Tanz mit dem Teufel
abholen lassen. Dann also in zwanzig Minuten, in Ihrer Agentur?«
»Einverstanden. Soll ich vorsichtshalber ein Lunchpaket mitnehmen?«
»Wie gesagt, Mel ist terminlich sehr eingespannt. Das Gespräch dürfte nicht allzu lange dauern. Aber der Fahrer könnte Ihnen ein Sandwich mitbringen.«
»So schnell werde ich schon nicht verhungern«, sagte er.
Spandau wandte sich an Tina. »Ich mache einen Ausflug. In zwanzig Minuten werde ich abgeholt. Gibst du mir Bescheid, wenn der Wagen da ist? Ich will mir nur noch schnell die Nase pudern gehen.«
Sie lachte glockenhell. Spandau konnte sich gerade noch beherrschen, ihr nicht von dem Kaninchen zu erzählen, das er als kleiner Junge besessen hatte. Er riss sich los, ging in sein Büro und rief Meg in der Redaktion an.
»Er hat angebissen«, sagte er.
»Wann triffst du dich mit ihm?«
»In einer halben Stunde. Er schickt mir einen Wagen.«
»Einen Wagen? Dann vergiss lieber nicht, den Weg mit Brotkrumen zu markieren. Wenn sie dich zu einem Lebkuchenhäuschen im Wald bringen, renn, was du kannst.«
Genau zwanzig Minuten später fuhr die Limousine vor. Dass sie den halben Sunset Boulevard blockierte, schien den Fahrer nicht weiter zu stören. Nachdem er Spandau die Tür aufgehalten hatte, schlenderte er in aller Seelenruhe um den Wagen herum und setzte sich gemächlich hinters Steuer. Falls ihn das Hupkonzert in irgendeiner Weise tangierte, ließ er es sich nicht anmerken.
»Krieg ich keinen Sack über den Kopf?«, fragte Spandau, als sie losrollten.
»Sir?«
»Ms. Swift wollte nicht so recht mit der Adresse rausrücken. Sonst wäre ich selbst gefahren.«
»Mr. Rosenthal ist immer viel unterwegs. Er ist ein sehr beschäftigter Mann. Meistens weiß er selbst nicht, wo er als Nächstes erwartet wird.«
»Darf ich trotzdem wissen, wohin Sie mich bringen?«
»Zum Strandhaus. Es sei denn, jemand ruft an und bestellt uns woandershin. Das kommt öfter vor.«
Nachdem Spandau das genaue Ziel der Fahrt nicht kannte, konnte er es auch niemandem verraten. Es hieß, Rosenthal sei ein Kontrollfreak, der sich gern bedeckt hielt. Indem er Spandau im Dunkeln tappen ließ, konnte er sich unangemeldete Besucher vom Leib halten. Das ganze Prozedere erinnerte ein wenig an Gestapo-Methoden, war aber äußerst effektiv, wenn man seinen Gast so richtig schön einschüchtern wollte.
23
Die Fahrt ging nach Malibu. Der Chauffeur setzte ihn vor einer großen Villa mit direktem Zugang zum Meer ab. Noch bevor Spandau auf die Klingel drücken konnte, wurde ihm schon von einem bulligen Mann im dunklen Anzug geöffnet.
»Tag, Louis«, sagte Spandau. »Na, was macht die Kunst?«
Der Hüne musterte ihn nur finster, ließ ihn eintreten und stapfte grimmig schweigend voran. Über einige Stufen ging es ins Wohnzimmer und dann weiter, hinaus auf die Sonnenterrasse. Salvatore Locatelli lehnte am Geländer, rauchte eine Zigarre und sah sich ein Fotoshooting am Strand an. Halb erfroren stand das überaus spärlich bekleidete Model zwanzig Zentimeter tief im eiskalten Pazifik.
»So was muss ich mir auch zulegen«, sagte Locatelli.
»Ein Model oder ein Strandhaus?«
»Ein Strandhaus. Mit Models bin ich fertig. Falls ich mir doch noch mal eine Geliebte anschaffen sollte, hätte ich lieber eine, die nicht ausschließlich mit sich selbst beschäftigt ist. Auch wenn so ein Model wirklich was fürs Auge ist.«
»An Ihrer Stelle würde ich mich lieber möglichst bald entscheiden«, sagte Spandau. »Sonst können Sie genauso gut versuchen, mit einem Strick Billard zu spielen.«
Locatelli lachte. »Der Spruch ist von George Burns. Hätten Sie nicht gedacht, dass ich das weiß, hm? Aber da ist wirklich was Wahres dran. Wir werden alle nicht jünger, Texas. Früher oder später müssen wir die Kröte schlucken.«
»Dann kann ich Ihnen nur guten Appetit wünschen. Ich selber hab’s damit noch nicht so eilig.«
»Aber natürlich. Sie sind ja inzwischen mit dieser Schauspielerin zusammen. Die ist ja auch noch ganz schön knackig. Welche war es noch mal?«
»Das wissen Sie ganz genau. Schließlich waren Sie ebenfalls in Cannes, als wir diesen Ärger mit Perec und Special hatten. Und hinterher haben Sie Specials Buch veröffentlicht, dieses Geschmier, mit dem er sich als Superhelden hinstellt.«
»Vergessen Sie den Film nicht. Der spült uns auch noch einiges in die Kasse. Die Lady und der Lump. Sie müssen zugeben, die Story ist erstklassig. Ich verstehe gar nicht, warum Sie sich beklagen. Ihnen hat das
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