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Tatort Doppelbett

Tatort Doppelbett

Titel: Tatort Doppelbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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rosaroten Lippenstifts. Auf den Lippen schmeckte ich das kaum wahrnehmbare Aroma von Himbeeren. leb beförderte das Tuch ins Klosettbecken, spülte und kehrte zu Elsie zurück. »An die Arbeit.«
    Mit dem Telefonapparat fing ich an. Dann kamen die Kopf- und Fußleisten der Betten, die Unterseite des Toilettentisches, der Rahmen des ovalen Drehspiegels dran. Im Bad nahm ich mir das Arzneischränkchen, den Zahnbürstenhalter und die Fensterrahmen vor. Dann ging's zurück zu den Stühlen, dem Armsessel und dem Tisch.
    Von Zeit zu Zeit entdeckte ich gute Fingerabdrücke. Ich nahm sie ab, numerierte sie, diktierte Elsie den Fundort und deponierte sie in dem dazu vorgesehenen Behälter meiner Spurensicherungsausrüstung. Elsie bearbeitete die Stelle, die ich mit Puder bestäubt hatte, dann mit Wasser und Seife, um jeden Hinweis auf meine Tätigkeit zu beseitigen.
    Um drei Uhr morgens hatte ich fünfzehn deutlich erkennbare Fingerabdrücke zusammen, nur hatte ich natürlich nicht den Schimmer einer Ahnung, von wem sie stammten.
    »Und jetzt?« fragte Elsie, als wir fertig waren.
    »Jetzt verlassen wir diese gastliche Stätte und gehen was essen. Ich hab' Lust auf Eier und Schinken.«
    »Was ist in dem Pappkarton?«
    »Champagner, Gläser und Trockeneis.«
    »Donald, von dem einen Glas — an dem Lippenstift dran war — haben Sie einen Abdruck abgenommen.«
    »Stimmt.«
    »Und ich hab's abgewaschen. War das so richtig?«
    »Klar. Waschen Sie das andere auch aus und tun Sie beide in den Karton.«
    Elsie gehorchte. »Und was machen wir jetzt?«
    »Sie gehen zu Ihrem Wagen und ich zu meinem. Sie folgen mir.«
    »Wohin?«
    »In ein Restaurant.«
    »Donald, können Sie nicht — möchten Sie nicht wenigstens noch e in paar Stunden schlafen?«
    »Das ist eine gute Idee. Und was tun Sie solange?«
    »Ich könnte doch im Wagen warten.«
    »Seien Sie nicht albern.«
    »Na schön, ich könnte — ich —, was schlagen Sie vor, Donald?«
    Ich schlenderte zum Bett hinüber. »Legen Sie Ihren Kopf auf meinen Arm, und dann schlafen wir beide noch ein bißchen. Sie haben's genauso nötig wie ich. Danach gehen wir frühstücken.«
    »O nein, das geht doch nicht...«
    »Herrje, warum denn nicht?« Ich wickelte mich fest in meinen Mantel und streckte den Arm aus.
    Sie zögerte einen Moment lang, schlüpfte dann ins Bett und legte den Kopf auf meinen Arm. Nach einer Weile entspannte sie sich, und ich rutschte dicht an sie heran in die mollige Wärme ihres Körpers.
    Fünf Minuten später war ich fest eingeschlafen.
    Als ich aufwachte, wurde es draußen bereits hell, und Elsie lag eng an mich gekuschelt. Ich stützte mich auf den Ellenbogen und sah sie an. Ihre Lippen zuckten, ihre Lider flatterten ein paarmal, und dann schlug sie die Augen auf. Zuerst wußte sie nicht, wo sie war, und machte ein erschrockenes Gesicht. Dann fiel ihr Blick auf mich, und sie stotterte: »Donald! Was — was...«
    »Zeit zum Auf stehen.«
    »Oh«, sagte sie, machte aber keine Anstalten dazu.
    »Kaffee und was zu essen würde uns jetzt nicht schaden. Ich hab' einen Mordshunger.«
    Sie hob die Hand und strich mir mit den Fingerspitzen übers Gesicht. »Rasieren müssen Sie sich auch.«
    »Sie haben wohl Angst, daß ich Sie kratze?« fragte ich.
    »Ach, das wäre mir egal.« Sie legte mir plötzlich die Arme um den Hals und zog mich zu sich hinunter.
    Wir blieben noch fünf oder zehn Minuten liegen. Dann schubste Elsie mich weg, sprang aus dem Bett und zupfte sich mit hastigen Bewegungen den Rock herunter.
    »Was müssen Sie jetzt von mir denken, Donald?« sagte sie.
    »Wieso?«
    »Na, daß ich so was tun konnte.«
    »Das bißchen Knutschen? Haben Sie das denn noch nie gemacht?«
    »Doch, im Auto, aber noch nie — noch nie...«
    »Ist das nicht dasselbe?«
    »Nein!« Ihr Gesicht war feuerrot. Sie raste ins Bad und knallte die Tür hinter sich zu.
    Ich stand auf und fuhr mir mit einem Taschenkamm durchs Haar. Als Elsie nach zehn Minuten wieder zum Vorschein kam, verschwand ich im Bad und wusch mir das Gesicht mit kaltem Wasser. Dann gab ich das Zeichen zum Aufbruch. »Und denken Sie dran, Elsie, daß Sie sich hinter mir halten müssen. Sollte sich ein Wagen zwischen uns schieben, dann biegen Sie an der nächsten Ecke einfach ab und fahren direkt nach Haus.«
    »Warum? Was bedeutet es denn, wenn sich ein Wagen zwischen uns schiebt?«
    »Es würde bedeuten, daß mich jemand beschattet.«
    Ich gab ihr einen guten Vorsprung, schlenderte dann zu meinem Wagen, startete

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