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Tanz mit dem Teufel

Tanz mit dem Teufel

Titel: Tanz mit dem Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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Fleisch, das meine Kröten nicht rausrückt.«
    Atom hob den Kopf mit beiden Händen an und hielt ihn hoch, als wollte er einen Trinkspruch ausbringen. Dann drückte er mit beiden Daumen die Augen heraus. Es entstand ein leises, schmatzendes Geräusch.
    Tavit fing wieder an zu würgen.
    »Wenn ich euch zum Geldeintreiben losschicke, treibt ihr es ein. Mit dem Fleisch könnt ihr machen, was nötig ist, aber ihr bringt mir mein Geld. Wenn nicht, habe ich keine Verwendung mehr für euch. Wenn nicht, seid ihr auch bloß noch Fleisch.«
    Er sah Tavit an. Der warf ihm einen entschuldigenden Blick zu, drehte sich um und kotzte erneut auf die Fliesen.
    »Dass du es mir ja mit Lysol sauber machst, verstanden?«, sagte Onkel Atom. »Herrschaftszeiten«, fluchte er und schüttelte den Kopf. Er legte den Schafskopf zurück auf den Tisch und ging wieder in sein Büro.

16
    Annas Haushälterin Maria hatte ihnen den Tisch am Pool gedeckt. Blütenweiße Tischdecke, Kerzen und das weiche, überirdisch blaugrüne Leuchten des Wassers. Gebratenes Hähnchen, Salat, eine Flasche Weißwein im Kühler. Seit dem Streit am Set waren sie wie auf Samtpfoten umeinander herumgeschlichen, und ein einfaches, entspanntes Essen zu zweit war genau das, was sie jetzt am nötigsten hatten. Spandau schenkte den Wein ein. Das Rauschen des Verkehrs und das Gelächter der Gäste vor den Clubs am Sunset Boulevard drang bis zu ihnen herauf. Es war ein frischer Abend. Obwohl sie unter dem Heizpilz saßen, fand doch hin und wieder ein kalter Lufthauch den Weg herein in ihren warmen Kokon. Anna wickelte sich fester in ihre Strickjacke. Es war nicht gerade der ideale Abend für ein Picknick im Freien, das wussten beide, aber es war romantisch, und sie waren allein, und wenn sie den Kopf in den Nacken legten, konnten sie die Sterne sehen.
    »Willst du wirklich nicht reingehen?«, fragte Spandau.
    »Ach was, mir ist nicht kalt«, sagte sie. »Wärst du lieber drinnen?«
    »Du siehst schon halb erfroren aus.«
    »Mir ist nicht kalt. Ehrlich nicht. Ich bin gern hier draußen. Du nicht? Wenn du möchtest, können wir gern ins Haus umziehen.«
    Irgendwie war von Anfang an der Wurm drin, sie suchten viel zu angestrengt nach dem richtigen Ton. Mittlerweile glichen ihre Bemühungen einem regelrechten Eiertanz: Jeder versuchte krampfhaft, den Wünschen des anderen zuvorzukommen. Was unausweichlich damit enden musste, dass zum Schluss niemand mehr wusste, wer eigentlich was wollte. Solch vornehme Zurückhaltung lag ihnen im Grunde fern – normalerweise redeten sie frei von der Leber weg. Am schlimmsten aber war, dass sie dieses zähe Hin und Her bereits viel zu gut kannten – aus früheren Beziehungen, die in die Brüche gegangen waren. Sie waren an dem Punkt angelangt, wo nur noch ein letztes romantisches Versöhnungswochenende in Cabo, Maui oder Tahoe Abhilfe zu schaffen versprach, von dem man sich verzweifelt erhoffte, dass es die fast verloschene Glut neu entfachen würde, nur um bei der Rückkehr in den Alltag feststellen zu müssen, dass die Beziehung nicht mehr zu kitten war.
    Sie saßen gemeinsam an einem Tisch und suchten die Nähe des anderen, konnten und wollten aber nicht miteinander reden. Kurz vor dem endgültigen Bruch erwies sich jede Kommunikation als unmöglich. Daran merkte man, dass es keinen Sinn mehr hatte.
    Anna nahm ihr Weinglas vom Tisch, warf nervös einen Blick darauf, stellte es wieder hin. Sie sah zum Sternenhimmel. Spandau sah zum Sternenhimmel. Sie sahen gemeinsam zum Sternenhimmel. Irgendwann sagte Anna: »Es tut mir leid wegen neulich. Unser Zoff am Set.«
    Eine Entschuldigung ist nie verkehrt.
    »Nein«, sagte er. »Es war meine Schuld. Du hattest ja recht. Es kann so mit Walter nicht weitergehen. Ich muss mir was einfallen lassen.«
    »Du kennst meine Meinung. Er wird sich nie ändern. Natürlich hast du ihn gern, aber er benutzt dich, er macht dich zum Co-Abhängigen. Er könnte sich nicht halb so viel erlauben, wenn du ihm nicht den Rücken frei halten würdest. Dabei tust du ihm damit nicht einmal einen Gefallen. Im Gegenteil.«
    »Super«, sagte Spandau. »Jetzt bin ich also auch noch ein Co-Abhängiger. Dann muss ich ja bloß noch meine Emotionen analysieren und mein inneres Kind umarmen, damit ich mich mit mir selbst versöhnen und loslassen kann.« Er nahm einen großen Schluck Wein. »Wie haben die Leute eigentlich miteinander geredet, bevor die Psychotherapie erfunden wurde?«
    »Okay, okay. Themenwechsel. Tut mir leid, dass

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