Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr
Straße in seiner Heimatstadt, ging er unzählige Male daran vorbei, ohne den geringsten Verdacht zu schöpfen, daß erst vor wenigen Stunden viele Menschen diesen Weg gegangen waren.
Bei seiner Suche rief er ständig den Namen der jungen Frau, aber das einzige Ergebnis war, daß er Numa, den Löwen, anlockte. Zum Glück sah er rechtzeitig dessen schattengleiche Gestalt heranschleichen, so daß er auf einen Baum klettern konnte, ehe die Bestie ihn erreichte. Dies setzte seiner Suche für den Rest des Nachmittags zunächst ein Ende, zumal der Löwe bis zum Einbruch der Dunkelheit unter ihm auf und ab wanderte.
Selbst als die Bestie sich in die Büsche geschlagen hatte, wagte Clayton nicht, in die pechschwarze Finsternis hinabzusteigen, und verbrachte so eine qualvolle und angsterfüllte Nacht auf dem Baum. Am nächsten Morgen kehrte er zum Strand zurück und ließ alle Hoffnung fahren, Jane Porter zu Hilfe eilen zu können.
In der folgenden Woche kam Monsieur Thuran schnell wieder zu Kräften. Er blieb in der Laubhütte liegen, während Clayton auf Jagd ging, um für sie beide Nahrung zu beschaffen. Die Männer redeten nicht mehr als nötig miteinander. Clayton hatte nun jene Hälfte des Unterschlupfs bezogen, die Jane Porter vorbehalten gewesen war, und sah den Russen nur, wenn er ihm Essen oder Wasser brachte oder andere hilfreiche Dienste erwies, die die Gebote der Menschlichkeit schlichtweg erforderten.
Als Thuran wieder herabsteigen und selbst nach Nahrung suchen konnte, wurde Clayton vom Fieber gepackt. Tagelang warf er sich auf seinem Lager im Delirium hin und her und litt unendlich, doch kein einziges Mal kam der Russe zu ihm. Der Engländer hätte keinen Bissen hinuntergebracht, aber der Durst bereitete ihm wahre Höllenqualen. Zwischen den wiederholten Fieberanfällen brachte er es trotz seiner Schwäche fertig, einmal am Tag zu dem Bach hinunterzusteigen und eine kleine Konservenbüchse, die zu der kümmerlichen Ausstattung des Rettungsbootes gehört hatte, mit Wasser zu füllen.
Thuran verfolgte seine Bemühungen jedesmal mit einem Ausdruck boshaften Vergnügens – er schien sich förmlich am Leiden dieses Menschen zu weiden, der ihn noch vor kurzem trotz der berechtigten Verachtung, die er ihm entgegenbrachte, dennoch nach Kräften versorgt hatte, als er von dem gleichen Leiden aufs Lager geworfen worden war.
Clayton war schließlich so schwach, daß er die Laubhütte nicht mehr verlassen konnte. Einen Tag lang litt er Durst, ohne den Russen um Hilfe zu bitte, aber als er es nicht länger ertragen konnte, bat er Thuran, er möge ihm doch etwas zu trinken holen.
Der Russe trat mit einer Schüssel Wasser in der Hand zum Eingang in Claytons Hälfte. Ein widerliches Grinsen entstellte sein Gesicht.
»Hier ist Wasser«, sagte er. »Aber vorher möchte ich Sie daran erinnern, daß Sie mich bei der Dame verleumdet haben – daß Sie sie für sich selbst haben und sie nicht mit mir teilen wollten …«
Clayton fiel ihm ins Wort. »Schweigen Sie!« rief er. »Was für ein Schweinehund sind Sie nur, daß Sie es fertigbringen, den Charakter einer anständigen Frau in den Schmutz zu ziehen, von der wir annehmen können, daß Sie tot ist! O Gott! Wie töricht von mir, Sie am Leben zu lassen – Sie sind nicht würdig zu leben, nicht einmal in diesem üblen Land hier.«
»Hier ist Ihr Wasser«, sagte der Russe. »Das ist alles, was Sie kriegen werden.« Damit hob er die Schüssel an die Lippen und trank. Den Rest goß er auf die Erde. Dann wandte er sich um und verließ den kranken Mann.
Clayton drehte sich auf die Seite, vergrub das Gesicht in den Armen und gab den Kampf auf.
Am nächsten Tag beschloß Thuran, sich die Küste entlang nach Norden auf den Weg zu machen, denn er wußte, daß er dort auf bewohnte Gegenden und zivilisierte Menschen stoßen müsse – zumindest wäre er dort nicht übler dran als hier, außerdem gingen ihm die Fieberphantasien des sterbenden Engländers auf die Nerven.
Noch am selben Tag traf er auf eine kleine Hütte am Strand und schöpfte sofort neue Hoffnung, da er in ihr einen Beweis für die Nähe der Zivilisation sah. Er hielt sie für den Vorposten einer nahegelegenen Siedlung. Hätte Nikolas Rokoff gewußt, wem sie gehörte, und daß der Besitzer im gleichen Augenblick nur einige Meilen landeinwärts weilte, so hätte er den Ort gemieden wie die Pest. Aber er wußte es nicht, deshalb blieb er einige Tage und genoß die Sicherheit und vergleichsweise Behaglichkeit der
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