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Tastenfieber und Liebeslust

Titel: Tastenfieber und Liebeslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Mascha Blankenburg
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auf sie einlassen wird. Vielleicht will er sich doch ein Hintertürchen aufhalten und wird vielleicht Feuer fangen, wenn ihm eine interessante, vor allem humorvolle Frau schreiben wird.
     
    MARION – also ich schrieb:
     
    [email protected]
    30. Juli -13:17 Uhr
    Verehrter Inserent,
    Ihr intelligentes, charmantes, selbstironisches Inserat im Tagesspiegel hat mir gefallen. Ich antworte etwas verspätet, weil ich in der vergangenen Woche meinen 64. Geburtstag in Hamburg feierte, der Stadt, in der ich geboren wurde. Zurück in Berlin überreichte mir mein Enkel (10 Jahre) sein Geschenk: ein silbernes, kleines Couvert. Als ich es öffnete, fand ich eine Kontaktanzeige und einen hinzugefügten Zettel meines kleinen Lieblings mit dem Text ›Oma, das ist der Richtige für Dich.‹
     
    Ich folge seiner Empfehlung, wenn ich mich – vielleicht ist es schon zu spät, und Sie haben bereits die Dame Ihres Herzens gefunden – als Bewerberin um Ihre Gunst vorstelle. Ich bin seit 14 Jahren geschieden, habe drei Kinder und zwei Enkel. Mein Freundeskreis ist eine wichtige Bereicherung in meinem Leben, das mich bisher mit Höhen und Tiefen beschenkt hat.
     
    Ich bin ein positiv denkender und optimistischer Mensch, was Sie schon daran erkennen können, dass ich auf Ihre Kontaktanzeige antworte. Nach meiner Scheidung hatte ich zwei Beziehungen, die mich letztlich nicht glücklich machen konnten, sodass ich mich von beiden Herren wieder trennte.
    Das Auf und Ab in den Gefühlen der Liebe (bitte nehmen Sie meine Formulierung nicht im Sinne von körperlicher Bewegung), der Wechsel von Glück und Enttäuschung hat mich frustriert zurückgelassen, sodass ich nun vier Jahre ohne Partner gelebt habe.
    Da ich seit einem Jahr Pensionärin bin (Oberstudienrätin Deutsch und Religion), habe ich mehr Zeit als je zuvor und würde sie gerne mit einem gebildeten, lebensfrohen Mann teilen. Dabei denke ich an Wanderungen (den ›neuen‹ Osten unseres Landes kenne ich noch gar nicht), Konzert- und Opernbesuche (ich liebe Wagners gigantische Musik!) oder Fahrradtouren, Zusammensein mit netten Menschen, und – natürlich – sollten Sie mir gefallen und ich Ihnen, mit den Freuden, die die körperliche Liebe schenken kann.
    Letzteres erwähne ich deshalb, weil die meisten älteren Herren diesen wunderschönen und wichtigen Teil in einer Altersbeziehung für vernachlässigbar halten, sei es aus Unvermögen (Impotenz), oder geistiger Trägheit, also Fantasielosigkeit.
    Meine ›Schönheit‹ anzupreisen, widerstrebt mir. Deshalb nur so viel: 168 cm, 68 kg, blond, Augen groß und blau. Ich lebe seit meiner Scheidung in einem schönen Haus in Berlin Spandau und fühle mich darin sehr wohl. Hier wird gefeiert und roter Wein getrunken, gelacht und getanzt, meine Enkel sind gerne hier und auch deren Freunde.
    Und nun würde ich mich freuen, etwas von Ihnen zu erfahren. Zwei HSA! O là, là! Habe ich nebenbei auch. Ob uns noch mehr verbindet?
    Mit herzlichem Gruß
    Marion
     
    Was sagst Du? Gut, ne? Und auch er schrieb mir auf mein Inserat, ich habe natürlich gleich seinen Schreibstil erkannt. Zusätzlich hatte er in seiner Schusseligkeit auf der Rückseite des Couverts seine Adresse per Hand geschrieben!
    Lass es Dir gut gehen und sei nicht zu traurig, dass Robert in Wien auf der Bühne steht! Ihr seht Euch ja bald wieder.
    Sei umarmt
    Deine Eva-Marion
     
     
    Dr. Ingo Kalisch
    Dernburgstr. 25
    14057 Berlin
    e-mail:kalisch44@ web.de
    Berlin, den 30.7.
    Liebe, verehrte Inserentin,
    mehrere Stunden bin ich mit dem Problem schwanger gegangen, ob ich Ihnen überhaupt schreiben darf. Ich bin nämlich ebenfalls Neuberliner (seit 1. Juli!) und kann Ihnen Berlin noch nicht zeigen. Schließlich dachte ich, den Mut, den Sie haben, müsste ich doch auch zusammenkratzen können!
    Aber es gibt ja in dieser schönen Stadt Pläne und Fremdenführer, die wir uns kaufen und dann Seite für Seite abwandern könnten. Ich habe Zeit und möchte Berlin ebenfalls genauer kennenlernen. Wenn mir dies in sanfter, fröhlicher oder feuriger Begleitung (mit einer einzigen Eigenschaft wäre ich schon äußerst zufrieden) möglich wäre, würde ich die Stadterkundung natürlich noch mehr genießen.
     
    Es ist doch in Berlin wohl genauso wie in anderen Städten. Die Urbevölkerung kennt meistens nur den eigenen Stadtteil und hat die Nase selten über die Grenze dessen Postleitzahl gesteckt. Wenn es mir gelungen sein sollte, diese erste Hürde übersprungen zu haben, wäre ich sehr

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