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Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr

Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr

Titel: Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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konnte.
    Einige Stunden lag er, bis die ersten Sonnenstrahlen durch den senkrechten Spalt sickerten; dann hörte er das Tappen nackter Füße in den umgebenden Gängen und sah einen Augenblick später, wie sich die Balkons mit verschlagen aussehenden Gestalten füllten. Fast gleichzeitig betraten zwanzig oder noch mehr von ihnen den Hof.
    Einen Moment war jedes Auge auf die Mittagssonne gerichtet, dann stimmten sie einen leisen, unheimlichen Gesang an. Bald darauf begannen jene im Hof zum Rhythmus der erhabenen Melodie zu tanzen. Sie umkreisten ihn langsam und ähnelten dabei träge schlurfenden Bären, sahen ihn jedoch nicht an, sondern blickten mit ihren kleinen Augen in die Sonne.
    Der monotone Gesang und der Tanz dauerten zehn Minuten oder noch länger, dann wandten sich plötzlich alle gleichzeitig mit erhobenen Knüppeln ihrem Opfer zu, stießen ein entsetzliches Geheul aus, verzogen die Gesichter zu teuflischen Fratzen und fielen schließlich über ihn her.
    Im selben Moment tauchte inmitten der blutdürstigen Horde eine weibliche Gestalt auf, deren Knüppel sich von den anderen dadurch unterschied, daß er aus massivem Gold bestand. Damit schlug sie die Schar der Angreifer zurück.
     
     

La
     
    Als Tarzan sich vor Augen führte, mit welcher Leichtigkeit die Frau ganz allein zwanzig gorillaähnliche Männer zurückgeschlagen hatte, glaubte er einen Augenblick lang, ein Wunder habe ihn gerettet, herbeigeführt durch eine seltsame Laune des Schicksals. Aber als er die Männer kurze Zeit später wieder ihren Tanz um ihn herum aufnehmen sah, während sie sie mit routinemäßig vorgetragenem, monotonen Singsang begleitete, gelangte er zu dem Schluß, dies alles sei nur Teil der Zeremonie, bei der er im Mittelpunkt stehe.
    Nach einer Weile zog die Frau ein Messer aus dem Gürtel, beugte sich über ihn und zerschnitt seine Fußfesseln. Als die Männer ihren Tanz beendet hatten und näher traten, gebot sie ihm mit einer Handbewegung aufzustehen. Sie legte die Leine, die seine Beine umschnürt hatte, um seinen Hals und führte ihn über den Hof, wobei die Männer paarweise folgten.
    Durch gewundene Korridore zog sie ihn immer weiter in entferntere Räume des Tempels, bis sie ein großes Gemach betraten, in dessen Mitte ein Altar stand. Endlich erfaßte Tarzan die seltsame Zeremonie, die seiner Einführung in dieses Allerheiligste vorausgegangen war.
    Er war Nachfahren der alten Sonnenanbeter in die Hände gefallen. Seine scheinbare Rettung durch eine Anhängerin der Hohenpriesterin der Sonne war nur Verschleierung ihrer heidnischen Zeremonie gewesen – die durch die Öffnung in der Decke des Innenhofes auf ihn herabblickende Sonne hatte ihn als ihr Eigentum bezeichnet, und die Priesterin war aus dem Innentempel zu ihm gekommen, um ihn den unreinen Händen der Erdenbürger zu entreißen – und ihrer Flammengöttin als Menschenopfer darzubringen.
    Hätte es einer weiteren Bestätigung für die Richtigkeit dieser Theorie bedurft, so brauchte er nur einen Blick auf die bräunlichen Flecke zu werfen, die den Steinaltar und den Erdboden rings um ihn bedeckten, oder auf die Menschenschädel, die ihn aus zahllosen Nischen in den hoch aufragenden Mauern angrinsten.
    Die Priesterin führte ihr Opfer zu den Altarstufen. Abermals füllten sich die Galerien über ihm mit Wächtern, während aus einem Torbogen am östlichen Ende des Raumes eine Prozession von Frauen langsam hereinschritt. Sie trugen wie die Männer nur Tierfelle um die Hüfte, die von Ledergürteln oder Goldketten gehalten wurden. Ihr üppiges Haar war mit Kopfschmuck durchwirkt, der aus vielen runden und ovalen Goldstücken bestand und auf sinnreiche Weise zusammengehalten wurde, so daß eine Art Kappe entstand, an deren beiden Seiten lange Schnüre ovaler Goldstücke bis zur Hüfte herabhingen.
    Die Frauen waren schöner gebaut als die Männer, ihre Gesichtszüge waren vollendeter, die Kopfform und die großen, sanften, schwarzen Augen wiesen auf weit höhere Intelligenz und Menschlichkeit, als sie ihren Herren und Meistern eigen war.
    Jede Priesterin trug zwei goldene Becher, und als sie sich auf einer Seite des Altars aufgereiht hatten, taten die Männer es ihnen nach, traten vor und nahmen der jeweils gegenüberstehenden Frau einen Becher ab. Abermals wurde gesungen, dann tauchte aus dem dunklen Gang hinter dem Altar eine andere Frau aus den höhlenartigen Tiefen unter dem Gemach.
    Die Hohepriesterin, sagte sich Tarzan. Sie war noch jung und hatte ein

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