Tanz mit dem Teufel
gesagt – nur weitgehend . Also, Tempo. Name, Adresse.«
Spandaus Handy brummte. Eine SMS von Dee. Sie hatte schon mehrere hinterlassen. Diese lautete: »Kannst du bitte kommen?«
43
Araz und Mitchell saßen bei Mitchell zu Hause vor dem Fernseher, als es an der Tür klingelte. Es war spät, fast ein Uhr morgens. Die beiden Männer sahen sich an, dann ging Mitchell zur Tür und linste durch den Spion. Er drehte sich um und hob in einer Keine-Ahnung-wer-das-sein-mag-Geste die Schultern. Araz stellte sich neben ihn, spähte hinaus.
Savan.
»Wer ist da?«, fragte Mitchell.
»Sag ihm, Savan ist da.«
»Wem denn?«
»Hör auf, mich zu verscheißern!« Savan trat gegen die Tür. »Ich hab ihn durchs Fenster gesehen.«
Mitchell machte auf. Savan blieb noch einen Augenblick auf der Schwelle stehen und sah grinsend zwischen Araz und Mitchell hin und her. Dann kam er rein.
»Was willst du?«, knurrte Araz.
»Hoffentlich hab ich euch nicht bei irgendwas gestört.«
»Spuck aus, warum du hier bist, und dann lass mich in Ruhe.«
»Ich war einfach bloß gespannt«, sagte Savan.
Er blickte sich um, betrachtete die Bilder und Skulpturen, schlenderte ins Schlafzimmer und starrte auf das Mapplethorpe-Foto von dem Mann mit dem Penis im Sektglas, kam ins Wohnzimmer zurückgeschlendert.
»Ist mir echt ein Rätsel«, sagte er, »wie ein Kerl darauf kommt, einem anderen Kerl den Schwanz lutschen zu wollen. Ich kapier’s immer noch nicht.«
»Was laberst du denn da?«, fragte Araz. »Er ist ein Freund, sonst nichts.«
»Wenn ihr einen auf Freunde machen wollt, dann stellt euch nicht so dicht ans Fenster.« Kopfschüttelnd ging Savan zur Tür und drehte sich noch einmal zu Araz um. »Ich wollte bloß sehen, was du für ’ne Fresse ziehst.«
»Tut mir leid«, sagte Mitchell, als er wieder verschwunden war. »Aber vielleicht ist es ja sogar besser so.«
Er wollte Araz tröstend in den Arm nehmen. Araz boxte ihm in die Rippen, dass es ihn rücklings aufs Sofa katapultierte.
»Du raffst es immer noch nicht«, sagte Araz. »Du raffst es einfach nicht.«
Er lief seinem Cousin bis auf die Straße hinterher und packte ihn am Arm. Savan schüttelte ihn ab.
»Sag’s ihm nicht«, beschwor ihn Araz. »Du weißt doch, was er dann mit mir macht.«
»Da hättest du dran denken sollen, bevor du dich fürs Arschficken entschieden hast.«
»Bitte«, sagte Araz. »Bitte, behalt das für dich, okay? Ich hör auf, für Atom zu arbeiten. Ich hau ab. Du kriegst meinen Posten, du kriegst alles, was du willst, okay?«
Savan stieg schweigend in sein Auto. Araz riss die Tür auf und sprang auf den Beifahrersitz.
»Bitte!«
»Raus aus meiner Karre.«
»Er bringt mich um. Das weißt du so gut wie ich.«
»Raus aus meiner verdammten Karre!«
Araz wollte ihm begütigend die Hand auf die Schulter legen, aber Savan schlug sie weg, hieb mit der Faust nach, drehte sich im Sitz um und versuchte wutentbrannt, Araz aus der halb offenen Wagentür zu stiefeln.
Araz packte Savans Knöchel und hielt ihn fest. Savan zappelte und trat mit dem anderen Fuß um sich, aber Araz ließ nicht locker und zerrte Savan hinter sich her aus dem Auto. Savan krallte sich ans Lenkrad, an den Schalthebel, an alles, was er zu fassen kriegte, doch Araz war stärker, und sein Leben stand auf dem Spiel. Er riss ihn mit sich, bis Savan halb auf dem Bürgersteig hing, die Hände an den Türholm geklammert, um sich wieder in den Wagen zu ziehen.
Mit der linken Hand hielt Araz seinen Fuß fest, mit der rechten knallte er die Wagentür zu, so fest er konnte. Savan gab ein dumpfes »Uff« von sich, ließ aber noch immer nicht los. Araz schmetterte die Tür noch ein zweites und ein drittes Mal zu, bis Savan schlaff in die Gosse rutschte, nur Kopf und Nacken noch auf der Schwelle. Araz ließ die Tür noch einmal zukrachen. Es knackte, vermutlich Savans Genick.
Zur Sicherheit schlug Araz die Tür noch zweimal zu.
Savan rührte sich nicht mehr. Viel Blut war nicht zu sehen, aber Araz hatte keine Zeit, sich zu vergewissern, ob er tot war. Auf jeden Fall sah er tot aus.
Es war mitten in der Nacht, die Straße menschenleer. Araz konnte nur hoffen, dass keiner was mitbekommen hatte.
Er öffnete die hintere Tür und wuchtete Savan auf den Boden zwischen den Sitzen, wobei ihm der Wagen als Sichtschutz vor der Straße diente. Ihn in den Kofferraum zu stopfen, wäre zu auffällig gewesen.
Der Zündschlüssel steckte. Araz setzte sich ans Steuer und fuhr los, die Hemdsärmel über
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