Tascosa (German Edition)
brüllte er,
presste die Augen zu und hielt sich die Schläfen, als ob er einen Lärm stoppen
wollte.
Sylvia rutschte langsam rückwärts übers Bett
und hoffte die Tür zu erreichen und damit unten in Sicherheit zu kommen. Brian
hörte sie, machte ein Auge auf, packte sie an einem Knöchel und zog sie zurück.
"Ich hab doch gesagt, wir sind noch nicht
fertig!" Er schlug sie einmal — zweimal ins Gesicht. Sie brach in Tränen
aus, als er sie auf den Bauch warf und seine Finger in ihre Hüften bohrte. Mit
jedem Stoß grölte er "lieb — mich — lieb — mich — lieb — mich."
Einige Zeit später, als sein Körper
schließlich zu schlaff und besoffen war, um seinen Zorn zu steuern, taumelte
Brian aus Sylvias Zimmer und die Hintertreppe runter. Er hatte kein Mitleid mit
der Hure, die er geschlagen und verängstigt zurückließ. Er meinte, er hätte
Amanda vor seiner Rage bewahrt. Zumindest wäre sie jetzt im Haus vor ihm
sicher.
* * *
Am nächsten Morgen stand Brian trotz seines
Katers früh auf. Er war mit seinem Frühstück fast fertig, als Amanda die Treppe
runter kam.
"Warum hast du mich nicht geweckt?"
fragte sie und setzte sich am Tisch auf ihren Platz.
"Nicht nötig." Seine knappe Antwort
erwiderte sie mit einem scharfen Blick.
"Buenos dias, Señora" , sagte Rosita als sie aus der Küche kam, um ihr den Teller
hinzustellen.
"Guten Morgen."
Als Rosita draußen war, legte Amanda die Hand
auf Brian's Arm. "Wie geht's dir?"
"Gut. Warum?"
"Du siehst blass aus. Hast du genug
geschlafen?"
"Hab gesagt mir geht's gut."
"Schon gut. Hab nur gefragt." Sie
nahm einen Schluck Kaffee und wunderte sich über seine schlechte Laune.
"Gehst du heut in die Stadt?" fragte
er.
"Nee. Wir tapezieren das Kinderzimmer.
Warum? Willst du dass ich in der Stadt was für dich abhole?"
"Nein."
Als sie sah, wie er die Zähne zusammenbiss,
versuchte sie es noch einmal. "Liebling, was ist los?" Sie sah, wie
er die Arme verschränkte und aus dem Fenster starrte. "Ist es wegen Nate's
Brief?"
Aufgewühlt von ihrer Doppelzüngigkeit sah er
sie schließlich an. "Liebst du ihn noch?"
Amanda erstarrte auf ihrem Stuhl.
Er beugte sich vor, ergriff ihr Handgelenk und
quetschte es brutal. "Also, ja oder nein?"
"Brian, du tust mir weh."
Er sah runter auf seine Hand über ihrer und
ließ langsam los. Rote Male blieben zurück, wo grade noch seine Finger waren.
Sie rieb sich das Handgelenk. "Ich… ich
weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Ich hatte grad angefangen, mich mit
dir in unserm Haus wohl zu fühlen. Ich bin immer noch unter Schock und weiß
nicht, was ich fühle. Aber, ich versprech dir, dass ich dich nicht verlasse. Da
brauchst du dir keine Sorgen zu machen."
Sein zweifelnder Blick machte ihr Angst. Sie
legte ihre Hand sanft an seine Wange. "Ich versprech's. Ich verlass dich
nicht. Bitte glaub mir."
Er nahm ihre Hand aus seinem Gesicht und stand
auf. "Warten wir's ab."
Kapitel 28 — Im Mietstall
Nate fing bei der Armee genau da wieder an, wo
er aufgehört hatte: Pferde zureiten und Jagen. Wenn auch Brian sein Kind
großziehen würde, hatte Nate doch Pläne für es. Sein Traum von einem
Fuhrbetrieb kam ihm jetzt sogar noch notwendiger vor. Er musste zwar noch
einmal bei null anfangen, aber das machte ihm nichts aus. Nate sah in seinem
Leben keinen anderen Sinn mehr, als so gut wie möglich für sein Kind zu sorgen.
Aus den Tagen wurden Wochen, wo Nate sich
verzweifelt in die Arbeit stürzte. Jedes Mal wenn die Post in die Baracken
gebracht wurde, tat er zwar uninteressiert, aber innerlich wurde sein
Hoffnungsballon immer größer und größer, bis er platzte weil wieder kein Brief
von Amanda dabei war.
Eines Abends, als draußen schwüles Wetter war
und Nate schlechte Laune hatte, ging er raus weil er nicht hören wollte, wie
die anderen ihre Post lasen. Das ging ihm an die Nieren. Er lief zum Korral, wo
ein paar frisch zugerittene Pferde mit ihrem Schweif müde gegen die Fliegen
schlugen. Er lehnte sich an den Zaun und rieb einem Pferd die samtweiche Nase,
während seine Gedanken zu der Stelle wanderten, die für ihn die
allergefährlichste war — seine Erinnerungen an Amanda.
Trotz ihrer Heirat hatte er gedacht, dass er
doch mal irgendwas von ihr hören würde bis jetzt. Ihr Schweigen kam ihm
vor wie der Todesstoß für seinen Lebenshauch. Konnte sie so schnell aufhören,
ihn zu lieben? Liebte sie jetzt McLeod? Diese Fragen umklammerten sein Herz bis
es wehtat.
"Was machst 'n hier draußen
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