Tanz im Dunkel
Horseman’ hätten mich fast so weit gebracht. Leute, die auf diese Art von Shows stehen, sind ein bisschen Gewalt ohnehin nicht abgeneigt.”
Sylvia nickte und machte sich wieder eine Notiz. “Wie geht es euch Blue-Moon-Leuten?”, erkundigte sie sich, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten. “Oh, Rue, was ich sagen wollte … Von den Black-Mooners haben dich ein paar noch nie unverkleidet gesehen. Leg doch bitte deine zusätzlichen Klamotten ab, damit sie sehen können, wie du wirklich aussiehst. Ich bin mir nicht sicher, ob sie dich auf der Straße überhaupt erkennen würden.”
Rue hatte nicht damit gerechnet, im Mittelpunkt zu stehen, doch Widerstand war zwecklos. Sie stand auf, knöpfte ihr Flanellhemd auf, nahm die Brille ab und zog die Cordhosen aus, die sie über ihre Trainingsshorts angezogen hatte. Dann streckte sie die Arme zur Seite, damit alle sie in T-Shirt und knappen Shorts begutachten konnten, und setzte sich wieder auf den Boden. Sean legte seine Arme von hinten um sie und zog sie wieder dicht an sich. Diese Geste war unmissverständlich: “Sie gehört zu mir!” Alle Black-Moon-Kollegen – bis auf Phil und Mustafa – nickten Rue zu und gaben mit einem Lächeln zu verstehen, dass sie Seans Besitzansprüche zur Kenntnis nahmen.
Rue hätte Sean am liebsten eine geknallt.
Und ihn gleichzeitig sehr gern wieder geküsst.
Doch da gab es noch etwas, das sie Sylvia sagen musste. “Wir hatten ein Problem”, begann sie zögernd. Sie konnte nachvollziehen, dass David und Hallie sich in Schweigen hüllten. Die beiden waren nicht beruflich unterwegs gewesen –
und
ein Mann war gestorben. Doch sie konnte nicht verstehen, warum Megan nicht erzählte, was passiert war.
“Mit wem?” Sylvia zog überrascht die Augenbrauen hoch.
“Mit einem Typen namens Charles Brody. Er war ziemlich verärgert, weil Megan sich nach der Party nicht gegen Bezahlung mit ihm treffen wollte. Und er hat Ihren Namen erwähnt, Sylvia … aber er wollte nicht … es hat ihm nicht gefallen, als wir ihm erklärten, dass wir nicht für Black-Moon arbeiten. Anfangs hat er so getan, als würde er Megans Antwort akzeptieren, doch als er gegangen ist, hat er sie umgestoßen.”
“Der Name sagt mir momentan nichts, aber es ist gut möglich, dass er schon einmal Kunde bei uns war”, sagte Sylvia. “Danke, ich setze ihn mal auf die Liste.” Dann wandte sie sich an Megan. “Hast du dir wehgetan?” Sie wartete ungeduldig auf Megans Antwort.
“Nein”, erklärte Megan. “Rue hat mich aufgefangen. Ich hatte eigentlich vor, es Ihnen zu erzählen, aber ich habe den Typen schon wieder fast vergessen.” Sie zuckte mit den Achseln. Es war offensichtlich, dass sie nicht besonders erfreut darüber war, dass Rue den Vorfall erwähnt hatte.
Sean meldete sich. “Ich möchte etwas sagen.” Alle sahen ihn erstaunt an.
“Sean, ich kann mich nicht erinnern, dass Sie sich in den letzten drei Jahren jemals zu Wort gemeldet hätten”, stellte Sylvia fest. “Was haben Sie auf dem Herzen?”
“Rue, zeig ihnen deinen Bauch”, sagte Sean.
Sie setzte sich auf ihre Knie, drehte sich um und sah ihn fassungslos und empört an. “Warum?”
“Tu es einfach. Bitte. Zeig es den Black-Moon-Leuten.”
“Ich hoffe, du hast einen guten Grund, so etwas von mir zu verlangen.” Rues Wut war nicht zu überhören.
Er nickte ihr zu. Seine blauen Augen fixierten sie.
Es kostete Rue richtig Überwindung, vor aller Augen das Gummibündchen ihrer Shorts ein Stück nach unten zu ziehen. Die Black-Moon-Kollegen betrachteten die Narbe, und Abilene nickte kurz. Ihr war offensichtlich klar,
was
ihnen gerade gezeigt wurde. Phils dunkle Augen wanderten von der hässlichen Narbe zu Rues Gesicht, und sein Blick war so traurig und gleichzeitig so wissend, dass Rue es kaum ertragen konnte. Mustafa guckte finster drein, während Rick, David und Hallie die Sache völlig nüchtern zu sehen schienen. Haskell, der Bodyguard, wandte den Blick ab.
“Der Mann, der das verbrochen hat, ist aus der psychiatrischen Klinik entlassen und derzeit wahrscheinlich hier in der Stadt”, erklärte Sean. Sein irischer Akzent war stärker als sonst. Rue bedeckte ihre Narben, hockte sich wieder hin und starrte auf den Boden. Sie wusste nicht, ob sie Sean beschimpfen und irgendetwas nach ihm werfen sollte, oder … sie wusste einfach nicht, was sie tun sollte. Er hatte sich massiv in ihre Angelegenheiten eingemischt. Und das noch dazu hinter ihrem Rücken.
Doch es war ein gutes
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