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Taran Bd 6 - Der Findling: Geschichten aus Tarans Welt

Taran Bd 6 - Der Findling: Geschichten aus Tarans Welt

Titel: Taran Bd 6 - Der Findling: Geschichten aus Tarans Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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warteten, dass er aufsaß, um an ihrer Spitze loszureiten, rief Rhitta seinen Heerführer zu sich und sagte ihm:
    »Ich habe über die Sache nachgedacht, und ich will nicht, dass es den Anschein hat, als würde ich als König dem Ganzen zu viel Bedeutung zumessen. Wenn ich selbst das Heer anführe, werden manche sagen, ich schätzte die Gefahr größer ein, als sie sei, oder gar, dass ich kein Vertrauen in meine Offiziere hätte. Darum geh und handle in meinem Auftrag, wie du es für richtig hältst.«
    Alsdann zog sich Rhitta in sein Gemach zurück, denn er wagte es nicht, den wahren Grund hinter seinen Worten einzugestehen.
    Auf der Scheide steht geschrieben, dachte Rhitta, Dyrnwyn ziehe nur, wer da königlichen Geblüts ist. Da die Klinge sich nicht von mir ziehen lässt, könnten meine Krieger auf den Gedanken kommen, ihr König sei nicht befugt, über sie zu herrschen.
    Je mehr er auf die Inschrift starrte, desto mehr schienen deren Worte ihn zu verhöhnen. Mit einem Fluch griff Rhitta nach einem Dolch und versuchte, die eingravierte Botschaft wegzukratzen. Auch wenn er einige der Buchstaben beschädigte, blieb die Schrift deutlich lesbar und stach nur umso heller gegen die Scheide ab. Da warf Rhitta den Dolch beiseite. Das Schwert an sich gedrückt, kauerte er sich zitternd in einen Winkel seines Gemachs, und seine fiebrig glänzenden Augen huschten unstet hin und her.
    Eine Zeit später kam sein Heerführer zu ihm und sagte:
    »Herr, die Verwandten Eurer Feinde sind erschlagen und ihre ganzen Familien, ihre Frauen, Mütter und Kinder und jeder, der sich einer Blutsverwandtschaft mit ihnen rühmen könnte.«
    Rhitta nickte geistesabwesend, als hätte er nicht zugehört, und murmelte:
    »Das war gut getan.«
    Hinterher blickte Rhitta wieder auf Dyrnwyn. Die Scheide war nun völlig schwarz geworden.
    In jener Nacht, obwohl er hinter verriegelten und verrammelten Türen schlief, erwachte er von einem Weinen, und wieder sah er den Schäfer vor sich, der ihn mit gequältem Gesicht ansah und rief:
    »Herr, findet zu Euch selbst, bevor Ihr Euch verliert!«
    Rhitta hielt sich die Ohren zu, um nichts mehr zu hören, doch selbst der Anbruch des Tages befreite ihn nicht von seinem Albtraum, und im leeren Gemach hallte das Weinen des Schäfers wider.
    »Noch ein Vorzeichen«, rief Rhitta. »Eine weitere Warnung, dass meine Feinde noch nicht alle erschlagen sind. Alle müssen gefunden und getötet werden, oder ich werde mein Königreich verlieren.«
    So befahl er seinen Hauptleuten mit ihren Kompanien alle zur Strecke zu bringen, die je den Verwandten seiner Feinde Freundschaft erwiesen hatten; alle, die etwas Gutes über sie sagten; und alle, die nicht sein edles Geblüt und seine Herrschaft priesen.
    Selbst das brachte ihm keinen Frieden. Während Rhitta in seinem Gemach blieb, streiften seine Krieger ungehindert durch das Königreich, erschlugen viele, mit oder ohne Grund, da sie nun mehr darauf aus waren, sich zu bereichern, als Verrat zu finden. Doch statt das Herz von Rhittas Feinden mit Furcht zu erfüllen, machten solche Taten sie nur wütender und gaben ihnen den Mut der Verzweiflung. Wo es zuvor nur wenige gegeben hatte, standen nun viele auf und schlossen sich zum Kampf gegen den König zusammen. Und Rhittas Albträume ließen nicht nach, sondern wurden immer schrecklicher. Er hatte Angst, allein in seinem Gemach zu bleiben, und Angst, es zu verlassen, da er sicher war, dass ihn selbst innerhalb seiner Leibwache jemand niederstrecken könnte.
    So ließ Rhitta neue Gemächer für sich errichten, tief unter der Erde, mit schweren Türen und dicken Mauern. Zugleich ließ er andere Kammern ausheben, mit Hallen, Tunneln und Stollen, die sich wanden und drehten, kreuzten und verflochten, in einem Muster, das er allein durchschauen konnte. So wurde die Feste als Spiral Castle bekannt.
    Selbst damit war Rhitta nicht zufrieden. Er befahl seinen Baumeistern, noch tiefer zu graben, bis es nicht mehr tiefer ging. Dort meißelten sie eine Kammer aus dem gewachsenen Fels, in der er große Mengen an Vorräten einlagerte, Schätze von Gold und Silber, Truhen mit Edelsteinen, Roben aus feinstem Pelzwerk und Haufen von kunstvoll geschmiedeten Waffen. In der Mitte ließ er eine große Lagerstatt errichten, und dort legte er sich nieder mit dem schwarzen Schwert in der Hand. Endlich war Rhitta zufrieden. Kein Feind konnte ihn hier finden, kein Kriegsheer diese Mauern stürmen. Selbst so befahl er seinen Kriegern, mit gezückten

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