Tanz mit dem Teufel
nicht wieder mit dem Saufen an, oder?«
»Nein.«
»Versprochen?«
Als er Anna kommen hörte, drückte er Pookie schnell weg und ließ das Handy in seiner Jackentasche verschwinden.
»Du hast doch nicht etwa telefoniert?«
»Ich habe nur den Sternenhimmel bewundert«, antwortete er.
Während sie sich wieder zu ihm setzte, schenkte Spandau ihnen Wein nach.
»Du musst mir einen Gefallen tun«, sagte er.
Sie stützte den Ellenbogen auf den Tisch und das Kinn in die Hand. Und sah ihn schweigend an. Kein »Worum geht es denn?«. Kein »Aber gern«. Saß einfach nur stumm und abwartend da.
»Ich muss unbedingt Mel Rosenthal sprechen.«
Und schwieg noch immer.
»Du kennst ihn doch persönlich. Da dachte ich mir, du könntest mir vielleicht helfen.«
»Alle Welt will was von Mel«, antwortete sie schließlich. »Aber so leicht kommt keiner an ihn ran, noch nicht mal die A-Promis. Und ich als abgehalfterter Expromi schon gar nicht.«
Er sah sie forschend an. Sie hielt seinem Blick fast herausfordernd stand.
»Von wem hast du einen Anruf bekommen?«, fragte Spandau nach einigen Sekunden. »Von ihm selbst? Hat er mir gedroht? Oder dir? Dass du in dieser Stadt kein Bein mehr auf die Erde kriegst?«
Nun schlug sie doch die Augen nieder. Sie wollte sich eine Zigarette anzünden, steckte sie wieder weg.
»Mach dir nichts vor.« Sie lehnte sich zurück, vergrößerte den Abstand zu ihm. »Wir sind beide nicht wichtig genug, als dass man uns drohen müsste. Und wenn du glaubst, Mel Rosenthal hat es nötig, sich selber die Hände schmutzig zu machen, musst du wirklich naiv sein. Ich habe mich gestern mit einer gemeinsamen Bekannten zum Lunch getroffen. Irgendwann zwischen dem Krabbensalat und dem Kaffee sagte sie plötzlich, Mel habe ihr – natürlich unter dem Siegel der Verschwiegenheit – erzählt, dass deine Agentur ständig bei ihm anruft, um einen Gesprächstermin zu arrangieren. Mel habe leider momentan sehr viel zu tun. Er wolle nicht unhöflich sein, vor allem, weil du mein Freund bist, aber er möchte, dass diese Anrufe aufhören. Ende der Nachricht.«
»Und was hast du gesagt?«
»Dass wir erwachsene Menschen sind und eine stillschweigende Abmachung haben, uns nicht in die Angelegenheiten des anderen zu mischen.«
»Warum hast du mir nichts davon erzählt?«
»Weil ich gehofft habe, dass du mich nicht um diesen Gefallen bitten würdest. Das kommt mir ein bisschen billig vor.«
Diesmal wich er ihrem Blick aus. Er starrte auf den beleuchteten Pool hinaus.
»Du hast recht«, sagte er. »Es tut mir leid. Bei mir reiht sich diese Woche ein Tiefpunkt an den anderen.«
»Nachdem die Katze jetzt aus dem Sack ist, sage ich es dir klipp und klar: Lass Mel Rosenthal in Ruhe. Das ist mein voller Ernst.«
»Deine Dreharbeiten laufen schon, und nach allem, was ich weiß, hat er mit deiner Produktion doch sowieso nicht das Geringste zu tun. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er versuchen würde, dir Knüppel zwischen die Beine zu werfen, bloß um mir eins auszuwischen.«
Lachend schüttelte sie den Kopf. »Du Spinner. Meinst du etwa, ich mache mir Sorgen um meine Karriere?«
Sie beugte sich über den Tisch.
»In einem Punkt hast du recht. Mel ist als besonders nachtragend bekannt, und obwohl er diesem Film wohl wirklich nichts anhaben kann, ist es nicht ausgeschlossen, dass ich ihm irgendwann einmal in den Hintern kriechen muss. Aber wenn du dir einbildest, dass ich dich deshalb zurückpfeife, haben wir uns tatsächlich nichts mehr zu sagen.«
Sie stand auf. »Danke für einen romantischen Abend.«
»Nicht«, sagte er. »Bleib. Bitte, es tut mir leid.«
»Dafür kann ich mir auch nichts kaufen«, gab sie zurück. »Ich will nicht, dass dir einer den Schädel einschlägt oder die Beine bricht. Heil bist du mir lieber. Mel ist selbst nicht ganz ohne, aber seine Freunde sind noch schlimmer. Er wird mir nichts tun. Das würde zu viel Staub aufwirbeln, und ein solches Aufsehen kann er überhaupt nicht gebrauchen. Und darum lässt er dich warnen. Auf eine – für ihn – sehr freundliche Art bittet er dich, ihn nicht weiter zu belästigen.«
Von einer Sekunde auf die andere löste sich ihr Zorn in Luft auf. Sie seufzte. Wie um Jahre gealtert, ließ sie die Schultern hängen. Sie setzte sich wieder.
»Um meinetwillen«, bat sie. »Tu es für mich. Weil es mir wichtig ist.«
»Und was soll ich meinem Klienten sagen? Tut mir leid, aber meine Freundin hat mir verboten, für Sie zu arbeiten?«
»Ja. Warum nicht?
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