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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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wirkende Ketten über den Rücken und um den Hals des Drachen und waren dann so im Erdboden verankert worden, dass sich das urzeitliche Wesen dem Anschein nach um keinen Fingerbreit mehr rühren konnte. Rot glimmende Runen, die entfernt an die Zeichen der Steinmenschen erinnerten, doch ohne Frage dunkle Magie in sich bargen, bedeckten die einzelnen Kettenglieder.
    Langsam schritt der Junge näher. Auf den zweiten Blick fiel ihm auf, dass die kristallene Haut des Drachen keineswegs so makellos war, wie es zunächst ausgesehen hatte. An etlichen Stellen waren die Ränder der gläsern wirkenden Schuppen abgesplittert, einige wirkten gar in der Mitte gebrochen und waren blind geworden. Das strahlende Weiß der Brust des Drachens war von einem rauchgrauen Schleier getrübt und die mächtige Stirnplatte von einem Netzwerk fein verästelter Sprünge durchzogen. Erst jetzt bemerkte Tarean, dass sich der Brustkorb des riesigen Geschöpfs langsam hob und senkte, doch der kalte Atem, der aus dessen Kehle drang, hatte einen rasselnden Beiklang. Tarean hatte gelernt, vorsichtig bei der Beurteilung des Gesundheitszustands eines magischen Wesens zu sein – aber der Drache wirkte krank.
    »Na, was sagst du?«, rief Moosbeere, der das andächtige Schweigen des Jungen langsam zu viel wurde.
    Tarean holte tief Luft. »Ich denke, wir haben Kesrondaia gefunden.« Eine der sagenumwobenen Kristalldrachen.

 
    7
    DER AUFTRAG
    »WER BIST DU?«
    Die Stimme hallte in Tareans Schädel wider wie ein Kriegshorn in einer schmalen Kluft. Mit einem gequälten Aufstöhnen hob der Junge die Hände an die Schläfen und trat unwillkürlich zwei Schritte zurück, bevor es ihm gelang, sich zu fangen. »Mein Name ist Tarean«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich folgte mit meiner Gefährtin Moosbeere deinem Ruf.«
    Langsam öffnete Kesrondaia tellergroße Augen. Sie waren pupillenlos und erweckten den Eindruck, aus flüssigem Licht zu bestehen. Tarean fühlte sich an das Bad der Tränen erinnert, das ihm in der Stadt der Steinernen zuteilgeworden war. Für einige Herzschläge schien die Kristalldrachin ihn zu mustern. »DU BIST KEIN ORDENSRITTER«, stellte sie fest.
    Tarean sog scharf die Luft ein und widerstand nur mit Mühe dem Verlangen, lauthals zu fluchen. Die schlimmsten Kopfschmerzen, die ihm heimliche Zechgelage auf Dornhall eingebracht hatten, waren ein sanftes Streicheln gewesen, im Vergleich zu dieser Tortur. »Nein … ich bin kein Ordensritter. Aber mein Vater … Anreon von Agialon … er war ein Ritter der Kristalldrachen.«
    »DANN SAG MIR …«, setzte Kesrondaia an, doch sie wurde von einem winzigen Stimmchen unterbrochen, das ihr direkt neben dem massigen Schädel ins Ohr schrie.
    »He! Könntest du ein bisschen leiser denken, du ungehobeltes Riesenvieh?«, regte sich Moosbeere, ein winziges Insekt neben dem gewaltigen Leib der Drachin, lautstark auf. »Du siehst doch, dass er deine Stimme nicht erträgt!«
    Kesrondaia schien erstaunt den Kopf drehen zu wollen, doch die Ketten um ihren Hals ließen ihr nur wenig Bewegungsspielraum. Sie blinzelte und schwieg für einen Moment. Dann richtete sie erneut den Blick auf Tarean. »KOMM ZU MIR, JUNGE.« Sie gab sich Mühe, ihre Stimme sanft klingen zu lassen, doch noch immer dröhnte sie wie eine Sturmglocke durch den Geist des Jungen.
    Zögernd trat er auf die gefangene Kristalldrachin zu.
    Sie deutete ein Nicken mit dem mächtigen Schädel an. »BERÜHRE MICH.«
    Tarean schluckte. Einerseits fürchtete er das, was nun kommen mochte. Andererseits war er genau deswegen hierher, nach At Arthanoc, gereist. Stockend hob er den Arm und legte seine Rechte auf Kesrondaias gläserne Wange. Verblüfft stellte er fest, dass sich der Kristall zwar glatt und hart unter seinen Fingern anfühlte, aber keineswegs so kalt, wie er es unbewusst erwartet hatte. Es pulsierte eine Wärme durch Kesrondaias riesigen Leib, der Schlag eines großen, langsamen Herzen.
    Und dann überflutete der uralte Geist der Kristalldrachin sein Bewusstsein mit Bildern, und die wirkliche Welt um ihn versank.
    Sie befanden sich in einem weiten, flachen Tal, das von schier unmöglich hohen Bergketten vollkommen umschlossen war. Der weiche Erdboden war von etwas bedeckt, das Moos von grünlich-violetter Farbe hätte sein können, wäre es unter ihren Füßen nicht knisternd zerbrochen wie dünnes Eis. Zur Linken und zur Rechten erhoben sich eindrucksvolle Kristallformationen in einen tiefblauen, wolkenlosen

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