Tanz mit dem Teufel
die Hände gezogen, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Er überlegte die ganze Zeit, was er alles angefasst haben könnte. Er fuhr nach Topanga und war gerade von der Küstenstraße abgebogen, hinauf in den Canyon, als er von hinten ein Röcheln hörte. Savan hatte sich irgendwie an der Lehne hochgezogen und krallte sich plötzlich in Araz’ Haare.
Araz stieg voll auf die Bremse. Savan wurde nach vorn und wieder zurück geschleudert und rutschte erneut zwischen die Sitze. Araz stieg aus und zerrte Savan aus dem Wagen. Er lag röchelnd im Dreck und sah zu ihm hoch. Wahrscheinlich hatte er ihm ein paar Wirbel gebrochen oder die Luftröhre abgequetscht. Savan ruderte schwach mit den Armen, wie ein auf dem Rücken liegender Käfer. Araz öffnete den Kofferraum und griff sich den Wagenheber. Savan blickte zu ihm auf. Er wusste genau, was auf ihn zukam.
Araz sagte: »Fleisch.«
Er brach ihm das rechte Schienbein. Savan gab ein Zischen von sich. Araz brach ihm das linke Schienbein.
»Fleisch«, sagte er.
Es gab keine andere Möglichkeit. Er musste es aussehen lassen wie einen Mafiamord, eine Abrechnung, eine Machtdemonstration, eine Warnung.
»Fleisch«, wiederholte er und drosch auf Savans Kopf ein.
» FLEISCH FLEISCH FLEISCH FLEISCH FLEISCH .«
Er war von oben bis unten mit Blut bespritzt, aber daran konnte er auch nichts ändern. Er schleppte Savan zum Kofferraum und hievte ihn hinein. Er sah tot aus. Wenn er es noch nicht war, dann war er es spätestens, wenn ihn jemand fand. Als er sich allmählich wieder gefangen hatte, beseitigte er sämtliche Fingerabdrücke. Er holte sein Handy hervor, rief Mitchell an und sagte ihm, wo er ihn abholen sollte. Klamotten zum Wechseln sollte er auch mitbringen. Mitchell schob natürlich Panik und stellte Fragen, aber Araz befahl ihm barsch, das Maul zu halten und zu parieren. Dann steckte er das Handy wieder ein und machte sich zu Fuß auf den Weg.
Er wartete im Dunkel einiger Bäume, als Mitchell ihn aufgabelte. Araz sprang in den Wagen. Mitchell starrte entsetzt auf die blutgetränkte Kleidung.
»Was hast du getan?«
»Fahr los«, befahl Araz. »Hast du die Sachen dabei?«
»Du hast ihn doch nicht umgebracht?«
»Fahr schon, verdammt noch mal. Die Nerven verlieren kannst du später.«
»O Gott«, stammelte Mitchell. »O Gott.«
Araz gab ihn eine Ohrfeige. Mitchell machte große Augen. Araz gab ihm noch eine Ohrfeige.
»Wenn du nicht endlich die verdammte Karre startest, bist du genauso tot wie er.«
»Ich kann nicht fahren«, sagte Mitchell. »Ich zittere zu sehr.«
Araz stieg wieder aus und zog sich schnell um. Die blutbesudelten Sachen stopfte er unter den Beifahrersitz. Er marschierte auf die Fahrerseite, zerrte Mitchell an den Haaren hinter dem Lenkrad hervor, klemmte sich selbst dahinter und ließ den Motor an. Er sah Mitchell an, der wie erstarrt dastand.
»Steig ein.«
»Das ist doch alles nicht richtig«, sagte Mitchell. »Das darf einfach nicht wahr sein. Wir müssen zur Polizei. Die können uns helfen.«
Araz überlegte kurz, dann stieg er wieder aus und nahm Mitchell in die Arme. Mitchell schluchzte an seiner Schulter.
»Du hast recht«, sagte Araz. »Du hast ja recht, das ist alles nicht richtig. Es ist eine Katastrophe. Und jetzt hör zu. Wenn die Sache rauskommt, landen wir beide im Knast. Alle werden glauben, wir hätten ihn zusammen erledigt. Also müssen wir das auch zusammen durchstehen, okay? Okay?«
Mitchell nickte.
»Ich liebe dich«, sagte Araz. »Zusammen werden wir das schon schaffen.«
Er küsste ihn, sah ihm zärtlich in die Augen. Mitchell nickte noch einmal und setzte sich ergeben ins Auto. Sie fuhren los. Mitchell weinte, und Araz nahm liebevoll seine Hand. Während er sie drückte, fragte er sich, ob er ihn wohl auch würde töten müssen.
Fleisch, dachte er. Fleisch.
44
Ein Nachkriegscottage in Studio City. Nichts Besonderes, höchstens drei Zimmer. Eine ruhige Straße, jedes Häuschen mit Garten, jeder Garten mit Schaukel, Dreirad oder herumliegenden Spielsachen, die alle dasselbe besagten: Hier lebt eine Familie. Das Haus gehörte Charlie; er hatte dort mit seiner ersten Frau gewohnt, bis sie ihn verlassen hatte. Spandau fragte sich, ob es Dee etwas ausmachte, darin zu wohnen. Wahrscheinlich schon, besonders jetzt. Ihm selbst hätte es auf jeden Fall etwas ausgemacht.
Dees Wagen stand in der Einfahrt. Spandau parkte davor auf der Straße und rauchte erst mal seine Zigarette zu Ende. Dee schob den Vorhang beiseite
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