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Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Titel: Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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rief er, »hier ist ein seltsames Etwas tief im Versteck!«
    Taran sah, wie die aufgeregte Kreatur einen Gegenstand unter den Arm klemmte und den Eichenstamm hinabglitt.
    »Komm mit schauen!«, schrie Gurgi, als Taran und der Barde ihn umdrängten. Kaws Streich war sofort vergessen, und der Rabe, keineswegs verlegen oder reuig, flog auf Tarans Schulter, streckte neugierig den Hals, als sei er entschlossen als Erster Gurgis Entdeckung in Augenschein zu nehmen.
    »Ein Schatz!«, rief Gurgi. »Oh, Schatz von großem Wert! Und Gurgi findet ihn!« Aufgeregt hüpfte er von einem Bein auf das andere. »Öffne, lieber Herr! Öffne und sieh die Schätze darin!«
    Was Gurgi Taran in die Hand drückte, war ein kleines, flaches Eichenkästchen, nicht größer als Tarans Handfläche. Der gewölbte Deckel war mit schweren Scharnieren versehen, mit Eisenbändern verstärkt und durch ein starkes Vorhängeschloss gesichert.
    »Kostbare Steine mit Glitzern und Glimmern! Goldene Geschmeide mit Schimmern und Scheinen!« Gurgi kreischte vor Begeisterung. Taran drehte das Kästchen hin und her, und selbst Fflewddur konnte seine Neugierde nicht verbergen.
    »Nun, meine Freunde«, bemerkte er schließlich, »wenigstens haben wir einen Lohn für die Mühe, die uns der diebische Taugenichts gemacht hat. Allerdings wird er nicht üppig sein, nach der Größe zu schließen.«
    Taran plagte sich indessen mit dem Schloss, das nicht nachgeben wollte. Schließlich musste er das Kästchen auf den Boden stellen, wo Gurgi es festhielt, während der Barde und Taran mit den Spitzen ihrer Schwerter versuchten, die Scharniere zu brechen. Aber das Kästchen war erstaunlich solide gearbeitet. Es bedurfte all ihrer Kraft, bis der Deckel endlich nachgab und mit einem lauten, knarrenden Geräusch aufsprang. In dem Kästchen lag ein Gegenstand, sorgfältig in weiches Leder eingewickelt. Taran faltete die Umhüllung vorsichtig auseinander.
    »Was ist es? Was ist es?« Gurgi konnte sich kaum beherrschen und hopste erwartungsvoll um Taran herum.
    Taran lachte und schüttelte den Kopf. Das Päckchen enthielt weder Gold noch edle Steine, sondern lediglich ein dünnes Knochenstückchen so lang wie Tarans kleiner Finger. Gurgi winselte enttäuscht.
    Fflewddur schnaubte. »Ich möchte sagen, unser zottiger Freund hat eine sehr kleine Haarnadel gefunden oder einen sehr großen Zahnstocher. Ich vermute, wir haben weder für das eine noch für das andre so recht Verwendung.«
    Taran untersuchte den seltsamen Gegenstand sehr eingehend. Der Knochenspan war trocken und spröde, weiß gebleicht und poliert. Ob er von einem Menschen oder einem Tier stammte, konnte er nicht sagen.
    »Was kann das für einen Wert haben?«, murmelte er nachdenklich.
    »Großen Wert«, entgegnete Fflewddur, »wenn jemand einen Zahnstocher nötig haben sollte. Aber sonst«, er zuckte mit den Schultern. »Behalte es, wenn du willst, oder wirf es weg. Mir ist das gleich. Nicht einmal das Kästchen ist mehr zu reparieren.«
    »Wenn es aber nichts wert ist«, wandte Taran ein, »warum hätte man es denn so sorgsam verschließen und verbergen sollen?«
    »Es ist eine alte Erfahrung von mir, dass die Leute recht eigenwillig sein können, was ihre Habseligkeiten betrifft«, sagte Fflewddur. »Ein Lieblingszahnstocher, ein Familienerbstück – aber, ja, ich sehe, worauf du hinauswillst. Ein Fflam begreift schnell! Wer es versteckt hat, wollte nicht, dass man es findet. Genau, was ich gerade sagen wollte: Da steckt erheblich mehr dahinter, als man sehen kann.«
    »Und doch«, begann Taran wieder, »ein hohler Baum scheint mir kaum der sicherste Platz zu sein, um etwas aufzubewahren.«
    »Im Gegenteil«, ereiferte sich der Barde. »Was könnte es Besseres geben? Im Haus kann man es leicht finden. Du kannst es aber auch nicht in der Erde vergraben, wegen der Maulwürfe, Dachse und ähnlicher Tiere. Doch auf einen solchen Baum wie den hier«, fuhr er fort und blickte hinauf, »kann außer Gurgi nur jemand mit einer Leiter hinaufklettern. Und es ist doch höchst unwahrscheinlich, dass einer, der sich hier im Wald herumtreibt, zufällig eine Leiter bei sich haben wird. Wenn Vögel oder Eichhörnchen dort oben nisten, dann verdecken sie alles nur noch mehr. Nein, wer es hierher gelegt hat, der hat sich das gut überlegt und sich so viel Mühe gegeben, als ob …« Fflewddurs Gesicht erbleichte. »Als ob …« Er schluckte heftig und schien an seinen eigenen Worten zu ersticken. »Lass die Finger davon«,

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