Taran Bd 5 - Der Fürst Des Todes
vom Gürtel und hielt es Gwydion hin. »Nun verstehe ich, weswegen Arawn es besitzen wollte – nicht für sich, sondern weil er seine tödliche Macht kannte. Nur Dyrnwyn konnte die Kesselkrieger vernichten. Arawn wagte nicht einmal, es in seiner Festung zu verbergen, und glaubte es sicher auf dem Gipfel des Drachenberges. Als Arawn sich in deine Gestalt verwandelte, hätte er mich fast dazu gebracht, ihm die Waffe zu geben. Nimm sie nun, die Klinge ist sicherer in deiner Hand.«
Gwydion schüttelte den Kopf. »Du hast dir das Recht verdient, sie zu ziehen, Hilfsschweinehirt, und damit das Recht, sie zu tragen.«
»Das ist wahr!«, warf Fflewddur ein. »Es war herrlich, wie du den Kesselkrieger niedergestreckt hast. Ein Fflam hätte das nicht besser gekonnt. Wir sind diese widerlichen Burschen für immer los.«
Taran nickte. »Und doch – ich hasse sie nicht länger. Es war nicht ihre freie Entscheidung, als Sklaven einem fremden Willen gehorsam zu sein. Jetzt haben sie Frieden.«
»Jedenfalls ist Hen Wens Prophezeiung doch noch in Erfüllung gegangen«, bemerkte Fflewddur. »Freilich habe ich nie auch nur einen Augenblick daran gezweifelt.«
Aus Gewohnheit blickte er über die Schulter, doch diesmal erklang kein schriller Ton, der das Zerreißen einer Saite begleitete. »Sie hatte eine witzige Art, Dinge auszudrücken. Doch bis jetzt habe ich noch keinen Stein sprechen hören.«
»Aber ich«, sagte Taran. »Auf dem Gipfel des Drachenberges schien mir, der Stein riefe mich. Ich hätte sonst gar nicht auf ihn geachtet. Und dann, als ich sah, wie ausgehöhlt und zerstört er war, glaubte ich, ich könnte ihn bewegen. Ja, Fflewddur, der stumme Stein sprach.«
»Wahrscheinlich hast du recht, wenn du es so betrachtest«, stimmte Eilonwy zu. »Was aber Dyrnwyns Flamme betrifft, so hat sich Hen gründlich geirrt. Aber das ist verständlich, sie war so erregt damals …«
Zwei verängstigte Gestalten rannten aus der Großen Halle genau auf die Gefährten zu. Gurgis Haare waren stellenweise versengt, seine Brauen geschwärzt, und sein Mantel glomm noch. Der ehemalige Riese sah noch schlimmer aus. Er schien ein einziges Häuflein Schmutz und Asche zu sein. Taran blieb keine Zeit, die beiden zu begrüßen, denn die Stimme Achrens ertönte: »Suchst du Arawn? Er ist hier!«
Achren warf sich Taran zu Füßen. Entsetzt und erstarrt sah dieser die Schlange, die sich hinter ihm zum Angriff zusammengerollt hatte.
Mit einem Satz sprang er zur Seite und zog das flammende Zauberschwert. Achren hatte die Schlange gepackt, als wollte sie sie erwürgen oder zerreißen. Da stieß der Kopf vor, der geschuppte Körper wand sich wie eine Peitsche, und die Fangzähne vergruben sich in Achrens Kehle. Mit einem Aufschrei fuhr sie zurück. Im nächsten Augenblick hatte sich die Schlange erneut zusammengeringelt. Ihre Augen glänzten in kaltem, todbringendem Feuer. Sie zischte wütend, sperrte den Rachen auf und entblößte die scharfen Zähne. Dann schnellte sie vor, auf Taran zu. Eilonwy schrie entsetzt. Taran aber schwang das sprühende Schwert mit aller Wucht, und die Klinge teilte den Leib der Schlange entzwei.
Sofort schleuderte Taran Dyrnwyn von sich und fiel neben Gwydion auf die Knie. Der Fürst hielt die wie leblose Königin in den Armen. Alles Blut war aus ihren Lippen gewichen, und ihre Augen suchten den Blick Gwydions. »Habe ich meinen Schwur gehalten, Gwydion?« murmelte sie und lächelte schwach. »Ist der Fürst von Annuvin tot? Dann ist es gut. Der Tod ist leicht für mich.« Ihre Lippen öffneten sich, als wollte sie noch weitersprechen, doch ihr Kopf sank zurück, und ihr Körper sackte in sich zusammen.
Ein erstickter Entsetzensschrei kam von Eilonwy. Taran sah das Mädchen an. Sie deutete auf die Schlange. Ihr Körper wurde durchscheinend, und die Umrisse verschwammen. Und es erschien die schwarz gekleidete Gestalt eines Mannes, dessen abgetrennter Kopf mit dem Gesicht zur Erde auf den Boden gefallen war. Doch auch diese Gestalt verlor ihre Umrisse und versank wie ein Schatten in der Erde. Und dort, wo sie gelegen hatte, war der Grund verbrannt, verwüstet und von Rissen durchzogen, wie nach einer großen Dürre. Arawn Todesfürst war verschwunden.
»Das Schwert!«, schrie Fflewddur. »Seht das Schwert!«
Rasch hob Taran das Schwert auf, doch die Flamme flackerte, als werde sie vom Wind bewegt, und der weiße Glanz erlosch wie ein sterbendes Feuer. Dann glühte das Schwert nicht mehr weiß, sondern in bunten,
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