Taran Bd 1 - Das Buch der Drei
sei. »Sie spürt die Nähe des Gehörnten Königs«, sagte er achselzuckend, »das lähmt sie.«
»Dann binde ihr einfach die Pfoten zusammen und lade sie Melyngar auf den Rücken!«, schlug Doli vor.
Taran nickte. »Hen Wen wird es nicht mögen, aber uns bleibt keine andere Wahl.«
Eben noch hatte das weiße Schwein sich die Schwarte an einem Baumstrunk gescheuert – jetzt war es mit einem Mal nicht mehr zu sehen.
»Hen!«, rief Taran. Er wandte sich an den Barden und fragte: Wo steckt sie bloß?«
Fflewddur schüttelte das Haupt. Weder er noch Eilonwy hatten sie weglaufen sehen. Gurgi hatte Melyngar mit Wasser versorgt und das Schwein überhaupt nicht beachtet.
»Sie kann doch nicht schon wieder ausgerissen sein!« Taran rannte ein Stück in den Wald hinein. Als er wiederkam, war er kreidebleich im Gesicht.
»Sie ist fort«, keuchte er. »Sie muss sich irgendwo versteckt haben, ich kenne das.«
Er warf sich zu Boden und machte sich bittere Vorwürfe, weil er Hen Wen aus den Augen gelassen hatte. »Ich bin schuld daran, dass sie weg ist!«, rief er. »Zum zweiten Mal bin ich schuld daran!«
»Lass die anderen weiterziehen«, schlug Eilonwy vor. »Wir beide werden Hen suchen und ihnen dann folgen.«
Ehe Taran dem Mädchen antworten konnte, vernahm er ein Geräusch, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Von fern her war das Gebell einer Hundemenge zu hören, gefolgt von dem lang gezogenen Ruf eines Jagdhorns.
Die Gefährten erstarrten vor Schreck. Wie versteinert standen sie da und rührten sich nicht. Das Horn verklang in der Ferne, ein Schatten geisterte über den grauen Himmel.
»Gwym, der Jäger«, murmelte Fflewddur Fflam. »Wo er reitet, da ist auch der Tod nicht fern.«
Die Flamme Dyrnwyns
aum war das Jagdhorn verklungen, da hörten sie in der Nähe das Klappern von Pferdehufen.
»Die Kundschafter des Gehörnten Königs!«, rief Fflewddur. »Jetzt haben sie uns entdeckt!«
Vier Reiter kamen über die Wiese herangesprengt, die Lanzen auf Taran und seine Gefährten gerichtet.
»Ich könnte es wieder mit einem Netz versuchen«, meinte das Mädchen. »Aber ich fürchte, es wird nicht viel nützen, auch diesmal nicht.«
Taran zog das Schwert aus der Scheide. »Lass sie nur kommen!«, rief er. »Mit denen werden wir fertig!«
»Nein – erst die Pfeile!«, gebot der Barde. »Für die Schwerter findet sich später noch Arbeit genug.«
Sie rissen die Bogen von der Schulter. Auf Fflewddurs Geheiß stellten sie sich in eine Linie auf und knieten nieder. Die blonde Mähne des Barden flatterte im Wind, und sein Gesicht glühte vor Aufregung. »Seit Jahren habe ich nicht mehr richtig gekämpft!«, rief er. »Dazu hat man als Barde selten Gelegenheit. Denen werde ich zeigen, was es heißt, einen Fflam zum Gegner zu haben!«
Taran legte den ersten Pfeil auf die Sehne. Fflewddur gab ihnen einen Wink, sie spannten den Bogen und zielten.
»Los!«, schrie der Barde.
Taran sah sein Geschoss weit neben dem ersten Reiter vorbeifliegen. Mit einem Ruf des Unmuts zog er den nächsten Pfeil aus dem Köcher. Neben ihm stieß Gurgi einen lauten Freudenschrei aus. Er hatte als Einziger sein Ziel getroffen: Einer der Angreifer stürzte vom Pferde.
»Sie merken, dass wir Stacheln haben!«, rief Fflewddur. »Los, noch mal!«
Die Reiter drehten ab und nahmen die Schilde hoch. Zwei von ihnen griffen von vorn an, der dritte kam aus der Flanke.
»Aufgepasst!«, schrie der Barde. »Rücken an Rücken!«
Gurgis Schuss war ein Zufallstreffer gewesen. Pfeil um Pfeil prallte an den Schilden der Angreifer ab. Melyngar, der unweit des Kampfplatzes festgebunden war, stampfte mit seinen Hufen den Boden. Taran erinnerte sich daran, wie tapfer das weiße Ross für Gwydion gekämpft hatte. Trotzdem wagte er nicht, sich von den Gefährten zu entfernen, um es loszuknüpfen.
Die Reiter umkreisten sie. Einer wandte ihnen einen Augenblick die freie Seite zu. Dolis Pfeil schnellte von der Sehne und warf den Mann aus dem Sattel. Die zwei anderen Reiter rissen die Pferde herum und ergriffen die Flucht.
»Wir haben sie abgeschlagen!«, jubelte Eilonwy. »Die Bienen haben die Geier verjagt!«
Fflewddur schüttelte keuchend den Kopf. »Sie holen Verstärkung und kommen wieder. Dann werden sie in der Übermacht sein. Das ist zwar schmeichelhaft für uns; trotzdem glaube ich, dass wir nicht auf sie warten sollten. Ein Fflam versteht zu kämpfen – er weiß aber auch, wann es besser ist, sich zurückzuziehen. In diesem Fall ist es
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