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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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hatte, als er mit Bromm und Kiesel und den anderen Steinernen die letzte Etappe auf seiner Reise nach At Arthanoc bestritten hatte, während Moosbeere, Auril und Karnodrim über den Wolkenbergen in ein ungewisses Schicksal gestürzt waren. In diesem Traum – den das Irrlicht irgendwie dazu genutzt hatte, mit ihm in Kontakt zu treten und ihn wissen zu lassen, dass es ihr und den anderen gut ginge – war ihm die winzige Moosbeere plötzlich als menschengroße Frau erschienen. Aber war sie ihm damals zugleich nah und auch unendlich fern gewesen – durch einen glitzernden Schleier in Raum und Zeit getrennt, den sie beide nicht hatten überwinden können –, bestand diese Barriere hier und jetzt nicht mehr.
    Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Tarean diese überwältigende Nähe schwindeln lassen. Im Augenblick allerdings galt seine ganze Sorge dem Grund für die seltsame Verwandlung des Irrlichts.
    Moosbeere! Was geschieht hier? , rief der Junge – oder vielmehr er wollte es rufen, doch er vermochte nicht zu sagen, ob die Worte tatsächlich über seine Lippen kamen oder nur in seinem Geist geformt wurden.
    Er spürte, wie sich Moosbeeres Arme, die sie ihm um den Leib geschlungen hatte, auf seinem Rücken verkrampften. Es ist die Alte Macht , vernahm er ihre Worte in seinen Gedanken. Sie strömt auf mich ein, durch mich hindurch, in mich herein. Ich kann es nicht mehr beherrschen. Das Irrlicht klammerte sich an ihn und stieß einen lautlosen Schrei aus. Hilf mir, Tarean!
    Ich weiß nicht, was ich tun soll.
    Die Kugel aus goldenem Licht, in deren Mitte sie standen, flackerte und schien zwei-, dreimal für den Bruchteil eines Lidschlags in ein silbriges Weiß verwandelt. Genau das hatte er draußen auf dem Festplatz in Moosbeeres Aura beobachtet, und Tarean durchzuckte der verwirrende Gedanke, er könne sich innerhalb ihres Lichtfeldes befinden.
    Moosbeere! Er blickte sich verzweifelt um. Doch da war nichts als Helligkeit um sie herum, und er wagte es nicht, die Gefährtin loszulassen und aus ihrer Aura herauszutreten.
    Das zarte Geschöpf in seinen Armen zitterte nun unkontrolliert, und als Moosbeere den Kopf hob, sah er, dass sich glitzernde Schweißperlen auf ihrer makellosen Stirn gebildet hatten. Ihre Augenlider flatterten, und es schien dem Jungen, als glühten ihre blauen Augen darunter regelrecht.
    Moosbeere, ich …
    Auf einmal gab es einen Schlag, unhörbar und doch so laut, dass Tarean zusammenzuckte. Unvermittelt wechselte die Farbe der Lichtkugel um sie herum von Gold zu einem silbrigen Weiß. Moosbeeres Körper versteifte sich, und als der Junge zu ihr hinabblickte, sah er, dass auch ihr Gewand jegliche Farbe verloren hatte. Und aus ihren Augen … aus ihren Augen schlug ein weißes Feuer, das sich direkt in seine Seele zu fressen schien!
    WARUM?
    Tarean spürte, wie seine Knie unter dem Ansturm des Wortes nachgaben, und er keuchte schmerzerfüllt auf. Die Stimme in seinem Kopf dröhnte wie eine gewaltige Glocke. Es war eine mächtige, eine uralte Stimme, eine Stimme, wie er sie noch nie zuvor vernommen hatte.
    WARUM HABT IHR MICH ZURÜCKGELASSEN?
    Was? Seine Frage war kaum mehr als ein gequältes Flüstern.
    HELFT MIR. RETTET MICH. RETTET UNS ALLE. BITTE …
    Von einem Moment zum anderen war alles vorbei. Alles Licht verlosch, und es wurde stockfinster um Tarean.
    »Tarean?« Irgendwo über ihm in der Dunkelheit schwebte eine Stimme, aber er wusste nicht, wem sie gehörte und was sie von ihm wollte. »Tarean, wach doch auf!«
    Langsam, quälend langsam kehrte sein Bewusstsein in seinen Körper zurück. Er spürte, dass er auf einer harten, kalten Unterlage ruhte. Eine kühle Brise strich über sein Gesicht und von ferne drangen Musik und Lachen an seine Ohren. Wo bin ich? , wollte er fragen, aber es kam nur ein unverständliches Murmeln über seine Lippen.
    Er konzentrierte sich, öffnete die Augen und blinzelte ein paarmal, bis er die bunten Lichtflecke vertrieben hatte, die durch sein Sichtfeld tanzten. Nur einer widersetzte sich hartnäckig – ein goldenes Glühen direkt neben seinem Kopf. Es war Moosbeere, die sich, an seiner Seite schwebend, besorgt über ihn gebeugt hatte.
    Mit dieser Erkenntnis kehrte auch die Erinnerung wieder zurück. Die Sturmweihe, Moosbeeres Aufregung, der seltsame Hilferuf … Und nun lag er der Länge nach auf dem Steinfußboden seines Zimmers in der Himmelszitadelle, und durch das offene Fenster wehten die Geräusche der feiernden Vogelmenschen herein. Er stöhnte leise und

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