Tanz des Lebens
hervor und sie sah einen schemenhaften Schatten hinter sich anfliegen. Ihr Atem ging stoßweise, als sie sich umdrehte. Die Nebelschwaden hatten den Mond jetzt wieder verdeckt und der Nachtschatten hüllte die Gestalt ein, die jetzt bedrohlich vor ihr stand.
Lautlos kam der Ice Whisperer auf sie zu. Fieberhaft überlegte sie, was sie tun sollte, als sein rechter Arm raubtierartig nach vorne schnellte und seine Finger sich in ihre Schulter krallten. Durch den plötzlichen Angriff verlor sie das Gleichgewicht und stürzte zu Boden.
Erneut schnellte seine Hand vor und riss sie hoch. Entsetzt schrie sie auf und in diesem Moment fiel ihr nur eine einzige Lösung ein, um sich zu befreien. Blitzschnell hob sie ihr Knie an und rammte es den Dämon mit aller Kraft, die sie besaß, in seine Männlichkeit. Aufbrüllend ließ er sie los – und Faye rannte um ihr Leben.
Ein leises, kaum wahrnehmbares Geräusch ließ Liam herumfahren. Wie aus heiterem Himmel bemerkte er einen Schatten, der sich rasend schnell bewegte und unvermittelt mit seiner erhobenen Klaue auf Faye zuglitt. Liam stockte der Atem. Ohne zu denken, rannte er los.
»Verdammt, Faye, pass auf, duck dich«, schrie er ihr zu.
Doch das Tosen des Windes und die durch die Luft fliehenden Feuerbälle der Natdämons verschluckten seine Worte. Mit einem wütenden Fauchen sprang der Nat aus dem Stand hoch. In der erhobenen Hand sah Liam im fahlen Mondlicht einen burmesischen Sicheldolch aufblitzen. Mit einem wütenden Gebrüll stürzte Liam nach vorne auf den Angreifer zu, dessen Gesicht er nicht erkennen konnte, da es von einer Kapuze verborgen wurde.
Doch wer auch immer es war, der Faye bedrohte, er würde es nicht noch einmal machen können, das schwor er. Dann bündelte er seine gesamte Lebensenergie in seine Arme und wenige Sekunden später schossen zwei jadegrüne fauchende Manakugeln aus seinen Händen und der Nat löste sich zischend auf.
Quin spürte einen stechenden Schmerz, als der Dolch seine Rippen durchstieß, und er stockte inmitten seiner Bewegung.
»Quinton?« Fayes Stimme echote durch den regnerischen Wald und drang an Quins Ohren.
»Verdammt Scheiße«, schrie er heiser auf. Er merkte, wie seine Kräfte schwanden und die beiden Feuerdämonen, die ihn an dem Baum gefesselte hatten, lachten satanisch über seinem Kopf. Der aufkommende, heftige Wind spielte mit seinen schwarzen Haarsträhnen, und jetzt spürte er die ersten, harten Regentropfen, die sein Gesicht benetzten. Er sah zum Himmel hinauf. Fühlte dabei, wie das Blut aus der Wunde, die der Dämon ihm in der Küche zugefügt hatte, heftig im Takt mit seinem Puls quoll und in den morastigen Waldboden einsickerte.
»Quin!« Mit bleichem Gesicht schrie Faye verzweifelt seinen Namen durch die Nacht und rannte erschrocken auf ihn zu, als sie ihn entdeckte. Das moosige Laub um ihn herum färbte sich langsam rot von seinem Blut. Krampfhaft hielt er sich die Einstichwunde mit einer Hand. Entgeistert stöhnte Faye auf, als seine Situation erkannte.
»Mach dir keine Sorgen und hau ab«, schrie er ihr über die Entfernung heiser zu. Doch im selben Moment bereute er seine voreiligen Worte, als er die Riesen auf sich zukommen sah. Faye hörte ihm sowieso nicht zu. Mit schnellen Schritten rannte sie durch das dichte Laubgestrüpp auf ihn zu und ihre Augen waren angstvoll auf die Einstichstelle gerichtet.
»Verdammt noch mal, denk nach, Faye«, flüsterte sie fieberhaft vor sich hin. Sie war etwa drei Yards von der Stelle entfernt, wo die Natdämonen Quin folterten. Ohne die Manakräfte von den anderen drei war sie völlig auf sich allein gestellt. Schwer atmend lief sie weiter, schaltete ihre Gedanken aus und ließ nur ihren Instinkt sprechen. Und dann schoss ihr die Lösung wie ein Donnerschlag ins Gehirn. Keuchend blieb sie stehen und stützte ihre Hände auf die Knie.
Darum hatte Quin so darauf gedrängt, dass sie mit dem Schwert oder dem Dolch umgehen konnte. Er selbst benutzte auch nicht die magische Kraft der Manakugeln. Ihr Atem ging stoßweise, als sie jetzt den Dolch, den Quin ihr in der Moongadawnacht überlassen hatte, aus ihrem Rucksack zerrte. Danach bückte sie sich und zog auch noch das Messer heraus, das Melissa ihr vorhin am Felsen in die Hand gedrückt hatte.
Sie schloss bebend die Augen und schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Dann riss sie ihre Arme hoch und ließ die beiden Klingen durch die Luft surren. Als die bestialischen Schreie der beiden Dämonenkreaturen
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