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Tanz mit dem Teufel

Tanz mit dem Teufel

Titel: Tanz mit dem Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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kratzen? Würde es nicht – wenn ihm dann nicht ein Teil seiner Einnahmen wegbrechen würde. Es wäre sehr ungünstig für Mr. Joey Vernors, wenn uns irgendwer aus dem Feld räumt. Wann kapierst du das endlich, du Schwachkopf?« Onkel Atom rülpste. »Blödheit schlägt mir auf den Magen.«
    Er holte sich eine Cola Light aus dem kleinen Kühlschrank in der Ecke, nahm einen großen Schluck, rülpste noch einmal laut und setzte sich wieder hin. »Was hast du bloß mit diesem Schlitzauge?«
    »Gar nichts.«
    »Und wieso kümmert’s dich dann, was ihm passiert?«
    »Ich fand’s irgendwie übertrieben. Wir haben schließlich seine Hand frittiert. Jetzt kann er nicht mehr arbeiten. Damit haben wir uns doch selber ins Knie geschossen. Wer nicht arbeiten kann, kann auch nicht zahlen.«
    »Übertrieben, ja?«, sagte Onkel Atom.
    »Eben ein bisschen zu viel des Guten.«
    »Ein bisschen zu viel des Guten, ja? So wie die Kohle, die ich dir zahle, was?«
    »Ich mein ja nur …«
    »Ich sitze genau vor dir, ich rede mit dir, ich kann dich hören. Ich weiß, was du meinst. Sieh mir in die Augen.«
    Araz sah ihm in die Augen.
    »Ich will nie wieder was davon hören, dass Savan deine Arbeit für dich macht, ist das klar?«
    »Aber du hast ihm doch selber den Auftrag gegeben.«
    »Jetzt stell dich nicht an wie eine Mimose. Ich hab’s Savan gesagt, und Savan hat’s dir gesagt, und du bist derjenige, der die Verantwortung trägt. Du bist der Älteste, du hast dafür zu sorgen, dass die Jobs erledigt werden. Nicht Tavit. Nicht Savan. Du.«
    »Tut mir leid.«
    »Du bist schwach«, sagte Onkel Atom. »Genau wie dein Vater. Savan ist da ganz anders.«
    »Savan hat nichts im Kopf.«
    »Das ist auch der einzige Grund, warum ich dich noch nicht abgesägt habe. Aber eine Intelligenzbestie kann ich in diesem Geschäft auch nicht gebrauchen. Ich brauche einen Tiger. Kannst du ein Tiger sein?«
    »Ja.«
    »Das werden wir ja sehen. Jetzt geh mir aus den Augen.«
    Araz wandte sich zur Tür.
    »Und was das Geld betrifft«, sagte Onkel Atom. »Wenn du es nicht herschaffst, zahlst du es aus eigener Tasche.«
    Araz nickte.
    Onkel Atom rülpste. Griff nach dem Schraubenzieher und stocherte weiter im Kadaver der Rechenmaschine herum. »Scheißding«, knurrte er.
    Araz ging.

40
    Lieutenant Luis Ramirez vom LAPD hockte am Tresen und stierte in seinen Whiskey. Er schüttelte den Kopf, kippte den Schnaps und gleich einen Schluck Bier hinterher, um die Wirkung des Bourbons auf seine Magenschleimhaut zu dämpfen.
    »Er war schon ein Sauhund.« Er schüttelte noch einmal den Kopf. »Das war eine abgefahrene Nummer. Echt irre, das muss man ihm lassen.«
    Er klopfte auf den Tresen, um den Wirt aus seiner Barkeeper-Trance zu wecken, und Pancho stellte ihm noch einen Whiskey hin.
    »Du auch noch einen? Geht heute aufs Haus.« Pancho sah Spandau an, der neben Ramirez saß. Sie waren die einzigen Gäste.
    »Sicher«, sagte Spandau. »Warum nicht?«
    Sie saßen in Pancho’s Mexican Bar in der Olympia Street. Frank »Pancho« Obeler war ein Expolizist, und in der guten alten schlechten Zeit – vor Anna – hatten Walter und Spandau sich hier oft und gern die Kante gegeben. Walter hatte dem Wirt das Geld für die Kneipe vorgestreckt, und im Gegenzug bot Pancho ihm die Möglichkeit, sich ungestört volllaufen zu lassen. Walter konnte sich nicht einfach irgendwo einen ansaufen gehen; wegen seiner Elitekundschaft musste er auf sein Image achten, konnte nicht vor den Polo-Lounge-Schnöseln den Schluckspecht mimen und dann erwarten, dass sie mit ihren schmutzigen kleinen Geheimnissen zu ihm gelaufen kamen. Walter Coren pflegte zu sagen, der Schlüssel zum Erfolg der Detektei liege in der perfekten Mischung aus Seriosität und einer Prise Abgefeimtheit. Die Kunden mussten das Gefühl haben, man sei »einer von ihnen«, auch wenn man dabei nie vergessen durfte, dass man lediglich geduldet wurde, weil man für sie eine Dienstleistung erbrachte, die sie benötigten und sonst keinem anvertrauen konnten. Es war ein schwieriger Drahtseilakt, den Walter vollendet beherrschte.
    Spandau hatte sich seit Monaten mit dem Alkohol zurückgehalten, aber wenn es einen Anlass zum Trinken gab, dann jetzt. Er schüttete den Whiskey hinunter.
    »Bist du dir sicher, dass du die Story hören willst?«, fragte Ramirez.
    Spandau nickte.
    »Er geht also ins Beverly Wilshire«, begann Ramirez. »Nimmt die größte Suite im obersten Stock, als ob er eine Riesenparty schmeißen will. Er ist

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