Tascosa (German Edition)
Geschichte vom
verlorenen Pferd und dem langen Heimweg zu Fuß. Sie wusste, dass das nicht
passieren würde, und dennoch, die Hoffnung darauf ließ sie nicht
zusammenbrechen.
Immer noch wach, immer noch aus der Tür
starrend, sah sie wie der Suchtrupp im Dunkeln noch vor der Morgendämmerung
aufbrach. Randy sah zu ihr herüber und winkte kurz.
* * *
Nachmittags kehrte der Suchtrupp zum Fort
zurück. Amanda wusste, dass es Neuigkeiten gab, als sie sah wie sie direkt zum
Colonel's Office gingen. Ein paar Minuten später ließ er sie rufen. Amanda
stand mit zitternden Knien auf und folgte dem Gefreiten.
Als sie eintrat, stand der Colonel auf.
"Miss Clark. Bitte." Er deutete auf einen Stuhl.
Sie setzte sich hin und sah all die
schweigsamen Gesichter an. Was auch immer sie zu sagen hatten, sie wollte es
nicht hören. Sie wusste es eh. Der Raum roch noch nach abgestandenem Zigarrenrauch,
aber jetzt vermischte er sich mit dem Geruch nach Schweiß und Leder. An der
Fensterscheibe hinter dem Kopf des Colonels war ein schmieriger Fettfleck und
eine Mücke flog gegen das Fenster. Amanda fragte sich, warum ihr in einem
solchen Moment diese Details auffielen.
"Captain", sagte der Colonel,
"erzählen Sie weiter."
"Miss Clark, wir haben die Stelle
gefunden, wo die Katze Bradford angegriffen hat. Es muss einen schweren Kampf
gegeben haben, aber von ihm keine Spur. Tut mir Leid." Die Augen des Captains
waren mit Bedauern erfüllt.
"Wenn sie ihn nicht gefunden haben, warum
suchen Sie dann nicht weiter?" fragte sie scharf.
"Weil er davon geschleppt wurde, Ma'am.
Die Gegend ist voll mit Höhlen und Felsen. Wir haben die Spur an einem Bach
verloren. Er kann überall sein."
"Davon geschleppt? Von wem?" Sie
verstand gar nix. Sie sah fragend in jedes Gesicht und erkannte, dass es ihr
niemand sagen wollte. "Von wem?" fragte sie wieder, diesmal lauter,
und durchbohrte den Captain mit Blicken.
Er blinzelte kurz und sagte dann zögernd:
"Von der Katze."
Amanda's braune Augen wurden weit, als sie
versuchte zu verstehen. Als sie schließlich begriff, begann der Raum sich wild
zu drehen und es wurde ihr kalt — kälter als je zuvor in ihrem Leben.
"Miss Clark? Was ist?" hörte sie
eine Stimme in der Ferne fragen. "Holt einen Cognac. Schnell!" Als
nächstes merkte sie, wie ihr jemand starken Branntwein einflößte, der im Hals
brannte und sie würgte. Sie setzte sich auf und schnappte nach Luft.
Als sie den Colonel wieder ansah, stiegen ihr
Tränen in die Augen und sie flehte ihn wortlos an, zu sagen dass es nicht wahr
war.
Aber er konnte nichts sagen, was etwas anderes
bedeutet hätte. "Es tut mir so leid, Miss Clark", murmelte er. Er
nickte dem Captain wieder zu, und dieser begleitete sie in ihr Zimmer.
"Wenn Sie irgendwas brauchen", bot
der Captain an, "dann lassen Sie es uns wissen."
"Ich werde morgen früh abreisen. Könnte
mich jemand informieren, bevor die Kutsche hier ist?"
"Natürlich." Er ging durch die Tür
und schloss sie hinter sich. Sie saß wie betäubt auf der Bettkante und wusste
nicht, was sie tun sollte. Als eine Stunde vergangen war, klopfte jemand an
ihre Tür.
"Herein", sagte sie mit lebloser
Stimme. Sie hatte sich nicht von der Stelle gerührt, hatte nicht gemerkt, wie
die Zeit vergangen war.
"Miss Amanda", Randy kam mit Bill
durch die Tür. "Es tut uns so schrecklich Leid."
Amanda warf Randy einen Blick zu, sah in sein
vertrautes, trauriges Gesicht, sprang auf und warf sich ihm schluchzend in die
Arme. Er taumelte einen Schritt rückwärts. Der abgehärtete Wrangler zog sie
fest zu sich heran und hielt sie, während ihr Herz vor Kummer blutend in eine
Million Scherben zersprang.
"Süße Kleine", flüsterte er ihr ins
Ohr. "Süße Kleine, du tust mir so Leid."
Amanda klammerte sich an sein Hemd und
zitterte in seinen Armen. "Ach, Nate, was soll ich ohne dich tun?"
brachte sie zwischen Schluchzern hervor. Randy konnte sie nur halten und weinen
lassen. Bill stand neben ihnen und es rannten ihm heiße Tränen über das wettergegerbte
Gesicht.
Sie stand lange Zeit in Randys Armen und
konnte nicht aufhören zu weinen. Schließlich trat sie zurück.
"Tut mir Leid, Randy. Ich wollte dich
nicht ängstigen." Sie sah suchend nach etwas, um das Gesicht abzuwischen.
Bill zog aus seiner Hosentasche ein altes Bandana und gab es ihr.
"Du brauchst dich für nix zu
entschuldigen", murmelte Randy. "Nate war mein bester Freund und ich
würde alles für ihn tun. Das gilt für dich genauso. Wenn du dich noch
Weitere Kostenlose Bücher