Tanz um Mitternacht
Körperteil bemerkt, den jedes tugendhafte Mädchen ignorieren würde. Sie wandte sich ab und hoffte, ihre Verlegenheit irgendwie zu überspielen.
Falls Beldon ihre Scham spürte, gab er nichts dergleichen zu erkennen. »Guten Tag, die Damen.« Höflich verneigte er sich vor allen drei Frauen. Aber danach sah er nur noch Cait an. »Welch eine erfreuliche Überraschung!«
»Eine Überraschung - ja, sieht so aus.« Herausfordernd berührte Elizabeth die Schwellung an Rands Kinn. »So ein Pech... Dafür musst du Cait verantwortlich machen.«
»Ja, das glaube ich auch.« Behutsam strich er über sein Kinn. »Jetzt sind Sie mir was schuldig, Miss Harmon. Keine Frau hat das Recht, einen Mann so gnadenlos abzulenken. Wie soll ich Sie bestrafen?«
Krampfhaft schluckte sie. »Wenn Sie Ihre Deckung ver-nachlässigen, Euer Gnaden, dürfen Sie’s mir nicht vorwerfen.«
»Komm mit mir, Maggie!«, bat Elizabeth amüsiert. »Sollen die beiden unter sich ausmachen, wer sich schuldig fühlen muss! Soeben ist mein Mann eingetroffen. Da drüben unterhält er sich mit Nick. Vielleicht können wir die zwei Gentlemen auch ein bisschen ablenken.«
Maggie nickte. »Eine gute Idee - wenn ich auch bezweifle, dass sie sich über unseren Besuch freuen werden. Nach Andrews und Nickys Ansicht dürfen sich Damen nicht in einem Boxclub aufhalten.«
Lässig zuckte Elizabeth die Achseln, und Caitlin überlegte nicht zum ersten Mal, wie glücklich sie sich schätzen musste, weil sie zwei so wundervolle, aufgeschlossene Freundinnen gefunden hatte.
»Nun?« Die verführerische Stimme des Dukes zog ihren Blick wieder auf ihn.
»Was - nun?«
»Wie wollen Sie sich für Ihre unerwartete Ankunft revanchieren?« Die schmalen dunklen Brauen zogen sich nach oben. »Vielleicht mit einer Ausfahrt in den Park? Oder noch besser - mit einem Picknick. An der Themse kenne ich ein hübsches Plätzchen, allerdings außerhalb der Stadt. Meine Köchin wird einen kalten Lunch vorbereiten, und wir verbringen ein paar angenehme Stunden. Wie gefällt Ihnen das?«
Natürlich müsste sie diese Einladung entschieden ablehnen. Eine Fahrt in den Park, vor den Augen zahlreicher Leute, würde nicht gegen die Sittlichkeit verstoßen. Aber wenn sie in einer einsamen ländlichen Gegend picknickte, ganz allein mit dem Duke - das stand auf einem anderen Blatt.
Er wischte mit seinem Handtuch den Schweiß von der Stirn. Dann drapierte er es um seine wohlgeformten Schultern. »Es sei denn, Sie fürchten sich.«
Was er mit diesen Worten bezweckte, erriet sie sofort. Von Anfang an hatte er erkannt, wie schwer es ihr fiel, interessanten Herausforderungen zu widerstehen. »Sollte ich?«
Jetzt schlang er das Handtuch um seinen Hals. »Niemals würde ich etwas tun, was Ihnen missfallen könnte, Cait.«
Falls er sie mit diesem Versprechen zu trösten versuchte, wusste sie nicht, ob es ihm gelang. In Rand Claytons Nähe war äußerste Vorsicht geboten. Aber da der Anblick seines nackten Oberkörpers ihr Blut so gefährlich erhitzte, musste sie sich eher vor ihren eigenen Gefühlen hüten.
Trotzdem wollte sie mit ihm picknicken - das ließ sich nicht leugnen. Und sie war noch niemals feige gewesen. »Also gut, ein Picknick«, stimmte sie zu, obwohl sie gewisse Probleme auf sich zukommen sah. Der Vater würde ihre Abwesenheit kaum bemerken. Aber Lord und Lady Trent würden sicher missbilligen, was sie plante. Ein Ausflug mit dem Duke ohne Anstandsdame - oder mit irgendeinem anderen Mann - war gewiss nicht akzeptabel. »Am besten erkläre ich den Trents, ich müsste morgen früh im Museum arbeiten. Wollen wir uns dort treffen?«
Was sie mit ihrem Vorschlag bezweckte, erriet er sofort, und er verstand ihren Wunsch, Diskretion zu wahren. Mit einem erwartungsvollen Lächeln nickte er. »Um zehn Uhr.« Als er sich verbeugte, wurde ihr Mund viel zu trocken.
»Darauf freue ich mich schon jetzt«, erwiderte er wahrheitsgemäß.
Rastlos wanderte Rand vor Ephram Barclays Schreibtisch umher. Kühle Luft erfüllte das Büro. Am späten Nachmittag waren dunkle Wolken aufgezogen. Aber die schlechte Laune des Dukes hatte eine andere Quelle. »Verdammt, das ist schwer zu ertragen. Eine Zeit lang dachte ich tatsächlich, der Mann wäre ein Betrüger.«
»Leider muss ich Sie enttäuschen. Phillip ist der zweite Sohn Edwin Rutherfords, des verstorbenen Lord Talmadge. Wie aus meinen Nachforschungen hervorgeht, diente er als Offizier in der Navy Seiner Majestät, bis sein älterer Bruder Victor vor
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