Tanz mit dem Teufel
zwar weiter keinen Aufstand gemacht, aber geschworen, dass er es ihnen eines Tages heimzahlen würde.«
Pancho wischte sich über die Augen. »Wahnsinn, was für ’ne Story. Ich werd den alten Halunken vermissen. Er war der beste Freund – und der nervigste Gast –, den ich je hatte.«
»Und du weißt nicht, warum er es getan hat?«, fragte Ramirez.
»Es wurde halt immer schlimmer mit dem Saufen«, sagte Pancho. »Scheiße, David, du weißt doch auch, wie er war. Selbst wenn er gut drauf war, hat man nie so richtig kapiert, was in seinem Kopf vorging. Und dann trank er und driftete immer weiter ab. Ich glaube, er hat schließlich aufgegeben und eine Abkürzung dahin genommen, wo er sowieso schon auf dem besten Wege hin war.«
»Und was wird jetzt aus dir?«, wandte Ramirez sich an Spandau. »Bist du jetzt arbeitslos?«
Spandau zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Vermutlich schon. Morgen muss ich zum Anwalt, da werd ich dann sicher erfahren, wie es weitergeht. Anna ist sowieso dafür, dass ich meinen eigenen Laden aufmache, und jetzt ist es wohl so weit. Vielleicht kann ich Pookie mit ins Boot nehmen. Mann, der Schock hätte sie fast umgebracht. Sie war ein bisschen verliebt in ihn. Und er auch ein bisschen in sie. Walter hatte ja immer so eine Art, alles und alle durcheinanderzubringen und dann auf Distanz zu gehen und abzuwarten, wie die Leute damit klarkommen. Sein Abgang jetzt passt da ganz gut ins Bild.«
»Da kann man leicht sauer werden, wenn einer so einen Scheiß baut«, sagte Ramirez.
»Stimmt«, nickte Spandau. »Ich hab eine Stinkwut auf ihn. Mein bester Freund jagt sich ’ne Kugel in den Kopf, und wenn er’s nicht getan hätte, hätte er sich in ein paar Monaten zu Tode gesoffen. Ich muss wohl einsehen, dass ich ihn auch nicht besser verstanden habe als sonst irgendwer. Letzten Endes hat der Scheißkerl mich genauso auf Distanz gehalten wie alle anderen.«
Spandau kippte den Whiskey, der vor ihm stand, und schnitt eine Grimasse.
»Gibt es denn auch eine Trauerfeier?«, wollte Ramirez wissen.
»Keine Ahnung. Der Anwalt wird’s uns schon sagen. Das hat Walter bestimmt auch alles geregelt. Vielleicht hat er St. Paul’s angemietet und auf jeder Bank Furzkissen ausgelegt. Aber ich muss mich jetzt erst mal um Pookie und Leo und einen Haufen nervöser Klienten kümmern.«
Spandau rutschte vom Barhocker.
»Gehst du schon?«, fragte Pancho.
»Mir reicht’s, und ich muss noch Walters ganzen Mist auf die Reihe kriegen. Genau, wie’s schon immer war.«
»Er hat dich gerngehabt«, sagte Pancho.
»Walter Coren war ein selbstsüchtiger Mistkerl, der genauso gestorben ist, wie er gelebt hat, allein und alle verarschend, denen er je etwas bedeutet hat. Er pustet sich das Hirn raus und tut so, als wär alles nur ein Witz. Klar, der letzte Lacher ging auf ihn, aber taugt so was als Andenken?«
»Weißt du was?«, knurrte Pancho. »Ich hab dir noch nie eine reinhauen wollen, aber jetzt bin ich echt kurz davor. Er war mein Freund, und er war dein Freund, und ich weiß, dass du gekränkt bist, aber so kannst du nicht über ihn reden, nicht hier, nicht in meinem Lokal, nach allem, was er für mich getan hat. Und auch für dich übrigens, du undankbarer Sack. Also, noch ein Wort, und ich komm dir mit dem Baseballschläger.«
Er war rot angelaufen und bebte vor Zorn, und als ein Gast hereinkam, schnauzte er ihn an: »Verpiss dich, wir haben geschlossen.«
»Ja, wie jetzt?«, entgegnete der Mann verblüfft. »Ist das hier ’ne Beerdigung, oder was?«
»Ganz genau«, sagte Pancho. »Und wenn du nicht sofort machst, dass du rauskommst, wird es deine eigene sein.«
41
Es war elf Uhr vormittags, Savan saß bei den Saropians im Wohnzimmer, glotzte Anush in den Ausschnitt und hackte mit der Kreditkarte auf der Rückseite von Mrs. Saropians bestem Silbertablett ein Häufchen Koks. Sie waren allein im Haus.
»Wo ist denn deine Schwester?«
»Wieso?«, fragte Anush.
»Ich wollte sie besuchen.«
»Ja, klar«, sagte Anush.
»Was glaubst du, wieso ich sonst hier bin?«
»Du weißt, dass meine Eltern bei der Arbeit sind und Lilit in der Schule und ich heute frei habe. Und du kommst rein zufällig mit einem Gramm Koks vorbei, obwohl du genau weißt, dass Lilit die Königin der Abstinenzler ist.«
Savan baute ein paar Lines und rollte einen Zwanziger zusammen. Sie zogen den Stoff weg.
»Arbeitest du nicht für Onkel Atom?«, fragte Anush. »Du hast heimlich was von dem Zeug abgezweigt, stimmt’s?
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