Tanz um Mitternacht
Hände umfassten ihre Hüften, drückten sie an seinen Körper, und als sie das harte Zeichen seiner
Erregung spürte, wurde sie von unerträglichem Verlangen erfüllt.
»Rand...«, wisperte sie. »O Rand...« Mit einem einzigen Kuss, mit einer einzigen Berührung konnte er verzehrende Flammen in ihrem Inneren entzünden. Und das war nur ein Vorspiel der Ereignisse, die sie in der nächsten Nacht bestimmt erleben würde.
Er küsste sie erneut mit bezwingender Glut, und sie klammerte sich an seine kraftvollen Schultern. Bald konnte sie kaum noch atmen. Es war Rand, der den Kuss beendete. Eine Zeit lang hielt er sie einfach nur fest. »O Gott, Caitlin, was du mir antust! Der morgige Abend scheint in weiter Ferne zu liegen. Am liebsten würde ich einfach deine Röcke heben, um dich jetzt gleich zu verführen - in diesem romantischen Garten.«
Mit seinen kühnen Worten trieb er ihr das Blut in die Wangen. So hatte er noch nie mit ihr gesprochen. Verlegen senkte sie den Kopf. Aber er hob ihr Kinn und zwang sie, ihn wieder anzuschauen.
Nachdenklich betrachtete er die roten Flecken auf ihren Wangen, die sie eigentlich verbergen wollte. »Was immer du von Männern weißt, Cait - ich glaube, diese Dinge sind dir neu.«
»Allzu viele Erfahrungen konnte ich nicht sammeln.« Er hatte gefragt, ob sie noch Jungfrau sei, und eine ausweichende Antwort erhalten. Wenn er die Wahrheit wüsste, würde er womöglich keine richtige Frau in ihr sehen. Und sie fürchtete, dann würden sich seine Gefühle für sie ändern.
Aber aus irgendwelchen seltsamen Gründen lächelte er zufrieden. »Tut mir Leid, falls ich dich erschreckt habe. Das soll nie wieder geschehen«, versprach er und hauchte einen Kuss auf ihren Mund. »Jetzt sollten wir zurückgehen. Maggie und Andrew werden schon nach uns suchen.« Zärtlich strich er mit einem Finger über ihre Nasenspitze. »Und außerdem - wenn ich dich noch einmal küsse, werde ich vielleicht vergessen, dass wir noch nicht in River Willows sind.«
River Willows. Bei diesem Gedanken spannten sich all ihre Nerven an. Am nächsten Tag würde sie Rand auf seinen Landsitz an der Themse begleiten. Und am Abend würde sie ihm alles geben. Ein Teil von ihr wünschte, sie müsste keine einzige Minute länger warten.
Und ein anderer wollte jenen Augenblick voller Angst hinauszögern.
Rand stand im orientalischen Salon, einem Raum mit hoher Decke im Hintergrund seines Hauses, und warf einen Blick zu der Uhr, die auf dem Kaminsims aus schwarzem Marmor tickte. Erst zehn Uhr morgens... Schon vor Stunden war er aus dem Bett gestiegen - nach einer fast schlaflosen Nacht. Verdammt, der Tag schleppte sich viel zu langsam dahin. Er erinnerte sich an den vergangenen Abend, an den amüsanten Ballbesuch mit seinen Freunden, den Trents, und der jungen Frau, die sie offensichtlich mochten und bewunderten.
In gewisser Weise staunte er darüber. Cait hielt sich nur an ihre eigenen Regeln. Nach ihrer Ansicht war sie nur sich selbst Rechenschaft schuldig. Ohne Anstandsdame wanderte sie durch die Londoner Straßen. Nicht einmal eine Zofe nahm sie mit, wenn sie Bekannte oder Geschäftsfreunde ihres Vaters besuchte. Freimütig äußerte sie ihre Meinung - vor allem, wenn es um das Fachgebiet ihres Vaters ging, das auch ihr sehr viel bedeutete. Immer wieder betonte sie, man müsste antike Kunstschätze besser schützen und allen Menschen zugänglich machen. Deshalb dürften sie sich niemals in Privatbesitz befinden.
Er wandte sich zu der Vitrine, die seine kostbare chinesische Jadesammlung enthielt, und lachte leise. Was würde
Caitlin bei diesem Anblick sagen? Einige Stücke waren über tausend Jahre alt und hatten ein kleines Vermögen gekostet.
Und seine griechischen und römischen Kunstwerke? Die Statuen und Büsten, die er im Lauf der Jahre erworben hatte. Sie schmückten die Long Gallery, und ihre exquisite Schönheit erfreute ihn jedes Mal, wenn er daran vorbeiging. Sicher würde Cait behaupten, sie gehörten in ein muffiges Museum, während Rand glaubte, sie würden dem Durchschnittsmenschen eher langweilig erscheinen.
»Verzeihen Sie die Störung, Euer Gnaden.« Der Butler Frederick Peterson, ein schlanker, eleganter Mann mit schütterem braunem Haar, stand in der Tür, ein Silbertablett in der Hand. »Soeben ist ein Bote eingetroffen.« Rand durchquerte den Raum, ergriff den Brief und erbrach das Wachssiegel. Die Stirn gerunzelt, las er die Nachricht seines Anwalts, der ihn um ein Gespräch bat. Worum es sich
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