Tanz um Mitternacht
das er so achtlos zerstört hatte. Auf welche Weise, wusste er noch nicht. Nur eins stand fest - letzten Endes würde er den ersehnten Sieg erringen.
Ein Fehlschlag kam nicht in Frage. Wo er sie doch so innig liebte...
»Gleich sind wir da«, bemerkte Percy. Die dünnen schwarzen Brauen zusammengezogen, studierte er die Stelle, wo sie aus dem Ruderboot steigen wollten. »Schauen Sie!« Er zeigte auf eine Gruppe von Leuten, die beisammenstanden und die Ankunft des Schiffs beobachteten. »Was geht da vor?«
Rand folgte dem Blick seines Kammerdieners. »Offenbar warten sie auf die Moroto. Ich nehme an, sie brauchen wieder einmal Vorräte.«
»Davon hat Baptiste nichts erwähnt. Wir mussten für die Extratour bezahlen. Erinnern Sie sich?«
»Ja, das stimmt«, bestätigte Rand, und sein Puls beschleunigte sich. »Hoffentlich ist alles in Ordnung.«
Percy lachte leise. »Um Ihnen zu entrinnen, ist Ihre Frau ein paar tausend Meilen weit gesegelt, Euer Gnaden. Wahrscheinlich wird sie Ihnen einen Dolch in die Brust stoßen, sobald sie Ihr Gesicht erkennt. Was Schlimmeres kann gar nicht passieren.«
Nun musste auch Rand lachen. »Welch ein tröstlicher Gedanke...« Trotzdem überlegte er, warum sich die Expeditionsteilnehmer am Strand versammelt hatten, statt in der Ausgrabungsstätte zu arbeiten.
Während sie sich zur Küste rudern ließen, entdeckte er die hagere, leicht gebeugte Gestalt des Professors, Geoffrey St. Anthonys hellblondes Haar, Sir Montys sommersprossige, wettergegerbte Züge und die gepflegte Erscheinung des Barons. Und sobald Cait hinter ihrem Vater hervortrat, erkannte er den schlichten braunen Rock, die weiße Bluse, den breitrandigen Strohhut, der ihr rotgoldenes Haar fast völlig bedeckte.
Mit dumpfen Schlägen hämmerte sein Herz gegen die Rippen. Sein Mund fühlte sich staubtrocken an, seine Kehle wie zugeschnürt. So viel habe ich zu verlieren, dachte er, so viel steht auf dem Spiel. Aber er war noch nie in seinem Leben feige gewesen. Auch diese heikle Situation würde er mutig meistern. »Mein lieber Percival, ich glaube, am Strand erwartet uns ein Empfangskomitee.«
»Zweifellos freuen sich alle auf das Wiedersehen«, murmelte Percy.
Feixend wandte sich Rand zu ihm. »Oder sie möchten endlich wieder Wildfleisch essen. Davon werden sie nicht viel bekommen haben, seit wir vor sechs Monaten abgereist sind.«
»Hoffen wir das Beste...«
Danach schwiegen sie und blickten der Küste entgegen, die sich rasch näherte. Rand schickte ein stummes Gebet zum Himmel und flehte den Allmächtigen an, er möge ihn vor einer tödlichen Kugel bewahren.
An der Seite ihres Vaters beobachtete Cait, wie das Ruderboot die Wellen durchkämmte und auf den Strand zufuhr. Verwirrt blinzelte sie. Was sie sah, war sicher ein Trugbild, und sie hoffte, es würde verschwinden. Und dann schlug ihr Herz wie rasend. In der Mitte des Boots saß ein großer, breitschultriger Mann, der unentwegt in ihre Richtung starrte - ein Mann, den sie überall wieder erkennen würde.
»Großer Gott!«, rief der Professor. »Das kann er unmöglich sein!«
Aber er war es - so gekleidet wie bei seiner ersten Ankunft, in Breeches aus beigem Köper, die in hohen Lederstiefeln steckten, einem schlichten weißen Leinenhemd, mit einem breitrandigen Segeltuchhut. Kraftvoll und entschlossen, attraktiver denn je.
Wie konnte er es wagen, ihr erneut zu folgen? Heißer Zorn stieg in Caitlin auf und ein anderes Gefühl, das sie nicht ergründen wollte. Plötzlich wurden ihre Knie weich, und sie klammerte sich an den Arm ihres Vaters. Das Boot blieb im Schlamm stecken, Rand sprang ins Wasser, ergriff sein Gepäck und watete an Land.
Mit wenigen Schritten erreichte er die Beobachter und ließ seine Sachen in den Sand fallen. Nach einem kurzen Blick in Caits bleiches Gesicht wandte er sich an ihren Vater. »Guten Tag, Professor.«
»Obwohl Sie so viel auf dem Kerbholz haben, kommen Sie hierher, junger Mann? Dazu gehört schon eine gehörige Portion Frechheit!«
Nun schaute Rand seine Frau durchdringend an. In seinen Augen las sie so viel Trauer und tiefe Reue, dass sie glaubte, sie müsste sich täuschen. »Auf dieser Insel gibt es etwas, das mir gehört.« Kampflustig trat Geoffrey vor. »Jetzt nicht mehr! Wäre Cait immer noch an Ihnen interessiert, hätte sie England nicht verlassen.«
Rand ignorierte ihn. »Da wir einige Probleme hatten, fuhr ich nach Santo Amaro, in der Hoffnung...«
»Hier bist du nicht willkommen«, fiel Cait ihm ins
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