Tanz mit mir ins Glueck
Zeremonie erwies sich als ziemlich problemlos. Nur als die Ringe getauscht werden sollten, entstand eine peinliche Pause.
„Tut mir leid, amada", sagte Raphael. „Ich habe keinen Ring für dich."
Aimee nickte, als hätte sie so etwas erwartet. „Du hattest gar nicht vorgehabt zu heiraten, als du hierherkamst."
„Nein", erwiderte er ehrlich.
„Wir haben Ringe da", erklärte der Priester. „Sie können Sie benutzen, bis Sie sich für richtige Trauringe entschieden haben."
Nach kurzem Zögern schüttelte Aimee den Kopf. „N ein, lieber nicht."
Sie griff in die Tasche ihres Abendkleides und holte eine dünne goldene Platte heraus - eines der Balltickets. Raphael zuckte wie unter einem Fausthieb zusammen. Sie hatte seine Eintrittskarte behalten. Ohne zu ahnen, weshalb er eigentlich hier war, hatte sie sein Billett aus dem Korb entfernt, um ein Andenken an ihn zu haben.
Er wusste, was sie vorhatte, und wollte heftig protestieren. Aber er konnte es nicht. So grausam durfte er nicht sein. Nie zuvor hatte er eine so romantische Geste erlebt. Zumindest keine, die ihm gegolten hatte. Nur mit Mühe gelang es ihm, seine Rührung zu verbergen.
Der Himmel schütze ihn vor sentimentalen Engeln!
Aimee erwärmte das Täfelchen zwischen ihren Handflächen. Dann schaute sie ihn fragend an. „Hast du zufällig dein Taschenmesser dabei?"
„Im Smoking?"
Sie lächelte. „Wenn ich mich nicht täusche, nimmst du es überallhin mit."
Wortlos zog er das Messer heraus und klappte es auf. „Kann ich dir helfen?"
„Ja, bitte. Könntest du diese Platte in zwei Teile schneiden -einen größeren und einen etwas kleineren?"
„Und dann?"
„Ich hoffe, die Streifen sind dünn genug, um sich zu Hingen biegen zu lassen", sagte sie schlicht.
Ein scharfer Schmerz durchzuckte seine Brust. „Ich werde es versuchen." Er blickte zum Geistlichen hinüber und deutete auf den Federhalter, der auf einem Tisch in der Nähe lag. „Darf ich?"
„Bedienen Sie sich."
Er schraubte die Kappe ab und nahm die kupferne Tintenpatrone heraus.
Nachdem er zwei Streifen von der Eintrittskarte abgetrennt hatte, erhitzte er das starre Metall über einer Kerzenflamme. Bald schon ließ es sich mühelos über der Patrone biegen.
„Perfekt", wisperte Aimee entzückt. „Und nun der Ring für dich."
Raphael wollte sich weigern, doch dann bemerkte er ihren liebevollen Blick. Wen störte es, wenn er einen Ring trug? Sollte sie ruhig den Augenblick genießen und in althergebrachten Ritua len schwelgen, auch wenn sie noch so bedeutungslos waren.
Das würde der Lektion, die sie bald lernen würde, nur noch mehr Nachdruck verleihen.
Wortlos fertigte er einen zweiten Ring und reichte ihn ihr. Er brachte es jedoch nicht über sich, seine Braut anzuschauen, als sie ihm den Ring über den Finger schob. Sein Selbsterhaltungs trieb war dafür zu stark. Statt dessen konzentrierte er sich auf den sonderbaren Ring. Er brannte wie Feuer auf seiner Haut.
Wahrscheinlich ist er noch heiß, redete er sich ein, obwohl er ge nau wusste, dass er ihn lange genug hatte abkühlen lassen. Sonst hätte er ihn Aimee niemals gegeben.
Wie aus weiter Ferne hörte er den Geistlichen das Ehegelübde vorsprechen, hörte eine sanfte, freudige Stimme die Worte wiederholen, gefolgt von einer anderen Stimme - einer tieferen, raueren. Dann war die Trauung vorbei, und neben ihm stand nicht länger Aimee Montague, sondern seine Frau.
Aimee Beaumont.
„Sie dürfen die Braut jetzt küssen", sagte der Priester lächelnd.
Raphael umfasste ihr Gesicht, um die Zeremonie zu beenden. Mit diesem Teil des Rituals hatte er keine Probleme. Langsam senkte er den Kopf, um ihr einen kurzen, harten Kuss zu geben. Poch statt seine Lippen auf ihren Mund zu pressen, strich er zu seiner eigenen Verwunderung nur zärtlich darüber. Sie erblühte unter seiner Berührung wie eine Blüte in der Sommersonne.
In diesem Moment spürte er, wie ihm die Situation aus den Händen glitt.
Mit einem unterdrückten Fluch gab er Aimee frei und trat einen Schritt zurück, wütend auf sich selbst, weil er für einige Sekunden nicht auf der Hut gewesen war.
Aimee schaute ihn verwirrt an. „Raphael?"
„Entschuldige, amada", meinte er schroff. „Ich habe mich mitreißen lassen.
Wenn du dich von deinen Eltern verabschiedet hast, können wir aufbrechen."
Schweigend ließ er weitere Umarmungen und Küsse über sich ergehen, seine innere Anspannung wuchs mit jeder Minute. Wenn er nicht bald hier herauskam, würde er
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