Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr
der diesem Phänomen nicht gelegentlich zum Opfer fiel. Der Priester war tollwütig geworden und lief mit dem schweren Knüppel unter seinesgleichen Amok.
Sein Wutgebrüll klang furchterregend, als er wild umherraste, mit seiner riesigen Waffe entsetzliche Schläge austeilte oder seine gelben Zähne in das Fleisch eines unglücklichen Opfers schlug. Die ganze Zeit stand die Priesterin mit erhobenem Messer über Tarzan und starrte das tollwütige Monstrum entsetzt an, das unter ihren Hilfspriesterinnen Tod und Verderben säte.
Im Nu war der Raum leer, sah man von den Toten und Sterbenden ab, die auf dem Boden lagen, von dem Opfer auf dem Altar, der Hohenpriesterin und dem Amokläufer. Als sein tückischer Blick auf die Frau fiel, leuchteten seine Augen in plötzlich erneuter Gier auf. Langsam schlich er sich an sie heran, und jetzt redete er. Jedoch vernahm Tarzan diesmal zu seiner Überraschung Worte, die er verstehen konnte. Es war eine Sprache, von der er am wenigsten erwartet hätte, daß er sie je zur Verständigung mit menschlichen Wesen gebrauchen könne. Er hörte das tiefe, gutturale Bellen großer Menschenaffen – seine Muttersprache. Und die Frau antwortete dem Mann in derselben Sprache.
Er drohte – sie versuchte, ihn zu Verstand zu bringen, denn es war offensichtlich, daß ihre Autorität keine Macht mehr über ihn hatte. Der Unmensch war jetzt ganz nahe, kam um die Ecke des Altars gekrochen und streckte die klauenartigen Händen nach ihr aus.
Tarzan riß an den Fesseln, die seine Arme hinter ihm festhielten. Die Frau sah es nicht – sie hatte ihr Opfer angesichts der Gefahr, die ihr selbst drohte, vor Schreck völlig vergessen. Als der Unmensch an Tarzan vorbeisprang, um seine Beute zu packen, riß der Affenmensch mit übermenschlicher Anstrengung an den Lederriemen, die ihn hielten. Im Ergebnis dessen rollte er auf der der Priesterin gegenüberliegenden Seite vom Altar auf den Steinfußboden. Aber als er auf die Füße sprang, fielen die Riemen von ihm ab. Zugleich entdeckte er, daß außer ihm niemand mehr im Innentempel war – die Hohepriesterin und der wahnsinnig gewordene Priester waren verschwunden.
Da vernahm er einen unterdrückten Schrei aus der höhlenartigen Einmündung des dunklen Ganges jenseits des Opfersteins, durch den die Priesterin den Tempel betreten hatte. Ohne einen Gedanken an die eigene Sicherheit oder die Fluchtmöglichkeit zu verschwenden, die diese schnelle Folge glücklicher Umstände ihm eröffnet hatte, antwortete Tarzan von den Affen auf den Ruf der in Gefahr befindlichen Frau. Mit einem geschmeidigen Sprung war er am gähnenden Einlaß zu der unterirdischen Kammer, und einen Moment später rannte er eine jahrhundertealte Flucht von Steintreppen hinab, von denen er gar nicht wußte, wohin sie führten.
Der schwache Lichtschein, der von oben hereindrang, zeigte ihm ein großes Gewölbe mit niedriger Decke, von dem verschiedene Gänge in kohlschwarze Finsternis führten, aber er brauchte keinen unbekannten Weg zu beschreiten, denn vor ihm lagen diejenigen, die er suchte. Der tollwütige Unhold hatte die Frau auf den Boden geschleudert, und gorillaartige Finger umschlossen krampfhaft ihre Kehle, während sie verzweifelt versuchte, der blindwütigen Raserei dieses grauenhaften Wesens zu entrinnen.
Als Tarzans schwere Hand auf die Schulter des Priesters niedersauste, ließ dieser von seinem Opfer ab und wandte sich ihrem Retter zu. Wutschäumend und die Zähne bleckend kämpfte der tollwütige Sonnenanbeter mit der verzehnfachten Kraft eines Wahnsinnigen. In seiner Blutgier und Raserei hatte diese Kreatur eine völlige Verwandlung durchgemacht und war zu einem wilden Tier geworden, das den Dolch im Gürtel ganz vergessen hatte und nur an die ihr von der Natur verliehenen Waffen dachte, mit denen sein urzeitlicher Vorfahre schon gekämpft hatte.
Aber wenn er Zahne und Hände auch vorteilhaft zu nutzen wußte, hatte er es doch mit jemandem zu tun, der sich in den vorzeitlichen Kampfmethoden, zu denen der Priester Zuflucht genommen hatte, noch besser auskannte, denn Tarzan von den Affen schloß ihn in die Arme, sie fielen zu Boden und verkrallten sich ineinander wie zwei Affenmännchen, während die Hohepriesterin sich an die Wand schmiegte und mit weit geöffneten Augen die knurrenden und beißenden Tiere zu ihren Füßen fasziniert beobachtete.
Schließlich sah sie, wie der Fremde die Kehle seines Gegners mit kraftvoller Hand umschloß, den Kopf des Tollwütigen weit
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