Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz mit dem Teufel

Tanz mit dem Teufel

Titel: Tanz mit dem Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
Vom Netzwerk:
Hintergrund ausleuchten. Er stammt ja offenbar von hier. Kannten Sie ihn?«
    »Das war vor meiner Zeit. Ich bin erst seit einem Jahr hier. Aber dann ist Father Michael wirklich der richtige Mann für Sie. Er ist ein alter Freund von ihm.«
    »War Jerry denn ein guter Katholik?«
    »Davon weiß ich nichts. Sie waren einfach sehr gut befreundet, aber weniger im seelsorgerischen Sinne, mehr so eine Vater-Sohn-Beziehung. Jerry scheint mit seinem Vater nicht gut zurechtgekommen zu sein, überhaupt mit keinem aus seiner Familie. Father Michael hat ihn da wohl immer aus allen möglichen Schlamasseln rausgeboxt.«
    »Stehen sie heute auch noch in Kontakt?«
    »Soweit ich weiß, haben sie sich seit Jahren nicht mehr gesehen. Seit ich hier bin, definitiv nicht. Aber ich glaube, sie schreiben sich E-Mails. Und manchmal kommt auch ein Brief.«
    »Ein Brief? Mit der Schneckenpost? In der heutigen Zeit?«
    »Richtige Briefe scheinen es mir nicht zu sein.«
    »Aber Schecks vielleicht? Spenden für die Gemeinde?«
    »Keine Ahnung. Das müssten Sie Father Michael fragen.«
    »Könnten Sie mir dann noch sagen, wie ich ihn finde?«
    »Ich zeichne Ihnen den Weg auf. Er hat einen kleinen Wohnwagen, so etwa fünf Meilen außerhalb der Stadt, genau an der Stelle, wo er immer die Angel auswirft. Wenn er in ein paar Monaten in Pension geht, zieht er mit dem Ding nach Oregon um. Er ist jetzt schon dauernd da oben. Die Leute machen Witze, dass da eine Frau dahintersteckt, aber das sagen Sie ihm besser nicht ins Gesicht, sonst reißt er Ihnen den Kopf ab. Anscheinend hat er Freunde in der Gegend von Ashland, bei denen er den Wohnwagen abstellen kann. Wieder am Fluss, natürlich. Ich kann dieser Angelei wirklich nichts abgewinnen, auch wenn unser Herr Jesus den Fischern ja sehr wohlgesonnen war.«

34
    Obwohl sich Father Pauls Talent fürs Kartenzeichnen in fast ebenso engen Grenzen hielt wie sein Sinn für Technik, gelang es Spandau, den Wohnwagen zu finden, der oberhalb des Flusses unter einigen Bäumen abgestellt war. Als sich auf sein Klopfen hin nichts rührte, kraxelte er, wegen der Klapperschlangen um möglichst lautes Gepolter bemüht, den steinigen Hang hinunter zum Wasser und folgte dem Trampelpfad bis um die nächste Flussbiegung, wo auch schon Father Michael vor ihm im Wasser stand. Dafür, dass er in seinen Watstiefeln und mit dem Priesterkragen einen ausgesprochen sonderbaren Anblick bot, ging er sehr fachmännisch zu Werke. Mühelos ließ der alte Mann die Rute immer wieder stromaufwärts ausschnalzen. Die Schnur spannte sich straff über dem Wasser und trieb fast unsichtbar stromabwärts, bis er sie erneut auswarf.
    »Beißen sie?«, fragte Spandau im Näherkommen.
    »Nicht, wenn Sie hier wie ein Rindviech durch die Gegend trampeln«, knurrte der Priester. »Da die Forellen wieder ins Wasser entlassen werden, haben sie im Fliegenfischen wahrscheinlich mehr Erfahrung als wir beide zusammen. Entgegen der Volksmeinung sind sie nämlich keineswegs blöd. Wenn man sein Leben lang nichts anderes tut, als tagein, tagaus nach den leckersten Insekten zu schnappen, hat man zwangsläufig irgendwann den Dreh raus. Was wollen Sie eigentlich von mir?«
    »Sie haben mich erwartet?«
    »So alt bin ich auch noch nicht, dass ich keine SMS mehr lesen kann. Paul weiß, was ihm blühen würde, wenn er Sie ohne Vorwarnung auf mich losließe. Ich mag keine Überraschungen.«
    »Ich möchte mit Ihnen über Jerry Margashack sprechen.«
    »Ja, das habe ich bereits vernommen.« Der Priester sah sich um. Es fing allmählich an zu dämmern. »Wenn Sie sich noch ein Weilchen gedulden, hätte ich gerade noch Zeit für ein paar Würfe.«
    Erst als die Fliege beim besten Willen nicht mehr zu erkennen war, holte der Alte die Angelschnur endgültig ein.
    »Eine Parachute Adams«, erklärte er und ließ den künstlichen Köder vor Spandaus Augen baumeln. »Sehen Sie den weißen Puschel da oben, der an einen kleinen Fallschirm erinnert? Der schwimmt obenauf, damit so alte Trottel wie ich die Fliege sehen können. Kommt einem ja ein bisschen geschummelt vor, aber so ist es eben, wenn man alt wird. Da muss man schummeln, um mit euch Jungvolk mitzuhalten.«
    Er knipste den Köder ab und hakte ihn in seine Weste.
    »Binden Sie die Fliegen selbst?«, erkundigte sich Spandau.
    »Eine sinnvolle Beschäftigung für lange Winterabende vor dem Fernseher.«
    »Ich habe gehört, dass die Forellensaison hier oben erst im Mai anfängt.«
    »Ach was.« Der Alte spulte die Schnur

Weitere Kostenlose Bücher