fragte er: »Nehmen die Höllenhunde dieses Ritual ernst?«
»Mace vielleicht, aber eigentlich gehört es nur zum Spiel. Die meisten von uns sind wegen der Unterhaltung und den Mädchen
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